Das chinesische Mondfest am 21. September nehmen die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg zum Anlass, an die Chinamode zu erinnern, die ab dem Zeitalter des Barock an Europas Höfen herrschte. Von der Chinabegeisterung des Deutschen Ordens zeuge etwa das "Schellenhäusle" im Schlossgarten Mergentheim, wie es im Schreiben an die Presse heißt. Mit dem Themenjahr "Exotik. Faszination und Fantasie" beleuchten die Staatlichen Schlösser und Gärten das Außergewöhnliche in den Monumenten.
Das Mondfest, auch Mittherbstfest genannt, zählt neben dem Neujahrsfest zum wichtigsten Feiertag in China, so das Schreiben weiter: Bei dem traditionellen Fest grillen Familien gemeinsam im Park und bestaunen den Vollmond - in diesem Jahr am 21. September.
Auch im Garten des Residenzschlosses hat die "Chinamode" Spuren hinterlassen, denn im 17. und 18. Jahrhundert war alles, was aus China kam, in Mode - ob Porzellan, Lackmobiliar, Feuerwerk oder Seide. Auch in der Gartenkunst fanden asiatische Motive ihren Eingang: So entwarf Hofgärtner Franz Joseph Hüller (1762–ca. 1816) für den neugestalteten Landschaftsgarten zwei Gartenhäuser mit Einflüssen fremder Kulturen - das "Halbmondhäuschen", das orientalische Motive aufgreift, und den Chinesischen Pavillon, der mit seinem leicht geschwungenen Dach und der verglasten Laterne an die typischen Bauten Asiens erinnert, die Pagoden.
Architekten reisten damals nach China, um Bauten zu studieren
Der Entwurf von Hofgärtner Hüller orientierte sich an zeitgenössischen Musterbüchern: Die Zeichnungen stammten von Architekten, die nach Asien reisten, um dort die Bauten zu studieren. In ihren Darstellungen verschmelzen die europäischen Architekturelemente mit chinesischen Formen. Die Gestaltung des "Schellenhauses" ähnelt dem Entwurf für ein Speisehaus des britischen Architekten Charles Over: Das "Banquetting House" zeigt einen eingeschossigen Rundbau mit Säulenumgang. Traditionell sind chinesische Pagoden jedoch mehrgeschossig. Die Form des Rundbaus mit einem Säulenumgang hat ihre Wurzeln in der Antike: Sie geht auf griechische Rundtempel zurück, "Tholos" genannt.
Von den dekorativen Glocken und dem Schellenbaum auf dem Dach des chinesischen Pavillons im Schlossgarten Mergentheim leitet sich sein Spitzname ab: das "Schellenhäusle". In seiner Form erinnert der Schellenbaum an das gleichnamige Musikinstrument aus dem osmanischen Reich, das als Kriegsbeute nach Europa gelangte und seinen Platz in der westlichen Musik fand. Sein französischer Name legt jedoch einen Ursprung in China nahe: "Chapeau chinoise" bedeutet übersetzt "chinesischer Hut". In China haben auch die Glocken ihre ursprünglichen Wurzeln.
Das Residenzschloss Mergentheim ist eines von 15 Monumenten des Landes, in dem die Gäste die Spuren fremder Kulturen und ferner Kontinente erkunden können.
Öffnungszeiten des Schlossparks: Bis Sonntag, 31. Oktober, Mi–So und Feiertag 10.30–17 Uhr, von 1. November bis 31. März: Mi, Do, Fr, Sa 14-17 Uhr, So, Feiertag 10.30-17 Uhr.