Nach den bereits zwei schon stürmisch beklatschten Auftritten 2019 hebt sich im neuen Jahr noch vier Mal der Vorhang in der Marbacher Turnhalle.
Das passt wie die Faust auf ständig Lachtränen unterdrückende Augen: Übereinstimmend zum noch allseits im Hinterkopf befindlichen Ruhestands-Eintrittsalter mit 65 und zum 65. Jahr des Bestehens lautet der Titel diesmal „Die ausgebuffte Rentner-WG“. Mit dieser Krimikomödie in drei Akten von Beate Irmisch begeistert derzeit die Theatergruppe des Turn- und Schützenvereines Marbach, die traditionell seit der 1950er-Mitte – und dies in regelmäßiger Folge – jeweils über die Jahreswechsel für beste Unterhaltung sorgt.
Auch zum Ende von 2019 und zum 2020er-Anfang fehlt somit dieser stets gut besuchte Anziehungspunkt der kleinen, aber feinen TSV-Abteilung nicht, wobei die beim jetzigen Stück diesmal zusammen zehn Darsteller – jeweils fünf Damen und Herren – nach mehrwöchigen und zuletzt immer intensiveren Proben natürlich erst mal der Premiere entgegenfieberten. Diese erwies sich vor „vollem Haus“ mit mehr als 150 nicht mit Beifall geizenden Besuchern in der vereinseigenen Turnhalle als vollauf gelungen wie ebenso die nächste gut zweieinhalb Stunden umfassende Bühnenschau mit viel Szenenapplaus.
Insgesamt folgen jetzt noch vier Aufführungen dieses im Juli 2017 von Beate Irmisch, einer Autorin aus dem kleinen Ort Salmtal in der Eifel, herausgebrachten Lustspiels. Die verheiratete Mutter dreier Töchter und eines Sohnes stand dabei vor über 25 Jahren selbst das erste Mal auf einer Laienbühne, als man zum dortigen Pfarrfest einen humorigen Einakter aufführte. Seit dem ersten Dreiakter „Wallfahrt ins Sporthotel“, der im Frühjahr 2007 auf den Markt kam, veröffentlichte die überaus rege Verfasserin inzwischen bereits 33 Stücke.
„Theater spielen ist eine Leidenschaft“, diese Aussage von Beate Irmisch trifft stets auch voll auf die rührige Truppe des TSV Marbach zu, die dieses mit viel Freude verbundene Aufgehen in der Rolle wie gewohnt ebenso beim neuesten dreiteiligen Stück, „Die ausgebuffte Rentner-WG“, unter Beweis stellt. Bei Mithilfe der beiden Souffleusen Maria Fürst und Jutta Haun, die auch für die Regie verantwortlich zeichnet, beginnt nämlich – was den Inhalt anbelangt – alles mit der Frage: Ab ins Seniorenheim?
Mit der Antwort: „Nein, Danke“ fiel gleichzeitig für die befreundeten älteren Semester, den schwerhörigen und schlitzohrigen August Stein (Wolfgang Weigand), dem hinter jedem Rock herjagenden Casanova Johann Witz (Ottmar Schmitt), die für alle nur das Beste wollende Lotte Bröckel (Sandra Köhler) und die sehr coole Käddi Hase (Mechthild Weigand), die wichtige und folgenschwere Entscheidung, sich zu einer Rentner-WG zusammenzuschließen und gemeinsam ein altes Haus zu erwerben.
Da aber alle vier nicht über die feudalste Rente verfügen, bedeutet oft der Erste im Monat schon fast der Letzte. Mahnungen, Zahlungserinnerungen und Aufforderungen öffnet man erst gar nicht mehr, sondern lässt sie direkt in der Küchenschublade verschwinden. Als nun auch noch an Weihnachten der große Kredit zur Tilgung ansteht, herrscht eingangs Ratlosigkeit. Wie könnte man schnellstens an Geld kommen, um den Verkauf von Heim und Hof zu verhindern? Die Idee, gemeinsam die Kreissparkasse der mit „der Veräußerung der Bude“ drohenden Chefin um einige Hunderttausend zu erleichtern, zerschlägt sich leider rasch. Da kam dem Quartett doch glatt ein anderer im Nikolaus-Kostüm zuvor: Aber so leicht lassen sich die Oldies nicht unterkriegen.
Somit ein Schwank mit zahlreichen Irrungen und Wirrungen, wozu auch noch weitere, meist längst erprobte Mitwirkende ihren nicht unerheblichen Beitrag leisten: So äußerst köstlich die bei den älteren Herrschaften als putzende Polin agierende Vladira (Luzia Haas), die aufstrebende und von Anfang an durchblickende Polizeianwärterin sowie Enkelin von Käddi, Veronika Hase (Melina Gensler), die gewollt überheblich auftretende Sparkassendirektorin Clothilde Zocke (Jacqueline Reinhard), ihr nur kurz eingebundener tölpelhafter Mann Heinz-Udo (Joachim Schäffner), der perfekt und würdevoll den Geistlichen gebende gutmütige Pastor Albert (Hartmut Schäffner) und nicht zuletzt der geschickt vorgehende, aber doch nicht ganz so clevere Bankräuber Ede Steinbeisser (Michael Hofmann).
Etliche Vorhänge nach der abschließenden Einzelpräsentation und vor allem neben einzelnen „Bravo“-Rufen langanhaltender Applaus galten den Laien-Schauspielern, die damit verdientermaßen „den Beifall als Brot des Künstlers“ einheimsten. Dennoch gab es daraufhin noch den gemeinsamen Imbiss des Ensembles rund um die Rentner-WG, getreu einem Spruch aus der Krimikomödie: „Essen ist der Sex des Alters.“
Restkarten für die einzelnen Termine am 4. und 11. Januar jeweils um 20 Uhr sowie die Vorstellung dazwischen am 5. Januar um 18 Uhr gibt es noch per E-Mail unter theaterkarten@tsv-marbach.net oder telefonisch unter 09343/8084 bei Jutta Haun (18 bis 20 Uhr).