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Ulm baut an einem neuem „Tor“
Abriss einer hässlichen Betonparade: In Ulm wird der Sedelhof abgerissen. Der Zugangsbereich zur Innenstadt wird vom Bahnhof her kommend in den nächsten Jahren komplett neu gestaltet.
Foto: DPA | Abriss einer hässlichen Betonparade: In Ulm wird der Sedelhof abgerissen. Der Zugangsbereich zur Innenstadt wird vom Bahnhof her kommend in den nächsten Jahren komplett neu gestaltet.
lsw
 |  aktualisiert: 09.10.2016 16:55 Uhr

In Ulm wird derzeit geklotzt. Die Stadt will alte Bausünden heilen und sich weiter entwickeln. Betonkolosse werden abgerissen, ein Einkaufsviertel soll neues Aushängeschild werden.

Vom Bahnhof aus betrachtet zeigt sich Ulm nicht von der Schokoladenseite. Eine triste Betonparade aus Nachkriegsbauten begrüßt Besucher und Bewohner. Wenige Schritte dahinter wird kräftig gearbeitet. Die Donaustadt baut an einem neuen, offeneren und modernen „Tor“ zur Innenstadt: Das Einkaufsviertel Sedelhöfe am Anfang der Fußgängerzone – vis á vis zum Bahnhof – soll nach aktueller Planung Mitte 2016 eröffnet werden.

Dazu werden derzeit mehrere Gebäude abgerissen. Das Areal von rund 9000 Quadratmetern soll neu gestaltet werden. „Das wertet den gesamten Innenstadtbereich auf“, sagt Oberbürgermeister Ivo Gönner (SPD).

Die Stadt hatte die Grundstücke gekauft und will sie Ende des Jahres an den niederländischen Investor MAB Development übergeben. Baubeginn für das Viertel soll 2014 sein. Nachteile etwa für die Händler in der benachbarten Einkaufsmeile sieht Gönner nicht. „Das ist ein Quartier und kein geschlossenes Einkaufszentrum.“ Der Investor sieht eine Verkaufsfläche von 18 000 Quadratmetern, Wohnungen, etwa 500 Parkplätze, Gastronomie und Büros vor. Das Einkaufsviertel soll in die Stadt integriert werden. „Es ist ein Quartier mit durchziehenden öffentlichen Wegen, die 24 Stunden offen sind“, sagt Gönner.

Unklare Verhältnisse

Für das Projekt gibt die Stadt rund 30 Millionen Euro aus, die sollen über den Verkauf der Grundstücke refinanziert werden, sagt Gönner. Nach Angaben der Stadt will MAB wohl mehr als 130 Millionen Euro investieren. Doch derzeit ist überhaupt nicht klar, ob MAB das Projekt fortführen wird. MAB gehört zur Rabo-Gruppe, die ihren Geschäftsbereich Entwicklung gewerblicher Immobilien abbauen und nur noch laufende Geschäfte beenden will.

Was aus dem Ulmer Projekt wird, soll in den nächsten Wochen entschieden werden, sagt Gönner, der die Sedelhöfe nicht in Gefahr sieht. Aus seiner Sicht handelt es sich um ein laufendes Projekt. „Wenn MAB aussteigt, was ich nicht annehme, wird unverzüglich ein neues Ausschreibungsverfahren eingeleitet.“

Das neue Einkaufsquartier ist nur eines von mehreren Großprojekten um den Hauptbahnhof, es liegt an einem zentralen Punkt – gerade für den innerstädtischen Handel. Vom Bahnhof laufen am Tag zigtausende Menschen etwa über die Unterführung in die Innenstadt. „An Samstagen sind es in der Stunde 7680 Menschen“, sagt Henning Krone vom Ulmer City Marketing.

Die 120 000-Einwohner-Stadt will attraktiver werden und ihr wirtschaftliches Potenzial noch stärker ausschöpfen. In den nächsten zehn Jahren sollen sukzessive auch der Hauptbahnhof – angebunden an die ICE-Neubaustrecke Ulm-Wendlingen – und sein Vorplatz samt Verkehr ebenfalls ein neues Gesicht bekommen.

Die Bürger müssen solange Lärm, Bauschutt und andere Unannehmlichkeiten mittragen. „Eine Stadtgesellschaft ist das gewöhnt“, sagt Gönner. Für Verständnis wirbt die Stadt derzeit etwa mit einem Info-Zentrum an den Sedelhöfen.

Auch ansässige Händler wollen, dass das neue Einkaufsviertel kommt. „Das hat große Chancen für die Aufwertung des Einzelhandels, mehr Publikum, mehr Frequenz“, sagt Krone. Nur die geplante Erschließung und die damit vermutete unfaire Verteilung der Kunden zwischen Sedelhöfen und der bestehenden Einkaufsmeile stößt bei einigen auf.

Neues Einkaufsviertel

Das Ulmer City Marketing, die IHK Ulm und fünf Einzelhändler starteten eine Initiative, damit aktuelle Pläne etwa für die Erweiterung der bisherigen Unterführung geändert werden. „Nach bisheriger Planung muss sich der Kunde erstmal um 90 Grad drehen, um eine Blickbeziehung in die Bahnhofstraße zu bekommen“, beklagt der Mitgeschäftsführer des Geschäfts Sport Sohn, Christoph Holbein.

Er und andere befürchten, dass dadurch weniger Menschen in die Einkaufsmeile laufen.

 
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