Als bei den Rückzugsbewegungen der deutschen Armee die Tauberbrücke bei Markelsheim am 6. April 1945 gesprengt wurde, verschwand auch die Figur des heiligen Nepomuk, die sich auf der Brücke zusammen mit den Figuren St. Kilian und St. Urban befand. Beim Wiederaufbau der Brücke im Jahr 1953 wurden zwei Figuren am Brückenkopf wieder aufgestellt - der heilige Nepomuk allerdings nicht.
Fast keine Ansichten vom Original vorhanden
Als nun der Main-Tauber-Kreis daran ging, die Brücke einer Generalsanierung zu unterziehen und den heutigen Straßenverhältnissen anzupassen, kam die Idee auf, den ehemaligen Originalzustand aus dem Jahr 1898 mit allen drei Figuren wiederherzustellen. Während der Landkreis für den Brückenbau zuständig war, übernahm die Stadt Bad Mergentheim die Wiederherstellung der Nepomuk-Statue. Das Problem: Es gab fast keine Ansichten der alten Situation. "Nur ein einziges Bild zeigt den Brückenheiligen", so Steinbildhauer Sebastian Ludwig, Inhaber der Firma E. Geisendörfer in Würzburg. Die Firma hatte den Auftrag zur Herstellung der Figur erhalten.
Einen passenden Rohling für die Statue zu finden, stellte sich als zudem als schwierig heraus. Schließlich sollte die Figur mit fast drei Metern Höhe ein imposanter Hingucker werden. Fündig wurde man bei einem Steinbruch in der Nähe von Trier. Hier gab es glücklicherweise zwei "Udelfinger Sandstein"-Blöcke in der passenden Größe. "Wir haben gleich beide mitgenommen, falls einer von beiden doch noch beim Transport oder bei der Bearbeitung brechen sollte", so Ludwig.
Die beiden Blöcke mussten per Schwertransport von der Mosel an den Main kommen. Jeder der beiden wog anfangs knapp acht Tonnen. Um Gewicht zu sparen, wurde im Steinbruch schon ein wenig von der Masse maschinell entfernt, immer unter Beachtung der späteren Form. Dann ging es mit dem Lastwagen nach Würzburg, wo schon ein Schwerlaststapler auf dem Firmengelände wartete. Er hob die Blöcke vorsichtig vom Lkw und nachdem die Werkstatttore ausgehängt waren, konnten die Rohlinge in der Werkstatt so aufgestellt werden, dass eine manuelle Bearbeitung möglich wurde.
Das war im Januar. Nun ist das Werk nach über 300 Arbeitsstunden fertig und es ist eine imposante Statue geworden. "Er wiegt jetzt nur noch rund fünf Tonnen, hat also während der Coronakrise gewaltig an Gewicht verloren", scherzt Ludwig. Die Krise verhinderte allerdings auch bisher die Aufstellung der Statue auf der Brücke in Markelsheim. Diese ist nun für Mitte August geplant. Auch dies wird nochmals eine logistische Herausforderung werden, ist sich Sebastian Ludwig sicher. Die Figur wird stehend in einem Stahlkorsett von Würzburg nach Markelsheim transportiert. Dieses Korsett wird von einem Schlosser in der Werkstatt individuell um die Figur aufgebaut und der Zwischenraum dann mit einer aufblähbaren Luftpolsterfolie gefüllt, damit die Statue fest steht. Vor Ort in Markelsheim wird die Figur dann mit einem Kran auf seine endgültige Position gehoben.
Das historische Vorbild hatte ein Metallkreuz in seiner linken Hand und auch die Neuanfertigung sollte wieder mit einem Kreuz ausgestattet werden. Hier konnte man die Kunstschmiede Schrepfer für die Herstellung gewinnen. Das Kreuz wird erst vor Ort montiert, praktisch als Abschluss der Arbeiten. Und dann wird der Brückenheilige zusammen mit St. Urban, dem Schutzpatron für die Winzer und dem Frankenheiligen St. Kilian vereint auf der neuen Markelsheimer Brücke stehen.