Einigermaßen überschaubar war an diesem EM-Viertelfinalabend die Zuschauermenge beim jüngsten „Jazz in der Aula“-Konzert, das dieses Mal – wie im Sommer üblich – im Pfarrhof stattfand. Es war eigentlich auch kein Jazzkonzert wie üblich, doch dafür gab's halbwegs schönes Wetter und über zwei Stunden hinweg jede Menge anderer Musik aus der vielfältigen amerikanischen Tradition von Blues, R&B, Rock 'n' Roll über Soul und Country bis hin zur Folkballade. Präsentiert wurden sie von dem Sänger, Songwriter und Gitarristen Markus Rill und seiner Band „The Troublemakers“. Der in Würzburg lebende Musiker (Jahrgang 1970) gehört seit mindestens einem Jahrzehnt zu den auch international renommierten Vertretern dieses Genres und hat acht von der Fachkritik hochgelobte Alben veröffentlicht.
Der ehemals erfolgreiche Sportler (mehrere Titel im Ringen) hat sein Songwriter-Handwerk in den USA und im Kreis renommierter Kollegen gelernt, sieht mit seiner sportlich gedrungenen Figur und der gegelten Entenschwanzfrisur aus wie ein archetypischer weißer US-Rocker der 50er Jahre – nicht ganz genau so wie Elvis, eher wie Eddie Cochran – wogegen seine dunkle, raue und warme, seelenvolle, in Balladen elegisch klingende Raspelstimme an die aller möglichen berühmten Kollegen erinnert: Manchmal an John Fogerty, an Tom Waits, John Mellencamp oder Bruce Springsteen .
. . jedenfalls authentisch amerikanisch.
Trotz dieses ehrfurchtgebietenden Backgrounds ist der Mann sympathisch bescheiden und unprätentiös geblieben, wie man auch seinen humorvollen Anmoderationen anmerkte, ließ sich von der eher mageren Kulisse nicht verdrießen und brachte die über 20 Songs mit locker-professioneller, zugleich spürbar engagierter Manier, unterstützt von den fünfköpfigen „Troublemakers“, dem Schlagzeuger Max Ludwig, dem Bassisten Christoph Reiss, dem zweiten Gitarristen Maik Garthe mit seinem effektvollen Bottleneckspiel und dem Keyboarder und Akkordeonisten Marius Kraus, der immer mal wieder einen farbigen Cajun-Feel einbrachte.
Markus Rill, von Natur wohl schon immer ein halber Amerikaner, schreibt und singt seine Songs auf Englisch, so dass man als Zuhörer die bluesigen bis bittersüßen Texte in der von Bob Dylan geprägten amerikanischer Singer/Songwriter-Kultur nur in Teilen verstehen kann, doch war das beim Konzert im Pfarrhof nicht weiter tragisch: Entscheidend war die Stimmung, die er mit seinen präzise, druckvoll und erdig groovenden begleitenden Mitstreitern erzeugte: „Rootsy“ könnte man sie nennen, von den Quellen und Wurzeln aufspringend, in sie eingebettet.
Trotz Fußballkonkurrenz blieben alle sitzen, bis sich Markus Rill & the Troublemakers nach immerhin drei Zugaben verabschiedet hatten.