Die Anzahl und der Anteil von Pflegebedürftigen ist in den vergangenen fünf Jahren deutlich gestiegen. Bei den Versicherten der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) in Baden-Württemberg steigt sie laut deren Pressemitteilung um jährlich fünf Prozent, im Main-Tauber-Kreis um 4,6 Prozent. Das ergaben aktuelle Erhebungen der Bezirksdirektion Heilbronn-Franken zum 25-jährigen Bestehen der sozialen Pflegeversicherung.
Die wesentlichen Ursachen für die kontinuierliche Erhöhung sind der demografische Wandel und die höhere Lebenserwartung. Die Pflegebedürftigkeit nimmt dabei exponentiell mit dem Alter zu. Bei den Hochbetagten ab einem Alter von 85 Jahren erhalten zwei von drei Versicherte Pflegeleistungen.
Höhere Lebenserwartung
In Baden-Württemberg kletterte die Zahl der bei der AOK versicherten Empfänger von Pflegeleistungen von rund 212 000 im Jahr 2014 auf fast 270 000 im Jahr 2018. Im Main-Tauber-Kreis stieg deren Anzahl im gleichen Zeitraum von 3152 auf 3970 Leistungsempfänger an. Der Anteil der Pflegebedürftigen an allen AOK-Versicherten erhöhte sich von 5,3 auf 6,1 Prozent.
"Die Leistungen der sozialen Pflegeversicherung schaffen spürbare Erleichterung von den Belastungen, die durch eine Pflegebedürftigkeit sowohl für den betroffenen Menschen selbst als auch für seine Angehörigen entstehen", sagt Michaela Lierheimer, Geschäftsführerin der Bezirksdirektion Heilbronn-Franken.
Rahmenbedingungen verändert
Im Vergleich zum Jahr 1995 hätten sich die Rahmenbedingungen allerdings geändert. Daher müsse geprüft werden, ob die Pflegeversicherung noch den heutigen Bedürfnissen gerecht werde und ob das Finanzierungsmodell noch tragfähig sei, fordert Lierheimer.
Um die Versorgung zukunftsorientiert erfolgreich aufstellen zu können, sei eine weitere systematische Verzahnung der Fachgebiete Prävention, Rehabilitation, Pflege und Medizin notwendig. Gleichzeitig sei es erforderlich, die überbordende Bürokratie abzubauen, verdeutlicht die Bezirksgeschäftsführerin des Versicherers.
Neuaufstellung erforderlich
"So erfolgreich die Pflegeversicherung bisher war: Eine strukturelle Neuaufstellung ist aufgrund der aktuellen Entwicklungen dringend erforderlich", sagt Lierheimer. Die pflegebedingten Kosten müssten für alle Menschen finanzierbar sein – unabhängig davon, ob sie zu Hause, im Betreuten Wohnen oder in einem Pflegeheim wohnen. Pflege dürfe nicht zur Armut führen.