Künstlergenie Giacometti hat maximal 500 Skulpturen geschaffen. Auf mindestens das Doppelte brachte es ein Bildhauer, der sich deshalb seit Mittwoch in Stuttgart vor Gericht verantworten muss.
Der 56-Jährige gilt als künstlerischer Kopf einer Bande, die über Jahre mit wertlosen Metall-Skulpturen in Deutschland Millionen gemacht hat. Laut Anklage geht es um einen Schaden von acht Millionen Euro.
Zudem habe es Pläne gegeben, mit Fälschungen weitere 50 Millionen Euro zu erzielen. Viele Skulpturen trugen die typischen Giacometti-Signaturen und die passenden Gießereistempel.
Das Landgericht Stuttgart hat in dem Fall bereits fünf Urteile gefällt: Die beiden anderen Köpfe der Bande, die mit den Fälschungen handelten, erhielten Haftstrafen von jeweils mehr als sieben Jahren. Der Bildhauer war in Thailand untergetaucht. Bei seiner Rückkehr nach Holland wurde er verhaftet und an Deutschland ausgeliefert.
Eine Haftstrafe von gut neun Jahren bekam ein Mann, der sich stets als „Reichsgraf von Waldstein“ und Freund von Alberto Giacomettis Bruder Diego ausgab. Er erzählte seinen Kunden, die Skulpturen stammten aus einem von den Erben Giacomettis geheim gehaltenen Fundus. Zum Beweis der Echtheit und der Legende legte er freilich ebenfalls gefälschte Echtheitszertifikate sowie das Buch „Diegos Rache“ vor.
Gestrickt hatte die fantasievolle Legende ein Mainzer Antiquitätenhändler, der vom Landgericht Stuttgart zu gut sieben Jahren Haft verurteilt wurde. Die Bande flog vor sechs Jahren auf, als sie einem verdeckten Ermittler des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg gefälschte Metallskulpturen für 1,3 Millionen Euro anbot. Wenig später wurde in Mainz ein Lager mit Fälschungen ausgehoben.
Das Landgericht hat sieben weitere Termine bis Mitte August terminiert. Es sollen sechs Zeugen gehört werden.