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Tauberbischofsheim
Umweltminister Franz Untersteller ermahnt Verbraucher und Landwirte
Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller sprach im Gründerzentrum in Tauberbischofsheim beim Grünen-Kreisverband zum Thema 'Landwirtschaft und Naturschutz – Gemeinsam geht's'.
Foto: Thomas Tuschhoff | Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller sprach im Gründerzentrum in Tauberbischofsheim beim Grünen-Kreisverband zum Thema "Landwirtschaft und Naturschutz – Gemeinsam geht's".
Bearbeitet von Jürgen Sterzbach
 |  aktualisiert: 14.03.2020 02:11 Uhr

Mit Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller begrüßte Dietrich Grebbin, Kreisvorsitzender der Grünen im Main-Tauber-Kreis, im Gründerzentrum in Tauberbischofsheim einen prominenten Redner zum Thema "Landwirtschaft und Naturschutz – Gemeinsam geht's". Das teilte der Grünen-Kreisverband in einer Pressemitteilung mit.

Untersteller stellte die Bedeutung der Landwirtschaft mit einem Zitat von Naturforscher Adelbert von Chamisso heraus: "Denn wäre nicht der Bauer, so hättest Du kein Brot." Ebenso gäbe es weder Milch noch Käse oder Quark und auch viele andere Produkte nicht. Zum Erhalt einer Kulturlandschaft wie Wacholderheiden sei deren Bewirtschaftung unerlässlich.

Ein Grill für tausend Euro, aber ein Steak für einen Euro

Untersteller sprach sich dafür aus, die bäuerliche, regionale Landwirtschaft zu erhalten. Ihre Leistungen für die Biodiversität würden aber "vom Markt nicht belohnt".  Die Politik müsse sich entscheiden: "Wir können nicht dauernd billig einkaufen wollen", sagte Untersteller. Lebensmittel dürften preiswert sein, aber nicht billig. Es gehe nicht an, dass Verbraucher "einen Grill für tausend Euro kaufen und ein Steak für einen Euro drauflegen".

Für den dramatischen Insekten-Rückgang seien nicht nur die Landwirtschaft, sondern viele Ursachen wie Flächenverlust, Klimawandel, Lichtverschmutzung oder Schottergärten verantwortlich. Insekten seien unverzichtbar als Bestäuber und als Nahrung für höhere Lebewesen wie Vögel. Der Umweltminister begrüßte, dass eine gesellschaftliche Debatte in Gang gekommen sei, was die Leistungen der Landwirtschaft wert seien.

Gesetz soll vor der Sommerpause verabschiedet werden

Die Bienen-Initiative habe jedoch die Landwirtschaft einseitig fokussiert und zu einer Polarisierung zwischen Stadt und Land geführt. Mit Landwirtschaftsminister Peter Hauk, den Initiatoren des Volksbegehrens und bedeutenden Verbänden habe er einen Gesetzentwurf erarbeitet, der bis zum Beginn der Sommerpause verabschiedet werden soll.

In diesem Gesetz sei vorgesehen, dass Pflanzenschutzmittel nicht wie gefordert in allen Schutzgebieten, sondern nur in Naturschutzgebieten verboten würden. Ansonsten wären der Wein- oder Obstanbau vielerorts nicht mehr möglich. In privaten Gärten würden Pflanzenschutzmittel allerdings verboten.

Ökologischer Landbau soll auf 30 bis 40 Prozent steigen

Das Land setze sich aber zum Ziel, 40 bis 50 Prozent an Pflanzenschutzmitteln einzusparen. Allein die Erhöhung des ökologischen Landbaus von derzeit 15 auf 30 bis 40 Prozent bis 2030 trage wesentlich dazu bei. Das wolle man über eine größere Nachfrage erreichen, die durch öffentliche Kantinen oder Verträge mit großen Firmen erzeugt werde.

Ein Teilnehmer forderte, Photovoltaikanlagen nur auf Dächern und nicht auf landwirtschaftlichen Flächen zu genehmigen. "Wir brauchen alles, was wir kriegen können", sagte Untersteller. Mit der Windkraft sei die Solarenergie die kostengünstigste Möglichkeit, um Strom zu erzeugen, und günstiger als neue Kohle- oder Gaskraftwerke. Freiflächen-Photovoltaikanlagen sollten aber nicht auf landwirtschaftlichen guten Böden entstehen.

Warnung an Landwirte: Die Stimmung könnte kippen

Auf die Gleichstromtrasse "Südlink" angesprochen, widersprach Untersteller der Forderung nach einer jährlichen Entschädigung für die Grundstückseigentümer. Auch die Befürchtung, dass es zur spürbaren Erwärmung des Bodens über der Leitung komme, sei unbegründet: Die Erwärmung sei so stark, als ob man eine "60-Watt-Glühbirne in 1,80 Meter Tiefe vergräbt".

Abschließend warnte der Umweltminister die Landwirte, die Düngeverordnung auszuhebeln: Die Stimmung in der Bevölkerung würde kippen, wenn die Bundesrepublik "pro Tag 840 000 Euro an die EU zahlen muss", weil die Nitratgrenzwerte überschritten würden.

 
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