Nachdem seine Tochter Pia eine Woche zuvor schon mit der in Japan bestandenen Prüfung zum Schwarzen Gürtel Schlagzeilen machen konnte, setzte der Cheftrainer der Karateabteilungen im Wertheim und Tauberbischofsheim noch einen drauf und startete an der Karate WM 2024 im japanischen Takasaki. Bei über 50 teilnehmenden Ländern waren an drei Tagen mehr als 800 Athleten und Athletinnen am Start. In der erstmaligen Einteilung nach höheren Altersklassen startete Schlatt bei den Veteranen von 60 bis 64 Jahren.
In vielen Einzeltrainingseinheiten und zum Schluss unter der strengen Beobachtung seiner Tochter bereitete sich der "Vollblut-Athlet" auf diesen Tag vor. Und so stand er absolut fit und schmerzfrei in der riesigen Arena von Takasaki. Beim Wettkampf lief zunächst alles gut und nach Mexiko und Brasilien galt es Japan zu besiegen. Schlatt führte auch hier schnell mit 1:0, doch dann schaffte Yasuhio Miyazawa kurz vor Schluss den Ausgleich. Schlatt konnte in der Verlängerung sein Potenzial nicht ganz entfalten und musste den weiteren Punkt seines Gegners akzeptieren und hatte damit verloren. Somit nur der 5. Platz und keine Medaille. Einziger Trost: Bei der gesamten Weltmeisterschaft wurden für perfekte Aktionen keine zehn "Ippons" vergeben, aber einen davon schaffte der Tauberbischofsheimer, was ihm internationalen Respekt einbrachte.
Aber Schlatt machte klar, dass es ihm - mehr als das Ergebnis - eine Ehre war im Deutschen Nationalteam an dieser Weltmeisterschaft teilzunehmen. Wörtlich: "Wir haben leider nicht unsere gesteckten Ziele erreicht - auch ich wollte gerne ein paar Runden weiterkommen - aber wir waren das Deutsche Team. Für mich war auch schön, dass der Nationaltrainer Thomas Schulze mir gestattete beim Sommertraining, dem Gasshuku, im A-Team mitzutrainieren. Das habe ich noch nie gemacht. Zwar war ich 1996 bei der WM in Osaka/Japan im kanadischen National-Team und 1986 bei der 1. Studentenweltmeisterschaft in Kobe/Japan, wo ich für Deutschland einen 3. Platz im Kumite erkämpfte, aber ich war nie in einem Deutschen Kader."
Von: Erhard Götzelmann (Pressewart, TSV Tauberbischofsheim)