Der 5. März ist der Tag des Energiesparens – die passende Gelegenheit, mit dem Team des Sachgebietes Klimaschutz im Landratsamt und der Energieagentur Main-Tauber über Projekte, Aufgaben und Ziele zu sprechen. Jürgen Muhler, Sachgebietsleiter Klimaschutz und Geschäftsführer der Energieagentur, Nadine Hofmann, Sachbearbeiterin Klimaschutz, und Klimaneutralitätsmanager Jovelino Garcia äußern sich im Interview.
Jürgen Muhler: Das war bereits 2008. Sie wurde durch den damaligen Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebes, Lothar Lauer, ins Leben gerufen. Ziel des Unternehmens war die Förderung von regenerativen Energien. Die Energieagentur selbst besitzt heute noch mehrere Photovoltaik (PV)-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 216 kWp. Doch die Hauptaufgabe der Energieagentur war und ist von Beginn an die Beratung von Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen und Kommunen sowie die Umsetzung eigener Projekte. Dabei agieren wir wert- und anbieterneutral.
Muhler: Das betrifft die Felder Energieeinsparung, Energieeffizienz und den Einsatz Erneuerbarer Energien, speziell das Thema PV versuchen wir voranzutreiben. Die Beratungen der Bürgerinnen und Bürger erfolgen entweder telefonisch oder regelmäßig mit Voranmeldung in Wertheim, Tauberbischofsheim, Lauda oder Bad Mergentheim. Dabei können Interessierte über Themen wie Haustechnik, Erneuerbare Energien, Baulichen Wärmeschutz oder den Stromverbrauch sprechen und Tipps einholen. Nach Wunsch kommt bei einem Eigenanteil von 30 Euro ein Energieberater oder eine -beraterin an den Ort, um das Objekt oder die Immobilie zu bewerten. Für dieses Angebot arbeiten wir mit der Verbraucherzentrale und acht freien Energieberaterinnen und -beratern zusammen.
Nadine Hofmann: Das Team des Fachbereichs Klimaschutz ist in das Amt für Wirtschaft und Klimaschutz des Landratsamtes integriert und besteht aus drei Mitarbeitenden. Ich bin seit 2021 dabei und übernehme hauptsächlich die Organisation von Veranstaltungen und Projekten wie dem Stadtradeln. Jürgen Muhler ist seit September 2020 im Amt und betreut ebenfalls Veranstaltungen und Projekte, zudem steht er Bürgerinnen und Bürgern bei ihren Fragestellungen beratend zur Seite und hält Vorträge. Neu im Team ist Jovelino Garcia, der seit 1. Dezember 2022 die Stelle des Klimaneutralitätsmanagers besetzt. Sein primäres Ziel ist, die Landkreisverwaltung bis zum Jahre 2040 zur CO2-Neutralität zu führen.
Muhler: Ja, die Nachfrage der Bürgerinnen und Bürger hat in den vergangenen Jahren durch die Energiekrise, aber auch durch die sehr guten Fördermöglichkeiten sehr stark zugenommen. Es waren 2019 noch 86 Beratungen, ein Jahr darauf bereits 114, 2021 stieg die Zahl auf 257 und 2022 lagen wir bei 393 Energieberatungen. Aufgrund der großen Nachfrage ist es uns derzeit nicht möglich, und darauf weisen wir im ersten Gespräch hin, alle Anfragen zeitnah zu beantworten.
Hofmann: Das kommt immer wieder vor: zum Beispiel Fragen zu Schornsteinfeger-Dienstleistungen, der Beantragung der Energiepauschale oder der Energiepreisbremse und so weiter. Das fällt nicht in unsere Zuständigkeit. Aber wir helfen gerne, wenn wir können, oder verweisen auf die örtlichen Energieversorger.
Muhler: Viele Energiespartipps, zum Beispiel, wie man im Eigenheim Energie spart, werden medial stark thematisiert. Was man sagen kann: Das Thema PV hat in den vergangenen Jahren sehr stark an Fahrt aufgenommen. Dennoch gibt es auch im Main-Tauber-Kreis noch zahlreiche Dächer, die für PV-Anlagen nahezu perfekt wären, aber bislang ungenutzt blieben. Gerade in der Kombination mit Wärmepumpen, selbst im Altbau nicht ausgeschlossen, liegt noch jede Menge Potenzial, Energie und Kosten einzusparen.
Hofmann: Die allgemeinen Förderungen sind derzeit auch sehr gut, ändern sich aber gefühlt täglich. Bis zum Sommer sollen auch wieder zwei neue Solarpakete vom Bund geschnürt werden.
Muhler: Insgesamt ist es von Vorteil, Möglichkeiten der Eigenversorgung und Energieabsicherung umzusetzen, wie ein Balkonkraftwerk, das sich nach wenigen Jahren amortisiert.
Muhler: Im Themenfeld PV ist das PV-Netzwerk Heilbronn-Franken unser Kooperationspartner. Hier werden regelmäßig Schulungen angeboten. Des Weiteren können wir auf dieses Netzwerk bei speziellen Themen wie der Freiflächen- oder der Agri-PV zurückgreifen.
Hofmann: Auch eine Kooperation mit dem Stadtwerk Tauberfranken gibt es. Die dortige Klimaschutzmanagerin steht uns beratend zur Seite.
Jovelino Garcia: Der Lenkungskreis "Klimaschutz Main-Tauber" ist ein Gremium, dem Fraktionsmitglieder, Geschäftsführer der Energieversorgungswerke und Vertreter der Banken sowie Energieberaterinnen und Energieberater angehören. In diesem Gremium werden zwei Mal jährlich die allgemeinen Klimaschutzprojekte aus dem Main-Tauber-Kreis sowie die Tätigkeiten der Energieagentur Main-Tauber-Kreis vorgestellt. Hier werden auch Vorschläge aufgenommen und sofern möglich umgesetzt. Ein aktuelles Projekt ist beispielsweise die Novellierung des 2018 erstellten Klimaschutzkonzeptes.
Muhler: Hier ist das Amt für Wirtschaft und Klimaschutz und seine Energieagentur nicht direkt dabei. Doch allgemein freuen wir uns, dass nicht nur Tauberbischofsheim, sondern auch andere Kommunen dieses Thema in den Vordergrund gerückt und einen Förderantrag gestellt haben. Sobald diese Stellen besetzt sind, streben wir hier auch die Netzwerkarbeit im Kreis an.