Die Badische Landesbühne zeigte in der Tauberbischofsheimer Stadthalle den Märchenklassiker „Die Bremer Stadtmusikanten“ von Peter Ensikat nach den Brüdern Grimm. Die Botschaft vom alten Esel, der immer mehr Mühe hat, die schweren Säcke in einer Mühle zu schleppen, vom müden Hund, der Prügel statt Futter bekommt und weggejagt wird, von der Katze, der in dieser Theaterfassung ihre Aufgaben als „Sekretärin“ nicht mehr so leicht von der Hand gehen und dem Hahn, der in den Suppentopf kommen soll, wurde spielfreudig mit viel Gesang transportiert.
In der Inszenierung von Bianca Sue Henne gefiel besonders die liebevolle Zeichnung der unterschiedlichen Charaktere der Tiere, die Ines Unser mit fast futuristisch anmutenden, farblich zu den Kostümen passenden Tiermasken ausgestattet hatte. Weil die Tiere mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften sich erst zusammenraufen mussten, um nach der Flucht von ihrem Zuhause als Musikband in Bremen auftreten zu können, entwickelte sich eine unterhaltsame Geschichte über eine immer stärker werdende Freundschaft des Quartetts, das trotz vieler Zweifel das gemeinsame Ziel nicht aus den Augen verlor.
Tim Tegtmeier gab den ganz und gar nicht dummen, eher gutmütigen Esel, der weitaus mehr konnte, als mit den langen Ohren hin und her zu wackeln und ein langes "Iiiiaaaah" von sich zu geben. Den Kindern spielte er mit den typischen Bewegungen einen Esel vor, der die Vorurteile von einem dummen und störrischen Tier gründlich widerlegte. Denn der Esel war weder störrisch, dumm oder faul, sondern höchst agil und die treibende Kraft bei der gemeinsamen Flucht.
Norhild Reinicke spielte den Hund hin- und hergerissen zwischen der Sehnsucht, dem Prügel des Besitzers zu entkommen und der Aussicht auf den sicheren Futtertrog daheim. So folgte er zunächst mehr dem leckeren Knochen, den ihm der schlaue Esel in Aussicht stellte, als der Überzeugung, als Musiker in Bremen sein Auskommen zu finden.
Köstlich und für alle jungen Zuhörer nachvollziehbar wurde der Streit zwischen dem Hund und der Katze ausgetragen, die von Yasmin Vanessa Münter mit grazilen Bewegungen, Jaulen, Miauen und Schnurren köstlich auf die Bühne gezaubert wurde. Vierter im Bunde wurde Frederik Kienle als Hahn, der mit Gackern und "Dock-dock"-Lauten das typische Gehabe eines Hahns an den Tag legte, der zuvor im Hühnerhof das Sagen hatte.
Höhepunkt der Geschichte wurde die Eroberung des Räuberhauses, das der ganz nach oben kletternde Hahn entdeckt. Mit grässlichen Lauten vertrieben sie in der Nacht die Räuber, deren Rollen kurzerhand die Live-Band übernahm, die ansonsten mit mehr als nur drei Instrumenten die Szenen musikalisch kommentierte und bei den Solonummern der Tiere den Takt angab. Zum Vergnügen der Zuhörer schafften die Räuber es dann nicht, ihr Quartier zurückzuerobern, weil sie der List und dem Witz der Bremer Stadtmusikanten nicht gewachsen waren.
Der musikalische Leiter Maria Fadani gab den Räuber Schlagzu, Franziska Plüschke den Räuber Laufweg und Alexander Chica-Bonet den Denknach als Dritten im Bunde. Den jungen Zuhörern blieb die mehrfach vom Esel verkündete Parole „Etwas Besseres als den Tod finden wir überall“ in Erinnerung. Immer dann war dieser prägnante Satz zu hören, wenn beim Hund, bei der Katze oder dem Hahn Zweifel aufkamen, ob man nicht doch besser wieder heimkehren sollte. Doch zu Hause waren sie schließlich ihres Lebens nicht mehr sicher. Insofern erinnerte dieses vor fast genau 100 Jahren von den Brüdern Grimm aufgezeichnete Märchen an die aktuelle Ausgangssituation von so vielen Flüchtlingen in aller Welt. Viel Beifall gab es von den Kindern für diese wirklich sehenswerte Inszenierung, die ihnen viel über Freundschaft und Solidarität vermittelte.