
In weiter Ferne so nah: Afrika war der Sehnsuchtsort des 2013 verstorbenen Künstlers Harry Elsner. Zehn Jahre nach seinem Tod starten Kulturverein VKV und Stadt Grünsfeld mit einer Werkschau den diesjährigen Kulturherbst. Mehr als 50 Bilder sind unter dem Motto „Nordafrika“ im Rienecksaal des Zehntgebäudes zu sehen. Auftakt war am vergangenen Wochenende.
„Harry Elsner hat ein Leben mit Ehrfurcht und Respekt vor dem Anderen geführt“, erklärte Christine Kastner bei der Ausstellungseröffnung. Die Vorsitzende des Kulturvereins kuratiert die neue Schau. Elsners Bilder bestechen ihrer Meinung nach durch Schaffenskraft, Kreativität, Leidenschaft und Begeisterung. In der Auseinandersetzung mit dem Fremden werde das Eigene offenbar. Gleichzeitig enthalten sie ihrer Meinung nach eine spirituelle Kraft. „Die Bilder laden dazu ein, vor ihnen zu verweilen und sich meditativ in sie zu versenken.“
Erlös von Bilderverkauf an Jugendhilfe
Ausstellungen mit Bildern von Harry Elsner sind, so Kastner, eine „Erfolgsgeschichte“. Zum wiederholten Mal sind seine Werke in Grünsfeld zu sehen. Man kann sie auch erwerben. Den Verkaufserlös haben seine Tochter und seine beiden Söhne jeweils für einen guten Zweck gespendet. Dieses Mal geht das Geld an die Jugendhilfe Creglingen für das Projekt in Hof Uhlberg und für die Kinder- und Jugendarbeit des Kulturvereins zu spenden. Nicht zuletzt deshalb, weil Harry Elsner mit Grünsfeld viele Jahre freundschaftlich verbunden war.
Susanne Elsner-Dörr gab einen Einblick in das Leben und Schaffen ihres Vaters. Von Afrika sei er zeit seines Lebens fasziniert gewesen. „Die Sehnsucht nach der Wüste ist ein Teil unserer tiefsten Innerlichkeit“, zitierte sie aus einem Brief, den er 1978 als Weihnachtsgruß verschickt hat. Der tote Raum bereichere mit einem Erlebnis, vor dem alles andere verblasse. Die Wüste nannte Elsner ein „Gebiet geklärter Schau“, wo der Mensch sich aller Äußerlichkeiten entkleide.
Für Harry Elsner warteten am Rande der Wüste „Rätsel in Formen und Farben“. Aufgegriffen und künstlerisch umgesetzt hat er sie in seinen Bildern. Die Ausstellung im Grünsfelder Rienecksaal konzentriert sich ganz auf diesen Aspekt seiner Arbeit. Die Werke sind, so Susanne Elsner-Dörr, in Form einer „Farbwelle“ angeordnet. Dadurch verstärkt sich ihrer Meinung nach der Eindruck. „Die Wucht der Bilder entspricht der Wucht der Erfahrung“, betonte Elsner-Dörr.
Botschaften einer aufgewühlten Innenwelt
Bei der Vorbereitung der Ausstellung hat sie neue Facetten an ihrem Vater kennengelernt. Sie beschrieb ihn als korrekten und zurückhaltenden Menschen. Die Afrikabilder enthalten ihrer Meinung nach aber Botschaften einer aufgewühlten Innenwelt. „Die Sprache des toten Raumes löst Empfindungen aus, die inmitten des Jagens unserer Gesellschaft gänzlich ruhen“, zitierte sie ein weiteres Mal aus dem Weihnachtsbrief. Wüstenlandschaften werden so zu Seelenlandschaften.
An einem Beispiel verdeutlichte Susanne Elsner-Dörr ihre These. Ziemlich am Anfang der Ausstellung befindet sich ein kleinformatiges, in dunklen Farben gehaltenes Bild, das den Titel „Burned Out“ trägt. Harry Elsner hat es nach seinem ersten Aufenthalt in der Wüste gemalt und es ist, davon zeigte sich seine Tochter überzeugt, Ausdruck einer Schaffenskrise. In starkem Kontrast dazu steht das daneben hängende, hell strahlende Werk mit dem Titel „Licht“. Harry Elsner hat, so scheint es, in Afrika auch Antworten auf die Rätsel des Lebens gefunden.
Überraschungsgast bei der Ausstellungseröffnung war Sana Kpante mit ihrer Trommelgruppe aus Bad Mergentheim. Die afrikanischen Rhythmen ergänzten die bunte Bilderschau um einen weiteren Farbtupfer.
Die Ausstellung ist noch einmal am kommenden Wochenende geöffnet: Samstag, 9. September, 18 bis 21 Uhr, sowie Sonntag, 10. September, 11 bis 17 Uhr. Harry Elsner wurde 1926 in Sohrau in Oberschlesien geboren. Für alle, die mehr über seine Heimat und die der in Grünsfeld lebenden Schlesier erfahren wollen, ist die Schlesierstube im Zehntgebäude am Sonntag, 10. September, von 14 bis 17 Uhr geöffnet.