In der heutigen Zeit, in der Flexibilität und individuelle Bedürfnisse von Kindern und Eltern eine immer größer werdende Rolle spielen, gewinnt die Kindertagespflege noch mehr an Bedeutung. Sie bietet eine wertvolle Alternative zur klassischen Kinderbetreuung in großen Einrichtungen und rückt die Bedürfnisse der Kinder sowie ihrer Familien in den Mittelpunkt. Darauf wies die Landesvorsitzende der Tageselternvereine in Baden-Württemberg, Christine Jerabek, bei einer kleinen Feierstunde in den Räumlichkeiten der Tageselternpflege Main-Tauber-Kreis in der Bahnhofstraße in Tauberbischofsheim hin. Dort hat der Verein, der seit nunmehr 22 Jahren besteht, seinen Hauptsitz. Doch die Tageseltern sind meist in ihren eigenen Räumlichkeiten aktiv und kommen nur zu Schulungen oder zum Erfahrungsaustausch in die Verwaltungsstelle.
Die Kindertagespflege kann in verschiedenen Formen angeboten werden, um den Bedürfnissen der Familien gerecht zu werden: im Haushalt der Tagesmutter beziehungsweise des Tagesvaters, im Haushalt der Eltern oder in anderen geeigneten Räumen wie angemieteten Einrichtungen. Bei der Großtagespflege schließen sich mindestens zwei Tagesmütter/-väter zusammen und können bis zu neun Kinder gleichzeitig betreuen, wenn einer der Tageseltern eine pädagogische Ausbildung hat.
Die Betreuungszeiten sind flexibel und richten sich nach dem individuellen Bedarf der Eltern, oft in Abstimmung mit den Arbeitszeiten beider Elternteile. Auch Randzeitenbetreuung und Wochenendbetreuung sind möglich, je nach Absprache.
Die Kosten für die Kindertagespflege werden über das Jugendamt finanziert. Die Eltern leisten einen Kostenbeitrag, der vergleichbar mit dem einer Kita ist. Je nach Familieneinkommen können Eltern von der Kostenbeteiligung befreit werden.
Der Weg zur Kindertagespflege ist einfach: Eltern können sich an den örtlichen Tageselternverein wenden. Dort erfolgt eine Beratung und Vermittlung einer geeigneten Tagesmutter oder eines Tagesvaters. Nach Abschluss des Betreuungsvertrags folgt eine Eingewöhnungszeit für Kinder und Eltern, um eine optimale Betreuungssituation zu schaffen.
Die Kindertagespflege bietet eine maßgeschneiderte Betreuung für Kinder und eine wertvolle Unterstützung für berufstätige Eltern, die Flexibilität und Individualität schätzen. Sie ist eine bereichernde Ergänzung zum familiären Umfeld und schafft optimale Bedingungen für eine gesunde und glückliche Kindheit, davon ist auch die erste Vorsitzende des Tageselternvereins Main-Tauber-Kreis, Bettina Schiefermeyer überzeugt. Wie so viele im Verein ist sie über die eigenen Kinder dazu gekommen. Als sie Anfang der 2000er von Berlin in den Main-Tauber-Kreis zog, gab es das Angebot eines Tageselternvereins noch nicht. Sie wollte aber mit Kind weiter im Schichtdienst arbeiten und suchte eine Alternative zum herkömmlichen Betreuungsangebot in einer Kinderkrippe. Die macht normalerweise erst später und hört auch schon früher auf, als die Arbeitszeiten einer Tagesmutter beziehungsweise Tagesvater. Dieses Angebot war damals noch nicht so verbreitet wie heute und auch nicht von der Politik anerkannt.
Mit der Anerkennung kam es auch zu Grundvoraussetzungen zur Qualifizierung. Derzeit müssen alle potenziellen Tagesmütter und Tagesväter 300 Unterrichtseinheiten absolvieren und eine Pflegeerlaubnis vom Jugendamt vorlegen. Neben der Zusammenarbeit mit Eltern stehen die sozialversicherungsrechtlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen der Kindertagespflege, wie auch die Rechte und Pflichten von Tageseltern auf dem Programm. Die Grundqualifizierung wird mit der Erstellung einer pädagogischen Konzeption und einem Kolloquium abgeschlossen. Im Qualifizierungskurs lernen Tageseltern unter anderem die kindlichen Entwicklungsphasen kennen, bekommen Anregungen zur Umsetzung des Förderungsauftrags in der Kindertagespflege, werden für den Umgang mit Konflikten geschult und für die Ernährung und Gesundheitsvorsorge von Kindern fit gemacht. Auch die Themen Kinderrechte/Kinderschutz, Inklusion und Businessplan sind in der Qualifizierung mit integriert. Zusätzlich bilden sich Tageseltern jährlich mit mindestens 20 Unterrichtseinheiten verpflichtend fort und alle zwei Jahre muss eine Auffrischung "Erste-Hilfe am Kind" erfolgen. Zudem müssen innerhalb von fünf Jahren 20 Unterrichtseinheiten Fortbildungen im Bereich Kinderschutz nachgewiesen werden. Damit sind die Tageseltern für Kinder unter drei Jahren einer Kinderkrippe gleichgestellt, für Kinder über drei Jahren als ergänzende Einrichtung.
Obwohl die Qualifizierung viel Zeit in Anspruch nimmt, steht Andreas Fleckenstein von der Kinderbetreuung Leuchtturm voll hinter dem System. Er und seine Frau sind schon viele Jahre Tageseltern und sie haben neben ihren eigenen acht Kindern viele weitere betreut, die noch heute teilweise Kontakt zu ihnen halten. "Wir bilden Familien nach", nennt Christine Jerabek den Hauptunterschied zu konventionellen Kinderbetreuungen.