"Wunsch und Wirklichkeit in der häuslichen Pflege gehen oft weit auseinander. Wie sich die Pflege zu Hause gestaltet und woran es konkret mangelt, wissen zumeist nur die Betroffenen und deren engste Angehörige selbst", so Kurt Weiland, Vorsitzender des VdK-Kreisverbandes Tauberbischofsheim, und Werner Raab, Vorsitzender des VdK-Bezirksvorstands Nord-Baden. Der Kreisverband Tauberbischofsheim ruft deshalb alle Betroffenen zur Teilnahme an einer Studie auf, die der Bundesverband derzeit durchführt.
Mit einer Online-Umfrage auf der Internetseite des Verbands werden Antworten gesucht. Dabei werden die Daten anonymisiert. Die häusliche Pflegesituation in Coronazeiten und die Gestaltung der Versorgung im Alltag stehen im Mittelpunkt der Studie. Der Schwerpunkt liegt auf Fragen wie: "Was ist für pflegende Angehörige anstrengend und kräftezehrend?" oder "Was schätzen die Pflegebedürftigen an der Pflege in den eigenen vier Wänden?".
In der derzeitigen Ausnahmesituation wegen Corona habe sich die Pflege zu Hause nochmals deutlich verändert, haben Weiland und Raab in vielen Gesprächen mit Pflegenden und Gepflegten erfahren. "Wir sorgen uns sowohl um die pflegenden Angehörigen, als auch um die Betroffenen, die aus Angst vor einer Ansteckung seit vielen Monaten teilweise an keinen Pflege- oder Betreuungsangeboten außerhalb der eigenen vier Wände mehr teilnehmen konnten", schilderten sie im Gespräch mit dieser Redaktion.
Stationäre Versorgung gut erforscht
Auch die Präsidentin des VdK-Bundesverbandes, Verena Bentele, kennt die Bedeutung der Studie. Die stationäre Versorgung in der Langzeitpflege sei ein sehr gut erforschter Bereich, die Pflege zu Hause sei dagegen ein Dunkelfeld, ließ sie zu Beginn des Projekts verlautbaren. So sei beispielsweise unbekannt, wie viel Geld Betroffene aus ihrer eigenen Tasche zur Pflege zuzahlen, welche Angebote der Pflegeversicherung überhaupt in Anspruch genommen werden und wie zufrieden die Beteiligten damit sind.
Ähnlich sieht es der Vorsitzende des annähernd 5700 Mitglieder zählenden VdK-Kreisverbands Tauberbischofsheim. "Der VdK wird Licht ins Dunkel bringen und wir werden mit den Ergebnissen die Diskussion der Pflegepolitik in den nächsten Jahren mitbestimmen", kündigt Kurt Weiland an. Die VdK-Studie richtet sich zum einen an Personen, die selbst pflegebedürftig sind, zum anderen an gegenwärtige oder ehemals pflegende Angehörige, zum dritten aber auch Menschen, die bisher kaum oder gar keine Berührungspunkte mit dem Thema Pflege hatten, erläutert er.
Teilnehmer müssen nicht Mitglied des VdK sein
Um teilzunehmen, müsse man auch nicht Mitglied des VdK sein. Die Anzahl der Teilnehmer ist nicht begrenzt. Die Ergebnisse sollen insbesondere auf Bundes- und Landesebene dazu dienen, Einblicke in die häusliche Pflege zu erhalten. Der VdK will die Erkenntnisse für seine weitere Arbeit nutzen.
Konkrete Forderungen des VdK für pflegende Angehörige sind beispielsweise die Anhebung des Pflegegelds, die Anerkennung von Familienpflege analog zur Kindererziehung in der Rentenversicherung, Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf sowie ein verbindlicher Anspruch auf Entlastungsangebote wie Kurzzeit- und Tagespflege.
Weiland und Raab hoffen auf viele Teilnehmer an der Umfrage. Auch wenn sie nur online erfolge, seien die Ergebnisse der Studie sehr wichtig für die weiteren Forderungen der Sozialverbände gegenüber Politik, Kranken- und Pflegekassen. "Sprechen sie ruhig offen über ihre Probleme. Je detaillierter die Aussagen sind, desto eher können wir aktiv werden", so Weiland und Raab.
Die Teilnahme an der Studie des VdK über die Situation in der häuslichen Pflege ist noch bis einschließlich Sonntag, 9. Mai, möglich auf der Internetseite www.vdk.de/pflegestudie