Kabarettist Lutz von Rosenberg Lipinsky begeisterte jüngst auf der Klein-Kunst-Bühne im Weinhof Ruthardt in Lauda. Der Gewinner des Kleinkunstpreises "Korken-Zieher" 2018 präsentierte sein aktuelles Programm "Demokratur – oder die Qual der Wahl".
Zunächst berichtete der Hanseat von seinem Abenteuer Bahnfahrt von Hamburg nach Lauda – nicht ohne dem ländlichen Taubertal einen Seitenhieb zu geben: "Zentral liegt ihr ja jetzt nicht gerade." Abgesehen von seiner Bahnfahrt freute sich Lutz von Rosenberg Lipinsky endlich wieder vor Leuten spielen zu dürfen. Denn auch die wenigen Auftritte in Zeiten von Corona seien sehr kurios gewesen. So berichtete er etwa von einem Auftritt in einem Münchner Theater vor 400 leeren Plätzen, das ins Internet übertragen und gute Zugriffszahlen hatte – "vor allem von Bots aus China."
Die Diktatur im eigenen Haushalt
Deutliche Kritik äußerte er an sogenannten Corona-Leugnern: "Das sind Leute, die denken, wir leben in einer Diktatur, weil sie eine Maske tragen und in die Armbeuge husten müssen." Trotzdem gab er zu bedenken, dass manche Diktaturen schleichend entstanden seien: "Zum Beispiel in der Türkei – oder bei mir zuhause."
Neben allerhand politischem Personal, wie etwa Christian Lindner ("Das menschgewordene Brotmesser der FDP"), bekam auch Ex-Bundestrainer Joachim Löw sein Fett weg, der mit der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM 2018 schon in der Vorrunde ausschied: "Russland ist einfach kein guter Boden für uns. Hitler hat es im Winter probiert, Löw im Sommer."
Mit einem Exkurs zum deutschen Wahlrecht und der Erläuterung von personalisierter Verhältniswahl, Überhang- und Ausgleichsmandaten betrieb Lutz von Rosenberg Lipinsky auch astreines Bildungskabarett. Mit dem Ergebnis der letzten Bundestagswahl zeigte er sich allerdings weniger einverstanden: "Danke, dass Sie einen Hamburger zum Kanzler gemacht haben. Auch wenn keiner weiß, warum."
Lobende Worte fand er dagegen für den Stand der Digitalisierung in Deutschland. Diese sei ausgezeichnet. "Wir haben doch immerhin Tankstellen, die leuchten, und S-Bahn-Türen, die piepen", kommentierte er ironisch. Zur Steigerung der Wahlbeteiligung empfahl er Bierbuden und Caipi-Bars vor den Wahllokalen. Dann würden die Wählerinnen und Wähler künftig schon um zehn vor acht darauf warten, dass endlich die Wahllokale öffnen.
Schlager-Medley mit politischen Texten
Der Höhepunkt von Rosenberg Lipinskys Auftritt war mit Sicherheit dessen Schlagermedley zur Rettung der Demokratie. Zu Melodien bekannter Hits wie "Im Wagen vor mir" von Henry Valentino, "Major Tom" von Peter Schilling und "Atemlos" von Helene Fischer trällerte er Texte wie "Im Wagen vor mir fährt einer von den Grünen" oder "Ahnungslos an der Macht". Alles in allem ein sehr humorvoller Abend, den die Besucher sicher so schnell nicht vergessen werden.
Die 23. Klein-Kunst-Bühne in Lauda geht weiter. Am Freitag, 29. Juli, tritt Roberto Capitoni auf – diese Vorstellung ist ausverkauft. Am Samstag, 30. Juli, kommt Inka Meye. Am Freitag, 26. August, sind Benjamin Eisenberg und Matthias Reuther zu Gast und am Samstag, 27. August, bildet Götz Frittrang den Abschluss.
Kartenbestellungen sind unter Tel.: (09343) 1401 möglich.