Starke Stimmen und junge Talente: Das und noch viel mehr hatte das Konzert der Gesangsoase im Rienecksaal zu bieten. Unter dem Motto "Solo durch die Nacht" präsentierten 15 Sängerinnen und Sänger Lieder von Klassik bis Pop.
"Nach langer Pause freuen sich die Solisten der Gesangsoase, wieder einen bunten Stimm- und Stilmix präsentieren zu können", erklärte Musikpädagogin Claudia Bähr. Während der Corona-Bestimmungen sei es schwer gewesen, einen geregelten Probebetrieb aufrechtzuerhalten. Aus dem stillen Kämmerlein ins Licht der Öffentlichkeit: Der Auftritt der Künstler vor einem begeisterten Publikum markierte auch einen Neuanfang.
Zu den jüngsten Interpreten zählten Emily Günther, Jana Vollmer und Johanna Schreck. Emily Günther eröffnete mit "It’s all coming back to me now" den Konzertabend. Gefühlvoll trug die 17-Jährige die Power-Ballade aus der Feder von Jim Steinman vor. "I dreamed a dream" aus Claude-Michel Schönbergs Musical "Les Miserables" war der zweite Beitrag der jungen Debütantin. Das Lied ist eine Klage und wird im Musical von der verzweifelten Figur Fantine gesungen, die gerade von ihrem Job in der Fabrik gefeuert und auf die Straße geworfen wurde.
15 Jahre zählt Jana Vollmer. Zwei Musical-Balladen hatte das Nachwuchstalent sich zum Vortrag ausgewählt. "Tale as old as time", der Titelsong aus "Die Schöne und das Biest", feierte die wahre Liebe, in der die Liebenden sich gegenseitig zum Besseren verändern. Mit "Castle on a cloud" sang sie das Lied der kleinen Cosette aus "Les Miserables", in dem sie sich ein Reich der Phantasie erträumt, um der bitteren Realität zu entfliehen.
Die jüngste Teilnehmerin war 14 Jahre alt
Johanna Schreck war mit 14 Jahren die jüngste Teilnehmerin. Über Bühnenerfahrung verfügt sie bereits. Entsprechend souverän gestaltete sie ihren Auftritt und stürzte dabei das Publikum in ein Wechselbad der Gefühle. "Ich hätt‘ getanzt heut‘ Nacht" war das Lied des völlig aufgedrehten Blumenmädchens Eliza Doolittle aus Frederick Loewes Musical "My Fair Lady", das in der Nacht keinen Schlaf findet. Ein gesungenes, inniges Gebet war dagegen "Bring him home" aus "Les Miserables".
Ursula Zeh – eine weitere Debütantin – stimmte das Volkslied "Eine Brücke über den Main" an. Und Ines Kemper – Debütantin Nummer drei – beschwor gefühlvoll die Erinnerung in "Memory" aus dem Erfolgsmusical "Cats".
Überschäumender Optimismus sprach aus "Oh, what a beautiful mornin'". Den Eröffnungssong aus dem Musical "Oklahoma" von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein brachte Birgit Nickel zu Gehör. Andreas Stierle brillierte mit Ruggero Leoncavallos "Mattinata", ein dem großen Enrico Caruso gewidmetes Morgenlied.
Augenzwinkernd präsentierte Elke Thimm zwei musikalische Trouvaillen. Ralph Benatzkys Schlager "In Büsum gibt's einen Keuschheitsverein2 intonierte sie den Vorgaben entsprechend mit "großem sittlichem Pathos". Eine Hommage an den frühen Tonfilm war Franz Grothes Evergreen "In der Nacht ist der Mensch nicht gern alleine".
Von Schlager über Brahms und Mozart zu Musicalhits
Ziemlich bodenständig gab sich Sabine Steinmetz mit dem Schlager "Schlösser, die im Monde liegen" aus Paul Linckes Operette "Frau Luna". Die bringen nämlich Kummer, heißt es in dem Lied, das Glück findet sich stattdessen auf der Erde.
Küssen ist bei Charlotte Wäsche erlaubt. Zumindest forderte sie mit Liedern wie der "Sapphische Ode" von Johannes Brahms oder Max Regers "Waldeinsamkeit" kaum verhohlen dazu auf. "Il re pastore" ist ein Jugendwerk von Wolfgang Amadeus Mozart voller Esprit und Jugendlichkeit. Daniela Rüdel trug daraus die Arie "L’amerò, sarò costante" mit ausgesprochener Innigkeit und Hingabe vor.
Geld macht doch glücklich. Davon handelt Tevjes Lied "Wenn ich einmal reich wär" aus "Anatevka". Mathias Mattmüller sang den Gassenhauer aus dem berühmten Musical und machte damit deutlich, dass es nicht sexy ist, arm zu sein.
Auch zwei Duette konnten überzeugen
Meisterhaft interpretierte Renate Süssenguth zwei Kunstlieder voller impressionistischer Farbenspiele von Gabriel Fauré. In "Am Ufer des Wassers" (Au bord de l'eau) sitzen zwei Liebende, wie in einem Traum entfremdet von der realen Welt mit all ihren Streitigkeiten. Die Botschaft ist tröstlich: Einzig die Liebe ist unvergänglich. "Les berceaux" handelte von Männern, die per Schiff ins Ungewisse aufbrechen und ihre Frauen zurücklassen.
Eine reizvolle Ergänzung zum Soloprogramm bildeten zwei Duette, die kontroverse Aspekte von Liebesbeziehungen thematisierten. Sandra Kroetz und Mathias Mattmüller trugen Lee Hazlewoods Klassiker "Summer Wine" vor, der von Betrug und Selbsttäuschung handelt.
Sabine Steinmetz und Wilfried Bauch sangen "Lieblich wie des Tages Pracht" aus Georg Friedrich Händels Oratorium "Salomo". Es enthält verschiedene Episoden aus dem Leben Salomos, die ihn als gottesfürchtigen König feiern und die ihn – wie in diesem Duett – als liebevollen und treuen Gatten kennzeichnen.
Mit viel Beifall bedachte das Publikum am Ende die Darbietungen. Alle waren froh, dass die Zeit der musikalischen Enthaltsamkeit ein Ende hat.