„So war das“ – werden vielleicht die 300 Besucher am nächsten Tag ihren Freunden sagen, wenn sie gefragt werden, „wie war der denn nun, der Rolf Miller?“ „Mehr wird ihnen nämlich nicht einfallen“, meint der Kabarettist selbst zu seinem Programm „Tatsachen“, mit dem er am Donnerstagabend in der Aula Alte Steige gastierte.
Ein bisschen mehr wird es dann wohl doch sein, denn seine Tatsachen haben es in sich. Die erste schafft der 46-Jährige gleich selbst an diesem Abend mit einer Viertelstunde Programmverspätung. „Wir müssen noch auf die anderen warten, die zum ursprünglich angekündigten Veranstaltungsort gefahren sind“ – und verschwindet hinter die Bühne. Und dann kommt er wieder – von rechts. So wie der A 6ler, der seinem Kumpel Jürgen voll in die Beifahrerseite brettert. So, als wär' Glatteis gewesen. Pause. „Es war Glatteis.“ Und das Eis zwischen Kabarettist und Publikum ist nach nur zwei Minuten gebrochen.
Die Audifahrer
Mit Begrüßungsfloskeln hält sich Rolf Miller nicht auf, steigt gleich in die Vollen. Breitbeinig, gemütlich sitzt er auf seinem Stuhl und plaudert drauf los wie der Kumpel von nebenan. Von seinen mächtig großen Freunden Jürgen und Achim, die nicht lange fackeln, wenn es um Verkehrserziehung – insbesondere Audifahrer – geht. Da wird schon mal die Scheibenwaschanlage als Waffe eingesetzt, wenn der graue Audi dicht an einem klebt – und dann zählt man bis 21. Bei 22 kommt die Nebelschlussleuchte und die Vollbremsung.
Spätestens dann lachen sich die Zuhörer scheckig, weil es jedem doch so bekannt vorkommt. Genauso wie Jürgens Ex, die immer nur „Proble“ sieht. Klar, die hat „Lehramt“ und nur Bücher, wo das Problem schon drauf steht. „Ich vergesse nie ein Gesicht, aber von der sofort“, scherzt der Nord-Badener aus Walldürn.
Der Witze-Erzähler
Ein weiteres Problem sieht er beim Deutschen allgemein in Verbindung mit Humor. „Das sagen Sie mal einem Ausländer, der lacht sich verreckt.“ Seiner Ansicht nach ist der Deutsche straight – will nur nach vorne. Was hinten rauskommt oder besser in der Vergangenheit war, will er nicht wissen. Damit spannt er einen Bogen zur Erderwärmung und dem Klimaschutz. „In 5000 Jahren werden die Menschen bestimmt mordsstaunen, wenn sie noch zwei Tage zusätzlich zu leben haben, weil wir jetzt Sparlampen statt Glühbirnen eindrehen. Und wenn es nach Reinhold Messner ginge, würde der Strom aus dem Müsli kommen.“
Messner ist neben Rüdiger Nehberg auch so jemand, den Rolf Miller nicht müde wird, auf die Schippe zu nehmen. Der wandert nachts mal schnell auf den Mond und zum Frühstück gibt es Spinnen. Wahre Überlebenskünstler eben. Zwischendurch und mit langen Pausen versucht der mittlere von drei Brüdern immer wieder, sich an einen typischen Messner-Witz zu erinnern. Nach einer viertelstündigen Pause gelingt es ihm endlich: „Treffen sich zwei Yetis, sagt der eine: ,Den Messner gibt's wirklich. Wir haben Spuren gefunden.“ Das Publikum kriegt sich vor Lachen nicht mehr ein.
Eine Pointe folgt der nächsten in diesem zweistündigen, kurzweiligen Auftritt und so abrupt, wie er anfing, hört er auch fast auf. Doch weil er in Wertheim zwei Zugaben versichern musste, erklärt er allen zum Schluss, wo genau er herkommt: „Aus dem Viereck zwischen Frankfurt und Stuttgart von oben. Wer das nicht kennt: zwischen Darmstadt und Heilbronn, quer zwischen Würzburg und Mannheim – aus Walldürn eben.
Seine Ideen sammelt er im übrigen aus den Halbsätzen bekannter Fußballer wie Paul Breitner: „Vor dem Elfmeter-Schießen hatten alle die Hosen voll, nur bei mir lief es flüssig.“ Oder Andy Möller: „Ich nehme mich nicht so wichtig, wie ich bin.“
Oder der Fünfte von den Beatles, George Best: „Die eine Hälfte meines Geldes habe ich für schnelle Autos, Frauen und Alkohol ausgegeben. Die andere habe ich verprasst.“