Eine Journalistin schrieb einmal über ihn: „Er ist Maler mit besonderem, außergewöhnlichem Stil, weder avantgardistisch noch modern, aber unserer Zeit sehr nahe, ein metaphysischer Realist. Seine Malerei ist wie er ist: harmonisch und einfach magisch“. Es ging um Ulrich F. Kastilan, dessen Werke bis Oktober im Atrium der Wittenstein AG im Igersheimer Ortsteil Harthausen zu sehen sind. Zur 62. Vernissage des Unternehmens traf sich die schon traditionell überaus große Kunstinteressierten-Schar, um sich vom Künstler selbst in seine Werke einführen zu lassen.
Wie das Leben sei auch der Künstler in seinem Schaffen und auf der Suche nach Weiterentwicklung, neuen Ausdrucksformen und Techniken ständigen Veränderungen unterworfen, unterstrich Kastilan vor rund 200 Besuchern die Besonderheit seiner in Harthausen präsentierten Arbeiten, die zum ersten Mal öffentlich gezeigt werden und sich von seinen bisherigen Bildern deutlich unterscheiden.
Vielen Arbeiten liegen Gedanken, Ideen und Inspirationen zugrunde, die vor langer Zeit oder über längere Zeit entstanden sind und zunächst nur in Skizzenbüchern festgehalten wurden. Besonders prägend und inspirierend waren dabei in der zurückliegenden Zeit die fünf Jahre, die der Berufsoffizier und Hubschrauberpilot mit seiner Frau in Warschau als Militärattaché im diplomatischen Dienst verbrachte.
Im Gegensatz zu den meisten seiner früheren Arbeiten, die schon bei Ausstellungen in Bad Mergentheim und Creglingen in den Neunziger Jahren zu sehen waren, hat es der Betrachter heute mit reduzierten Inhalten, mit Buchstaben, Symbolen, Ritualen oder Palindromen wie dem berühmten Sator-Quadrat, den magischen Quadraten, wie eines in der „melancolica“ von Albrecht Dürer verwendet wurde, zu tun.
Solche Botschaften sind in fast allen Werken Kastilans zu finden, und die meisten finden man erst, wenn man ganz nah herantritt an die Werke, da er als Malgrund häufig beschriebenes Papier, etwa aus alten Briefen verwendet, es collagiert und so verfremdet, dass sie weiterhin präsent scheinen, aus dem Hintergrund hervortreten und ihre eigene Geschichte in die Aussage eines Bildes einbringen.
Im Allgemeinen bedeutet die Beschäftigung mit der Kunst für Kastilan nach eigener Aussage keine Entspannung. Im Gegenteil: „Alles bleibt bei ihm spannend bis zum letzten Moment, wenn es sich entscheidet, ob eine Arbeit in einen Rahmen oder in den Papierkorb gehört“, so verriet Sabine Maier, Pressesprecherin der Wittenstein AG, die Kastilan vorstellte.
Ganz anders verhält es sich mit Kastilans Zettelgeschichten: Meist sind launige, satirisch-fröhliche Zeichnungen und Karikaturen zu unterschiedlichen Zeiten entstanden, „sozusagen nebenbei“ an lagen Fernsehabenden oder während Vorlesungen oder Unterrichten. Immer entlang der Maxime des Zeichner Horst Janssen: „Unsinn zeichnen ist erholsam“.
Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage von Jazzstücken der erst zwölfjährigen Stella Sprenger (Saxophon), am Klavier begleitet von Helmut Neumann.
Besucht werden kann die Ausstellung bis Mitte Oktober an Werktagen nach Anmeldung bei Andrea Riedwelski unter Tel. (0 79 31) 4 93-1 04 63.