Eine Schenkung mit Exponaten von und über den Volapük-Erfinder Johann Martin Schleyer aus Oberlauda hat die Stadt Lauda-Königshofen erhalten. Meinolf Schleyer aus Meckenheim überreichte dem Stadtarchiv zwei Kartons gesammelter Schrift- und Druckwerke zur fachgerechten Aufbewahrung. Dazu gab es einen Bierkrug mit Volapük-Wappen sowie einige Abbildungen des Prälaten Johann Martin Schleyer. Das gibt die Stadt Lauda-Königshofen in einer Pressemitteilung bekannt.
Volapük ist eine Plansprache, die Schleyer neben seiner Tätigkeit als Pfarrer entwickelte. Sammler Meinolf Schleyer sei selbst nicht mit dem Oberlaudaer verwandt und durch Zufall zu dem Fundus gekommen. Sein Onkel hätte Kontakt zur Haushälterin von Schleyer und zu deren Sohn gehabt. Gute Kontakte hätten auch zum inzwischen verstorbenen Linguisten Reinhard Haupenthal bestanden. Dieser habe sich intensiv mit der Erforschung und Dokumentation der Plansprache Volapük und deren Erfinder beschäftigt; 1981 und 2012 habe er darüber Vorträge am Gymnasium in Lauda gehalten.
Kurzbiografie des Sprachenerfinders
In der Pressemitteilung veröffentlicht die Stadt eine kurze Biografie von Johann Martin Schleyer: Er wurde am 18. Juli 1831 im Schulhaus in Oberlauda geboren. Nach dem Gymnasium in Tauberbischofsheim und dem Lyzeum in Karlsruhe studierte Schleyer in Freiburg Theologie im Hauptfach. 1856 erhielt er die erste Priesterweihe.
Erste Pfarrstellen waren 1862 in Meßbach und 1867 in Krumbach. Nach Krumbach holt er auch seine Eltern; die Verbindung zu Oberlauda bricht weitgehend ab. Noch 1875 wird Schleyer Pfarrer in Litzelstetten bei Überlingen. Dort erfindet und entwickelt er sein "Volapük = Weltsprache". Er konstruiert 1877 aus deutschen, englischen, französischen, italienischen, spanischen und russischen Begriffen eine gemischte Sprache.
1880 erscheint das erste Volapük-Lehrbuch. Seine Devise: "Eine Welt, eine Sprache" = "Menad bal, pük bal". Die Plansprache ist logisch, doch nicht einfach. Zwar schwer zu sprechen, aber mit rasantem Zuspruch. Es werden Vereine gegründet, Zeitungen ins Leben gerufen. Ab 1881 erscheint Schleyers Weltsprache-Blatt für Volapükisten. Die Volapük-Presse umfasst bald über 1000 Titel.
1885 wird der Pfarrer aus gesundheitlichen Gründen pensioniert und kann sich ganz seinem Volapük widmen. Beim zweiten Weltsprache-Kongress 1887 in München spricht man von einer Million Anhängern. Doch Schleyer versperrt sich der Weiterentwicklung der Sprache. Er sieht Volapük als seine Erfindung mit Patentrecht, bremst Änderungen und Reformen aus. Es kommt zum Streit mit den Reformern der Plansprache.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beginnt der Siegeszug des 1887 veröffentlichten Esperanto, das einige Volapük-Strukturen übernimmt. Schleyer arbeitet unverdrossen weiter an seinem Volapük-Wörterbuch, zuletzt umfasst es über 100 000 Wörter. Am 16. August 1912 stirbt er in Konstanz und wird auf dem dortigen Hauptfriedhof begraben.
Ein sicherer Ort für die Sammlung
Schenkungsgeber Meinolf Schleyer habe für seine Sammlung einen Ort gesucht, der sich für das Leben und Wirken des Prälaten interessiere. Er sei auf die Stadt Lauda-Königshofen gekommen: Hier sei der Geburtsort des Prälaten, seien Straße und Gymnasium nach ihm benannt. Stadtarchivar Dieter Thoma habe dem Sammler eine fachgerechte Aufbewahrung, Pflege und Verzeichnung der Exponate zugesichert. Eine Ausstellung einzelner Sammlungsstücke sei denkbar.
Bürgermeister Lukas Braun habe sich bei Meinolf Schleyer und Begleiterin Rosemarie de Yong für den Besuch im Rathaus Lauda bedankt und zugesichert, dass die überlassenen Unikate des Volapük-Erfinders ganz bestimmt in Ehren gehalten werden. Es sei außerordentlich wichtig, die Erinnerung an Johann Martin Schleyer authentisch zu bewahren.