Die „Junge Oper Schloss Weikersheim“ ist für junge Sängerinnen und Sänger ein Sprungbrett für die Bühnenkarriere. Das hat sich weit herumgesprochen, seit 1965 die erste komplette Oper im Schlosshof aufgeführt wurde. Bereits ab 1959 hatten im Sommer Opernkurse stattgefunden, die mit Konzerten im Schlossgarten oder im Rittersaal gekrönt wurden.
„Die Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) haben immer versucht, am Puls der Zeit zu bleiben – und den bei den Sängerinnen und Sängern ebenso wie bei den begleitenden Musikern und beim Publikum gestiegenen Erwartungen gerecht zu werden,“ erläutert JMD-Generalsekretär Ulrich Wüster. Es sind intelligente, moderne, junge, immer temperamentvolle und teilweise frech-frische Aufführungen, mit denen die Opernakademie alle zwei Jahre über 10 000 Zuschauer, darunter natürlich auch Talentscouts, aus dem weiten Umkreis nach Weikersheim lockt. In dieser Saison steht Engelbert Humperdincks große romantische Oper „Hänsel und Gretel“ auf dem Programm.
Hochkarätige Dozenten
Es sind hochkarätige, durch Workshops und engagierte Dozenten von A bis Z begleitete Projekte. Ziel ist es, den angehenden Profisängern, die sich vorgenommen haben, einen festen Platz auf der Bühnenwelt zu erobern, nicht nur die vielfältigen Verästelungen bis hin zu Bühnenbildgestaltung, Requisite oder Schneiderei einer Opernproduktion einmal komplett zu erschließen, sondern ihnen durch wertschätzende Anleitung eine möglichst breite Entfaltung ihrer Potenziale zu ermöglichen. So tief wie bei der Jungen Oper, wo von der Rollenerarbeitung bis hin zu Vorschlägen fürs Bühnenbild Mittun gefragt ist, dürften sie im späteren Berufsleben kaum je wieder ins extrem komplexe Produktionsgeflecht eintauchen. Vom „fertigen“ Sänger erwarten Opernhäuser anderes.
Gut 200 Bewerbungen aus über 20 Ländern gingen in diesem Jahr für den Opernkurs ein.
Mitmachen können nur wenige der Bewerber: Aus den rund 120 jetzt jeweils für rund 24 Stunden nach Weikersheim zum Vorsingen geladenen jungen Talente werden im kommenden Sommer nur zwölf auf der Weikersheimer Open-Air-Bühne im Schlosshof im Rahmen der Internationalen Opernakademie der JMD zu erleben sein.
Und doch sollen alle 120 an den derzeit laufenden Vorsing-Workshops Teilnehmenden von der Reise nach Weikersheim für ihre weitere künstlerische Karriere profitieren können. Es sind die Input-Workshops, die den Unterschied zum reinen Vorsingen ausmachen.
Regisseurin Corinna Tetzel etwa führt die Teilnehmer in fast intimer Weise in insgesamt 14 kleinen Workshop-Gruppen in die jeweiligen Rollen. Wie fühlt sich ein Hänsel, der einen enormen Beitrag leisten muss zum Unterhalt der armen Familie? Es sind intensive Rollenspiele, die über den eigentlichen Darstellungsbereich der Solistenrollen hinausführen, in die die Regisseurin die Workshop-Teilnehmer verwickelt.
Im zweiten Input-Workshop mit Choreografin Céline Bräunig geht es um die Erfahrung von Bewegung im Raum: Wie setzen sich Emotionen – Wut, Angst, Sorge, Glücksgefühle – um in Bewegung? Barfuß werden die jungen Sängerinnen und Sänger zu Darstellern moderner Improvisationsszenen. Sie gleiten wie Schlangen, schwanken wie Bäume im Wind, lassen Arme, Schultern, den Kopf, die Beine ganz neue Koordinationen finden.
Die Arbeit in den beiden Workshops vor den eigentlichen Vorsing-Terminen gibt den Teilnehmern eine zusätzliche Basis, beim eigentlichen Vorsingen die eigenen Potenziale weiter auszuschöpfen. Es ist nur ein einziger Tag – und doch schafft schon der ein Gruppengefühl. „Der intensive Tag mit den anderen war toll“, berichtet eine Teilnehmerin. Viel vertrauter und mit deutlich besserem Gespür für die Rolle könne man so ins Vorsingen gehen, ergänzt ihre Mitbewerberin.
Die intensive Workshoparbeit mit Regisseurin und Choreographin, die gemeinsam mit Andrej Hovrin, Studienleiter an der Würzburger Musikhochschule, und Yvonne Schiffelers, Gesangsprofessorin am Conservatorium Maastricht, beim eigentlichen Vorsingen die Ohren spitzen, relativiere auch die Tagesform, erklärt der Jeunesses-Generalsekretär das Auswahlkonzept.
Vor Weihnachten geht das Auswahlverfahren mit rund 40 Teilnehmern weiter. Wer danach eine Einladung zur einwöchigen Oster-Arbeitsphase und zur Mitte Juni beginnenden Haupt-Arbeitsphase bekommt, hat einen wichtigen Karriereschritt getan. Am 27. Juli ist dann Premiere für Engelbert Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“.
Karten sind bereits erhältlich bei der Jeunesses Musicales Deutschland unter Tel. (0 79 34) 99 36 36 oder online unter www.oper-weikersheim.de