Ein toller Publikumserfolg war einmal mehr das jüngste Schlosskonzert mit Riesenbeifall im ausverkauften Rathaussaal und als Dank drei Zugaben von der Philharmonia Frankfurt, einer Formation basierend auf dem Kammerorchester Petersburg, das unter seinem langjährigen Leiter Juri Gilbo schon seit Jahrzehnten zu den immer wieder gern gesehenen Gästen der Konzertreihe zählt.
Im Grunde war das so etwas wie ein Heimspiel für das 13-köpfige Streicherensemble, dessen fülliger, opulenter, samtweicher Sound geradezu ideal in dieses Ambiente mit seiner von den hier konzertierenden Kammermusikformationen immer wieder gerühmten Akustik passt. An diesem Abend gab die Philharmonia wie in einer kleinen Hitparade Kostproben aus dem genreüblichen Fundus mit für Streichorchester geschriebenen oder bearbeiteten Ohrwürmern von Händel („Ankunft der Königin von Saba“) zum Auftakt, Tschaikowsky (ein Lied aus der Suite „Schneeflöckchen“), einem wilden Tanz von Mussorgsky, gefolgt von einem bekannten Walzer von Schostakowitsch, drei Sätzen der Suite h-moll von Edward Elgar und dem populären, hier viel beklatschten „Allegretto“ aus dem Konzert „Palladio“ des 1944 geborenen Walisers Karl Jenkins, eines erfolgreichen Gratwanderers an den Grenzen von Jazz, Pop und E-Musik.
Papageno-Lied auf der Panflöte
Im Mittelpunkt dieses glänzenden Abends stand freilich jemand anderes: Die Panflöte und eine ihrer herausragenden Virtuosinnen in Person von Hannah Schlubeck, die bis 2020 noch Matthias Schlubeck hieß, seit gut drei Jahrzehnten mit diesem Instrument international Erfolge feiert und nebenbei die erste Musikerin in Deutschland mit einem Hochschulabschluss im Fach Panflöte ist. Begleitet von der Philharmonia Frankfurt demonstrierte Schlubeck ihre verblüffende, ja manchmal fast unglaubwürdige, regelrecht artistische Fertigkeit auf diesem archaisch wirkenden Hirteninstrument (einer Alt-Panflöte rumänischer Bauweise) an neun Beispielen aus der Musikgeschichte, beginnend mit dem Papageno-Lied aus Mozarts „Zauberflöte“, mit einer Bearbeitung von Vivaldis Flötenkonzert G-Dur und mehr oder weniger bekannten Virtuosennummern von Grigorias Dinicu (1889-1949), zwei Stücken aus der h-moll Suite von Bach, dem Concerto pour une voix“ von Saint Preux alias Christian Langlade(geb. 1950) und zwei bekannten Tangos von Carlos Gardel (1890-1935) und Astor Piazzolla.
Beeindruckende Selbstinszenierung
Was an dieser außergewöhnlichen Künstlerpersönlichkeit von der reinen Leistung abgesehen vielleicht am meisten imponierte, war die selbstverständliche Sicherheit und Souveränität, mit der Schlubeck ihren Vortrag und ihre Bühnenpräsenz (einschließlich der lockeren Anmoderation) zu einer beeindruckenden Selbstinszenierung zu verbinden wusste. Schluss- und Höhepunkt des Konzerts bildete dann eine vierteilige, schon von Schlubecks Vorbild und Lehrer Gheorghe Zamfir gespielte rumänische Suite, in deren Finale ein täuschend ähnliches Vogelgezwitscher, besonders aber Lerchengetriller(daher der Titel „Ciorcilia“) erklingt.
Die Schlosskonzertreihe hat nach der längeren pandemiebedingten Unterbrechung derzeit offensichtlich einen richtigen „Lauf“, und so darf man durchaus hoffen, dass die aktuelle Saison auch mit der letzten Veranstaltung am 21. April einen würdigen, erfolgreichen Abschluss findet.