Die rund 90 Personen, die zu der Schriftstellerin Mirijam Pressler in die ehemalige Synagoge gekommen waren, hatten ihr Kommen nicht bereut. Nach der Begrüßung durch Vorstandsmitglied Michael Knoblauch ging die 79-jährige Autorin von zahlreichen Büchern gleich engagiert zur Sache. Anne Frank, das bekannteste Mitglied der von den Nationalsozialisten verfolgten Familie Frank, hatte es der Autorin angetan. So entstand das Buch „Grüße und Küsse an alle“. Aus diesem las sie mit großer Leidenschaft und die Besucher hörten gespannt zu. „Man hätte eine Stecknadel fallen hören“, sagte in den anschließenden Diskussionen und Gesprächen ein nachdenklicher Zuhörer.
Auf der Grundlage zahlloser Briefe und Dokumente, erzählte Pressler die ganze Geschichte von Aufstieg und Schicksal der Familie Frank. Wie durch ein Wunder haben diese Briefe, Dokumente und Fotos der Familie Frank auf dem Dachboden des Hauses in der Baseler Herbstgasse überlebt und wurden dort vor einiger Zeit entdeckt – ein Sensationsfund. Mirjam Pressler hat daraus die so einzigartige wie exemplarische Geschichte der deutsch-jüdischen Familie Frank zusammengefügt, die sich liest wie ein großer schicksalhafter Familienroman.
Otto Frank einziger Überlebender
Auffallend war, dass die Vorfahren von Anne Frank nur innerhalb des deutschen Judentums heirateten und im Deutschen Kaiserreich den Aufstieg ins Bildungsbürgertum mit kontinuierlicher Strebsamkeit erreichten. Nach 1933 ging es jedoch rasant bergab und viele Familienmitglieder konnten durch Flucht nach England, Holland und in die Schweiz dem Schlimmsten entkommen. Die nach Holland geflohenen kamen 1940 wieder in den Herrschaftsbereich der Nationalsozialisten und wurden nach unsäglichem Leid bis nach Ausschwitz deportiert und größtenteils ermordet. Als einziger überlebt Otto Frank und kehrt nach Holland beziehungsweise in die Schweiz zurück.
Am Büchertisch von Mirijam Pressler herrschte reges Treiben und zahlreiche Zuhörer ließen sich den Roman handsignieren.