Das Residenzschloss Mergentheim ist berühmt und bekannt ist seine große historische Bedeutung als Residenz der Hochmeister des Deutschen Ordens. Dass zum Schloss auch ein traditionsreicher Garten gehört, der von ganz besonderem Reiz ist – das ist weniger bekannt. Dabei hat der Garten eine Geschichte, die weit über 200 Jahre zurückreicht. Eine imposante Platanenallee verbindet Residenzschloss und Schlosshof mit dem englischen Garten. Jetzt im Frühling ist der weitläufige Schlosspark von besonderer Schönheit, heißt es in einer Mitteilung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg.
Wenn im Frühling die großen alten Solitärbäume des Gartens allmählich ihre Blätter entfalten, bietet der Schlosspark einen besonders harmonischen Anblick. Die Gärten des Residenzschlosses Mergentheim können auf eine große Tradition zurückblicken: Die Arbeiten am Garten des Residenzschlosses in seiner heutigen Gestalt begannen während eines Generalkapitels des Deutschen Ordens unter Hochmeister Maximilian Franz von Österreich am 20. September 1791. Genau zu dieser Zeit befand sich auch der noch unbekannte junge Musiker Ludwig van Beethoven in Mergentheim, der einer der großen Jubilare des Jahres 2020 ist: Er wurde vor 250 Jahren geboren. Beethoven spielte damals in der Hofkapelle des Kurfürsten Maximilian Franz als Bratschist, privat gab er in Mergentheim viel beachtete Klavierkonzerte.
Zwei Jahrzehnte unter Schlossgärtner Hüller
Großen Anteil an der Schöpfung und Verwirklichung des Mergentheimer Schlossparks hatte der Schlossgärtner Franz Joseph Hüller. Er wurde später in Stuttgart Oberhofgärtner. Den Mergentheimer Garten betreute er zwei Jahrzehnte lang, von 1791 bis 1811. Der Schlosspark gliedert sich in drei Teile, die zusammen rund neun Hektar umfassen. Der erste: ein Blumenparterre rund um das 1739 erbaute Gartenfesthaus der Sala terrena südlich des Schlosses, das bereits 1823 wieder abgebrochen wurde. Der zweite Teil war der große Gemüse- und Nutzgarten, streng in geometrischen Formen angelegt. Ein Teil dieses Bereichs ist heute rekonstruiert. Seine Erträge nutzte man in der Hofküche des Schlosses. Im Nutzgarten pflegte man Apfelbäume, sowie Kirsch- und Weichselobst. Man richtete Pfirsich- und Aprikosenspaliere ein. Es gab Treibhäuser und Orangerien.
Im Hofgarten östlich des Schlosses hingegen strebte man einen naturnahen Landschaftsgarten nach Vorbildern der englischen Gartenkunst an. Hofgärtner Hüller bestellte dafür amerikanische Gehölze, 400 italienische Pappeln sowie Bäume aus den eigenen Waldungen, die der Orden in der Region besaß. 1794 wurden 8000 Stauden gepflanzt. Eindrucksvoll ist die Allee der großen Pappeln auf einem Damm: Sie sollte optisch den Garten von den Bauten der Stallungen und Scheunen des Schlosses abgrenzen.
Reizvolle Bauwerke schmücken den Garten
"Wie sich der Park in seiner Anlage und in der Pflanzenauswahl und seiner natürlich anmutenden Wasserlandschaft auf die landschaftlichen Gegebenheiten des Flusstals der Tauber bezieht, macht ihn zu etwas ganz Besonderem", erklärt Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, zu denen das Residenzschloss und der Schlosspark Mergentheim seit kurzem gehören. Reizvolle Bauwerke schmücken den Park: Man errichtete solche "Staffagen" als beziehungsreiche Kulissen in den großen Gärten, heißt es in der Pressemitteilung.
Etwa das chinesische Teehäuschen, das wegen eines Schellenbaums auf seinem Dach auch "Schellenhäuschen" genannt wird, und das orientalische Halbmondhäuschen in der Obstbaum-Partie. Ein Denkmal mit einer originellen Geschichte ist der Obelisk: Es wird erzählt, dass er zur Erinnerung an den Hund eines Deutschordensritters aufgestellt worden sei, der acht Schiffbrüchige aus Seenot gerettet habe.
Im Zentrum des Parks liegt der See mit der Pappelinsel, die im Volksmund "Schneckenbuggele" genannt wird. Eine besondere Attraktion muss die 1797 errichtete Enteninsel gewesen sein, auf der ein Miniaturdorf, eine kleine Kirche und Häuser, den Enten Unterschlupf boten. Die derzeitigen Planungen zur Wiederherstellung des Parks sehen vor, dass auch diese einmalige Enteninsel wieder entstehen soll. Bis dahin kann man die sich schlängelnden Wege und die weiten Rasenflächen zwischen kleinen Wäldchen, Hainen und stolzen Solitärbäumen genießen und den Spaziergang gleich noch in den benachbarten Kurpark ausdehnen.
Aktuell ist das Residenzschloss Mergentheim wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen. Der Schlosspark ist geöffnet und frei zugänglich, unter Einhaltung der gültigen Corona-Regeln.