Eigentlich hatte Gustav Endres die Staufermedaille schon im Oktober letzten Jahres erhalten, aber wegen Corona war damals keine große Feier möglich. So kam Guido Wolf, Minister für Justiz, Europa und Tourismus, am Wochenende nach Tauberbischofsheim, um dem "Turmbläser" die offizielle Auszeichnung doch noch vor Publikum zu überreichen. "Eigentlich wollten wir bei einem großen Adventskonzert im vergangenen Jahr schon die Medaille überreichen", so der Minister.
Unter dem Motto: "Europa verbindet mit der Musik" sollte diese Veranstaltung der Auftakt für eine größere Konzertreihe sein. Dass dann Corona mit dem zweiten Lockdown dazwischen kam, konnte keiner ahnen. Und so wurden alle Veranstaltungen abgesagt. Der Landtagsabgeordnete Professor Wolfgang Reinhart hatte Endres für die Auszeichnung vorgeschlagen.
"Endlich wieder Trompetenklang vom Türmerturm", freute sich Bürgermeisterin Anette Schmidt, die Endres im Namen der Stadt gratulierte. Wenn auch zu ungewöhnlicher Zeit am Samstagmittag, denn normalerweise spielen Gustav Endres und sein Trompetenpartner Andreas Schreck immer am Freitagabend zur Unterhaltung der Bürger vom Turmfenster aus. "Gustav Endres hat persönliche Begegnungen ermöglicht, Menschen zusammengebracht und so gemeinsame Erinnerungen geschaffen, die unser Europa ausmachen. Er hat Europa lebendig gemacht und in die Herzen seiner Mitmenschen eingepflanzt", lobte der Minister das Wirken des Vollblutmusikers. Seit fast 50 Jahren ist er unter anderem ehrenamtlicher Dirigent und Leiter der Stadt- und Feuerwehrkapelle Tauberbischofsheim, die im vergangenen Jahr 100 Jahre alt geworden ist.
Europa-Hymne gespielt
Wie hoch das Ansehen von Gustav Endres ist, bezeugten die vielen Zuhörer, die gekommen waren, um den Klängen von zwei Trompeten zu lauschen, alle mit Maske und gebührendem Abstand. Ob die Auswahl des Liedes "Die Gedanken sind frei" eine tiefere Bedeutung hat in Zeiten wie diesen wollte Gustav Endres nicht kommentieren. Dafür entschuldigte er sich aber bei Minister Wolf, einem Württemberger, für das Spielen des Badener Liedes. Als Ausgleich spielten sie aber auch die Europa-Hymne "Freude schöner Götterfunken" für den Europaminister.
Doch Gustav Endres ist mit seiner Musik ein Verbinder der Nationen, wie unzählige Konzerte mit den Kollegen aus Tauberbischofsheims Partnerstadt Vitry-le-François bezeugen. "Ein geeintes Europa war die der Wunsch von wenigen, Europa ist eine Hoffnung für viele und eine Notwendigkeit für alle. Europa geht nur mit den Menschen", sagte dazu der Landtagsabgeordnete Professor Dr. Wolfgang Reinhart. Er dankte Endres persönlich für dessen jahrzehntelangen Einsatz für die Völkerverständigung. Musik verbindet die Menschen eben auch ohne Worte, stellte Minister Wolf fest. Und da hatte er wohl einen Nerv getroffen, denn die Tauberbischofsheimer spendeten "ihrem Gustav" minutenlang Beifall und fühlten eine große Gemeinschaft miteinander.