
Abgelegen von den großen Verkehrsachsen der Moderne präsentierte sich die Geburtsstadt des Epikers und Minnesängers Wolfram von Eschenbach von ihrer besten Seite: Die Reisegruppe des Vereins Tauberfränkische Volkskultur hatte sich dieses Jahr dem Thema Mittelalter gewidmet, um die kulturellen Aspekte des 12. und 13 Jahrhunderts näher kennenzulernen. Das schreibt der Verein in einer Pressemitteilung. Bevor man sich Wolframs Werk "Parzival" zuwandte, habe Oskar Geidner durch die Stadt geführt. "Wolfram lebt nur durch sein schriftliches Erbe", wird Geidner zitiert, "weil wenig über sein Leben bekannt ist." Der Dichter habe neben einigen Epen der Nachwelt auch lyrische Werke hinterlassen. Als sicher gelte, dass er um 1160 bis 1180 in Eschenbach geboren wurde und in dem Wertheimer Grafen Poppo sowie im Landgrafen Hermann von Thüringen einen Förderer gefunden habe.
Die sehr profunden Ausführungen von Geidner ließen das Alltagsleben einer Stadt an der Handelsstraße Nürnberg-Straßburg wieder vor dem geistigen Auge erstehen, heißt es weiter. Nach einer Pause wurde sich auf das Wolfram-Museum konzentriert, das mit Symbolen und Metaphern aufwartet habe, um das Epos und die Lieder von Eschenbachs aufzubereiten. Der Roman über den Roten Ritter Parzival gehe dabei weit über die Abenteuer eines Ritters zur Zeit der Kreuzzüge hinaus. Der Versroman gelte als eines der bedeutendsten Werke des Mittelalters; in ihm werde die Sage des heiligen Grals mit der Artus-Sage verwoben. Trotz der wenigen Quellen und großen Lücken in der Vita des Epikers und Troubadours habe sich der Gruppe ein Bild kultureller Bildung und Vortragskunst im Mittelalter erschlossen. Eine gemeinsame Vesper mit regen Diskussionen habe die Exkursion abgeschlossen, die wie die Jahre zuvor von Helmut Fehler geplant und organisiert worden sei, endet die Mitteilung.