Mit einem kabarettistischen Doppelpack setzte das Weinhaus Ruthardt am vergangenen Wochenende die Freiluft-Saison auf der Klein-Kunst-Bühne im hauseigenen Weinhof fort. Am Freitag gastierte Thilo Seibel mit politischem Kabarett vom Feinsten und am Samstag begeisterte Philipp Weber die Besucher. Der Rheinländer Seibel kam mit seinem Programm „Das Böse ist verdammt gut drauf“ und schwadronierte über aus seiner Sicht Böses und Irrsinniges in der Politik. Erstes Thema: Wahlkampf. „Die Mutter aller Schlachten“ , wobei es hierzulande eher „Die Mutti aller Wahlkämpfe“ sei.
Keine Partei verschont
Ihr Fett bekamen fast alle Parteien weg. So nahm Seibel die inhaltsleeren Wahlplakate der CDU auf?s Korn und verschmähte die CSU als „überbewertete bayrische Regionalpartei“. Auch die SPD nahm Seibel ins Kreuzfeuer. Die sei seit der Nominierung von Kanzlerkandidat Martin Schulz – für ihn nur „da Würselener“ – ja wie euphorisiert. „Euphorisierte SPDler? Ich dachte das gibt?s gar nicht mehr.“ Und die Grünen? Die hätten ihre eigenen Ideale verraten. „Die wollen nicht mal mehr die Abschaffung des Verbrennungsmotors.
“ Dabei sei der Klimawandel die größte elementare Bedrohung der Menschheit. Scharfe Kritik äußerte Seibel auch am EU-Türkei-Flüchtlingsabkommen. „Die Türkei bekommt sechs Milliarden Euro von der EU – also Deutschland – damit sie uns die Flüchtlinge vom Hals halten. Was macht der Erdogan damit? Die Haftkosten für Journalisten bezahlen?“ Dabei könne man mit dem Geld selbst viel erreichen. „Sechs Milliarden Euro? Lasst sie kommen. Damit können wir für Flüchtlinge und Deutsche billige Wohnungen bauen und zudem den zehn Prozent AfD-Wählern lesen und schreiben beibringen.
Zur Hochform lief Seibel schließlich auf, als er Politiker parodierte. Unter anderem erhielten die Besucher so einen exklusiven Einblick in das geheime Versöhnungsgespräch zwischen den „Diktatoren-Kumpels“ Putin und Erdogan.
Den krönenden Abschluss lieferte Seibel aber als EU-Kommissar Günther Oettinger ab. So ließ er den „Commissioner for household and peanuts“ die deutsche Bildungspolitik erklären. Titel der zweisprachigen Rede: „Bildung ist Ländersache – Learning is a country-thing“.
Comedy-Preis „Korkenzieher“
Erstmals in der 18-jährigen Geschichte der Veranstaltungsreihe verleiht die Klein-Kunst-Bühne den Kabarett-Comedy-Preis „Korken-Zieher“. Bei jedem der sechs Auftritte, haben die Zuschauer die Möglichkeit, dem Künstler eine Bewertung zwischen einem und fünf Sternen zu geben. Daneben geht auch das Votum einer Fach-Jury in die Bewertung mit ein. Am Ende der Saison erhält der Gewinner den Kabarett-Comedy-Preis „Korken-Zieher“.
Das nächste Freiluft-Wochenende auf der Klein-Kunst-Bühne im Weinhof Ruthardt in Lauda findet am 25./26. August statt. Am Freitag spielt Stephan Bauer und am Samstag gastiert Hans Gerzlich. Kartenbestellungen sind unter Tel. (0 93 43) 14 01 möglich.