
Antinous galt als der schönste Jüngling der Antike. Kein Wunder also, dass seine Statue die Herrschaftshäuser der Adligen Europas zieren sollte. So auch das Berliner Stadtschloss, den Herrschaftssitz der Hohenzollern. Der Bildhauer und Architekt Andreas Schlüter hatte das Original 1706 gefertigt und im Großen Treppenhaus aufgestellt, dem sogenannten „Schlüter-Hof“. Es war Teil einer Sechsergruppe mythologischer Figuren der griechischen Antike, die den Herrschaftsanspruch der Preußenkönige unterstreichen sollte. Mit seinen über drei Metern Höhe war er eine imposante Erscheinung und stand an erhabener Stelle.
Die nun von der Firma Hofmann Naturstein in Niklashausen aus bestem Sandstein gefertigte Statue beruht auf einer Kopie von 1896, da das Original schon damals nicht mehr standfest war. Es befindet sich in der Schlossbauhütte in Berlin. Dr.
Fritz-Eugen Keller, Kunsthistoriker und Mitglied des Expertengremiums Rekonstruktion historischer Bauwerke, beschrieb bei der feierlichen Übergabe an die Stiftung Humboldt-Forum die Besonderheiten der Statue: „ein nackter Jüngling im Kontrapost mit rechtem Stand- und linken Spielbein, die Rechte in die Hüfte gestützt, mit der Linken einen von der Schulter herabhängenden Gewandbausch haltend und mit sinnendem Blick nach rechts unten schauend“.
Enthüllung in der Werkräumen
Imposant wirkt die Statue, wenn man sich ihr nähert. Bei der Enthüllung in den Werkräumen durch Geschäftsführergattin Renate Hofmann wurde deutlich, welche Dimensionen die Statue hat. Landrat Reinhard Frank kam ins Schwärmen: „In meinem Politikerleben ist dies eine Sternstunde“. „Der schönste Jüngling aus dem Taubertal kommt nach Berlin“, fuhr er fort und schnell machte ein neuer Name für die Statue die Runde: „Antinous Belvedere Hofmann aus dem Taubertal“. Bereits Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss, hatte die Statue bereits nach seinem Spender und Erschaffer in „Antinous Hofmann“ umbenannt.
Boddien bezeichnete die Statue des Antinous als „schönste Wandlung von Materie zu Geist“, so viel Anmut strahle sie aus. Er erinnerte daran, dass nach der Zerstörung des Stadtschlosses 1950 die erhaltenen Großstatuen an den Eingang einer Sporthalle an der Stalinallee postiert wurden. Allerdings nicht mehr im Sinne ihrer ursprünglichen Idee, sondern zum Wohle der sozialistischen Einheitspartei (SED). Die DDR-Regierung hatte das Stadtschloss 1950 sprengen lassen und dort den Palast der Republik erbauen lassen.
Bildhauer übernahm die Feinarbeiten
Die nun wieder an ihren Originalstandort zurückkehrende Statue des Antinous wurde mit modernsten Methoden hergestellt. Zuerst wurde eine Gipskopie des Originals angefertigt, diese dann vom Team um Werksleiter Cüneyt Uher in einem 3 D-Laserscanner abgetastet und in ein digitales Datenmodell übertragen. Die groben Strukturen der Statue wurden mittels einer Fünf-Achs-Fräsmaschine vollautomatisch im Werk in Niklashausen aus dem Rohblock aus feinstem Warthauer Sandstein herausgearbeitet, bevor Bildhauer Wojciech Rostocki die Feinarbeiten übernahm.
„Wir leisten mit dieser Spende einen Beitrag zur Baukultur des Berliner Schlosses wieder aufzubauen und die 48 Statuen des Originalbestandes zu erweitern“, sagte Geschäftsführer Heinrich Georg Hofmann. Neben dem Antinous wurden in Niklashausen weitere Teile für das Stadtschloss gefertigt, unter anderem Adler, Kronen, Wappenschilder, Fenstergewände oder Gesimse. „Wir haben aus unserem Steinbruch in Warthau/Schlesien über 4000 von insgesamt 9000 Kubikmetern Sandstein geliefert und sind mit diesem Anteil sehr zufrieden“, sagte geschäftsführender Gesellschafter Johannes Georg Hofmann.
Der Vorsitzende des Stiftungsrates Hans-Dieter Hegner wies auf den Tag der offenen Baustelle am Stadtschloss am 23. Juni hin, wo man auch die Antinous-Statue aus Niklashausen sehen kann.
Die Figur des Antinous und das Berliner Stadtschloss



