
Die Weihnachtsfarce "Schöne Bescherungen" von Alan Ayckbourn entfaltete in der Tauberbischofsheimer Stadthalle ein zweistündiges Spektakel, das man entweder tapfer mit unterdrücktem Kopfschütteln und stoischer Gelassenheit ertragen – oder herzlich lachend über platte Anzüglichkeiten und alberne Slapsticks, als einen Ausflug in die Welt des sinnfreien Humors genießen konnte. Gemessen am Beifall stellte die zweite Kategorie bei der Aufführung der Badischen Landesbühne (BLB) eindeutig die Mehrheit der rund 230 Besucherinnen und Besucher.
Beinahe hätte das Publikum jedoch auf das Schauspiel verzichten müssen. Mit Nadine Pape und Hendrik Vogt hatte das neunköpfige Ensemble nämlich kurzfristig zwei krankheitsbedingte Ausfälle zu beklagen. Einzig dem Einsatz Laura Brettschneiders und des Intendanten der BLB, Wolf E. Rahlf, die ohne vorherige Proben in die Bresche sprangen, war es zu verdanken, dass die Aufführung wie geplant stattfinden konnte.
Chaostruppe trifft sich zur großen Familienfeier
Die Komödie startet im hektischen Vorweihnachtstrubel im Wohnzimmer von Neville (Marin Behlert) und Ehefrau Belinda (Alice Katharina Schmidt). Zu Gast sind die beiden Ehepaare Phyllis (Cornelia Heilmann) und Bernhard (Frank Siebers) sowie Eddi (Wolf E. Rahlfs) und Pattie (Laura Brettschneider). Komplettiert wird die Familienfeier durch Belindas Mutter Rachel (Evelyn Nagel) und Onkel Harvey (Stefan Holm).
Erwartungsfroh wird der Weihnachtsbaum dekoriert, doch dann sorgt die chronisch beschwipste Phyllis in der Küche für Chaos und einen verkohlten Entenbraten. Doch selbst der sieht dann beim Servieren noch frischer aus als die derangierte Köchin. Zu allem Überfluss will Onkel Harvey als Mann von Schrot und Korn den Kindern echte Gewehre schenken. Die hochschwangere Pattie ist mit den Nerven am Ende, weil sich ihr Ehemann Eddie nicht im Geringsten um die Kinder kümmert.
Die bekommt das Publikum jedoch selbst dann nicht zu Gesicht, als Bernard das von allen gefürchtete Puppentheater aufbaut und mit der Probe beginnt. Allen ist noch die grauenhafte Vorstellung von "Ali Baba und die 40 Räuber" in Erinnerung, bei der er jedem Räuber zehn Minuten Spielzeit zugestand.
Geschenke gehen vorzeitig zu Bruch, die Männer ziehen sich in den Bastelkeller zurück, während die Frauen sich über den Zustand ihrer Ehen auslassen. Da kommt der junge Schriftsteller Clive (Lukas Maria Redemann) gerade recht, um zum Objekt ihrer unerfüllten Sehnsüchte zu werden. Und diese machen selbst vor dem später als Weihnachtsmann verkleideten Gast nicht halt.
Exzessive Geschwätzigkeit stört den britischen Humor
Eine temporeiche Ensemble-Leistung unter der Regie von Johanna Haase, die trotz der erschwerten Bedingungen funktioniert – auch wenn der viel gerühmte britische Humor teilweise in exzessiver Geschwätzigkeit unterzugehen droht. Was perfekt gelingt, ist die gnadenlose überzeichnende Inszenierung der einzelnen Charaktere bis an den Rand des Wahnsinns.
Das ansprechende Bühnenbild und die Kostüme von Christian Klein überzeugen ebenso wie die Lichtdramaturgie von Tilo Schwarz, die prächtig die zunehmend kippende Weihnachtsstimmung illustriert, die Waffennarr Harvey mit einem Schuss auf den vermeintlichen Dieb Clive endgültig zur Strecke bringt.