Verantwortung für andere übernehmen: Das machten die Achtklässler des Matthias-Grünewald-Gymnasiums (MGG), heißt es in einer Pressemitteilung der Schule, der auch folgende Informationen entnommen sind. Im Rahmen des Sozialpraktikums engagierten sie sich für den Tafelladen.
"Die Tafeln haben derzeit einen sehr großen Spendenbedarf", sagte Religionslehrerin Monika Keller. Sie betreut zusammen mit ihrer Kollegin Viola Kammerer das Sozialpraktikum am MGG. Die Anzahl derer, die in Deutschland in Armut leben und das Angebot der Tafel in Anspruch nehmen, hat ihren Angaben zufolge in den letzten Monaten dramatisch zugenommen. Ob Flüchtlinge aus der Ukraine, Erwerbslose, Erwerbstätige mit geringem Einkommen oder Rentner: Viele seien auf Unterstützung angewiesen. Teilweise sei es bei den Tafeln gar zum Aufnahmestopp gekommen.
Umso wichtiger ist nach Auffassung der beiden Pädagoginnen das Sozialpraktikum der Achtklässler. An zwei Tagen sammelten sie außerhalb der Schulzeit vor einem Lebensmitteldiscounter in Tauberbischofsheim Lebensmittel für die Tafel. Die Schüler hatten Plakate gestaltet, diese an einem kleinen Stand vor dem Geschäft befestigt und sprachen die Kunden beim Betreten des Ladens an, ob sie zusätzlich noch etwas für die Tafel mit kaufen könnten.
"Am Anfang hat es schon etwas Überwindung gekostet, fremde Menschen anzusprechen", räumten Sarah Francuz und Leni Schreck ein. Dann aber habe ihnen die Arbeit viel Spaß gemacht.
Wertvolle Erkenntnisse für die Schüler
Von unterschiedlichen Reaktionen berichteten Tiziano Repsch, Noah Kuhnmünch, Lukas Rappert und Miko Seidenspinner. Manche seien abweisend gewesen oder hätten die Schüler ignoriert. Viele, so das Quartett, unterstützten aber die Aktion. "Leute haben etwas gespendet, die selber wenig haben", staunte Tiziano Repsch. Vor allem Eltern mit Kindern seien sehr großzügig gewesen.
Die Sammelaktion hatte, so Monika Keller, zahlreiche positive Effekte. "Die Schüler haben gelernt, soziale Verantwortung zu übernehmen", betonte sie und fügte hinzu: "Das Lob und die Anerkennung, die sie für ihren Einsatz bekommen haben, hat ihr Selbstvertrauen gestärkt." Wichtig sei auch gewesen, dass die Achtklässler eigene Vorurteile erkannt und abgebaut haben.
Die Sammelaktion war ein Erfolg. Rund 60 Kisten konnten die Mitarbeiter der Tafel am Ende entgegennehmen. "Damit haben wir als betreuende Lehrkräfte nicht gerechnet", gab Monika Keller zu. Achtklässler Tiziano Repsch ist zu einer ganz neuen Einschätzung gelangt: "Die Aktion hat mir bewusst gemacht, dass es sich lohnt, für andere die eigene Komfortzone zu verlassen."
Ein Teil der Schüler engagierte sich ehrenamtlich in einer Einrichtung, wie zum Beispiel im Sportverein, der Mediothek oder dem Roten Kreuz. Auch hier gab es positive Rückmeldungen. Viele freuten sich, so Keller, ihr Hobby mit der Schule und dem Praktikum verbinden zu können. Es habe ihnen Freude bereitet, mit jüngeren Kindern zu arbeiten, sie zu motivieren und von ihnen positive Rückmeldungen zu bekommen.