
Um die 400 Fledermäuse der geschützten Art der großen Mausohren haben es sich seit Jahren in Grünsfeldhausen bequem gemacht – von April bis September verbringt jährlich eine ungewöhnlich große Population ihre Sommer in der Kapelle aus der Stauffer-Zeit. Eine Tatsache, die ihre Nebenwirkungen hat: Im Dachstuhl lebend sammelt sich von den kleinen Tieren eine beachtliche Menge an Abfällen und Kot. In Asien schon seit Jahrhunderten als Düngemittel bekannt und genutzt, haben auch die Grünsfelder das Potenzial der Fledermaus Exkremente erkannt. Die hiesige Naturschutzgruppe und der Kulturverein haben es sich mit zur Aufgabe gemacht, das natürliche Düngemittel zu vermarkten und somit den Erhalt und die Restauration der Archatius-Kapelle zu unterstützen.
Die altehrwürdige Kapelle besticht durch ihren orientalisch-byzantinischen Stil, sowohl von innen als auch von außen. Freskenmalerei und Mosaike sind dort vertreten, vieles der Malerei ist aber im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangen und konnte nicht wieder hergestellt werden.
Im Vorfeld zur geplanten Verkaufsaktion für den natürlichen Dung musste natürlich einiges an Organisationsarbeit geleistet werden. Alois Reinhart, Vorstand der Naturschutzgruppe in Grünsfeld, hat den Kot der Tierchen erst mal genauestens untersuchen lassen. „In einem Sinsheimer Institut wurde uns dann eine außergewöhnlich hohe Güte bescheinigt“, erklärt er das Prozedere. In Versuchen an Tomatenstauden und Balkonpflanzen wurde dann dessen Wirksamkeit getestet – die Ergebnisse verblüfften. „Stauden und Geranien wuchsen schneller, die Blüten strahlten kräftiger“, so Resi Knapp vom Kulturverein.
Fledermäuse stehen in Deutschland unter Artenschutz, in Baden-Württemberg gibt es 26 verschiedene Arten. „Es ist uns ein großes Anliegen, diesen Tieren Lebensraum zu bieten und den Erhalt zu fördern“, so Christine Gerstner, die zweite Vorsitzende des Kulturvereins. Eine Nachtwanderung zu den Fledermäusen fand im letzten Jahr großen Anklang im Rahmen des Ferienprogrammes für Kinder, die Fledermäuse sind ein kleines Highlight in der Gegend geworden.
Viele vom Menschen eingeleitete Prozesse machen es aber nicht nur dem Großen Mausohr schwer, seinen Platz in der Natur zu finden. Die als sehr empfindlich geltenden Tiere haben es oft nicht leicht – zu viel Kälte wie zum Beispiel durch installierte Lüftungsanlagen verursacht, lässt Jahrzehnte andauernde Populationen das Weite suchen.
„Wir versuchen, Aufklärungsarbeit zu leisten – oft waren wir schon bei Leuten, die Scharren und Piepsen im Rollladen-Kasten nicht zu deuten wussten. Die Fledermäuse sind angewiesen auf derlei Schlupflöcher und Öffnungen“, so Alois Reinhart über die Vorlieben der fliegenden Gesellen.
Der Dünger ist in Beuteln für fünf Euro in der Brennerei Bamberger in der Hauptstraße 44 in Grünsfeld erhältlich. Ein weiterer Verkauf ist für Samstag, 6. April, von 9 bis 12 Uhr geplant.

