Der Deutsche Orden ist nicht nur durch die Sendschrift Luthers „An die Herrn Deutschs Ordens das sie falsche keuscheyt meyden und zur rechten ehelichen keuscheyt greyffen Ermanung“, die im Original im Deutschordensmuseum präsentiert wird, von der Reformation betroffen, sondern viel grundlegender: Der Deutschordensstaat Preußen ist der erste Staat überhaupt, der wegen der Reformation säkularisiert wurde, und ohne diese Entwicklung wäre Mergentheim nie Hauptsitz des Hochmeisters geworden.
Auch die Verwerfungen des Bauernkrieges, wodurch der Sitz des Deutschmeisters von der Burg Horneck am Neckar nach Mergentheim kam, spielen mit hinein. Schließlich etablierte sich im Deutschen Orden eine in der neuzeitlichen Reichsgeschichte einzigartige Trikonfessionalität: Katholiken, Lutheraner und Reformierte gehörten bis zum Ende des Reiches gleichberechtigt dem Orden an.
Alle diese interessanten Entwicklungen kann man im Deutschordensmuseum und in der Schlosskirche finden, wie das Museum in einer Pressemitteilung informiert: Im Reformationsjahr wird mit „Reformations-Störern” auf diese Episoden hingewiesen. Sie befassen sich mit Auswirkungen der Reformation wie dem Bauernkrieg und der Reformation in Preußen und Livland, mit dem Dreißigjährigen Krieg sowie der Napoleonischen Zeit.
Auch Persönlichkeiten wie die Heilige Elisabeth von Thüringen, die als erste protestantische Dichterin geltende Elisabeth Cruciger im 16. Jahrhundert und Eduard Mörike finden Berücksichtigung.
Die Geschichte der Schlosskirche, seit 1817 von der Evangelischen Gemeinde genutzt, und die von Martin Luther entwickelte Deutsche Messe werden ebenfalls in der Ausstellung thematisiert.
Die Tafelschau „Reformation im östlichen Europa – Polen-Litauen und Preußenland”, die vom Deutschen Kulturforum östliches Europa erarbeitet wurde, ergänzt die Sonderausstellung um eine tiefergehende Beschreibung des Verlaufs der Reformation im ehemaligen Ordensland Preußen und im gesamten Gebiet des damaligen polnisch-litauischen Staatsverbands bis in die Moderne hinein.
Die Sonderausstellung ist eine Kooperation von Deutschordensmuseum und Evangelischer Kirchengemeinde Bad Mergentheim. RET
Sonderausstellung zum Lutherjahr
Das Deutschordensmuseum Bad Mergentheim zeigt „Reformations-Störer“ im Museum und in der Schlosskirche: Die Sonderausstellung trägt den Titel „Luther an die herrn Deutschs Ordens. Die Auswirkungen der Reformation“ und läuft bis 30. November.
Öffnungszeiten bis Oktober: Dienstag bis Sonntag 10.30 bis 17 Uhr; Ab November: Dienstag bis Samstag 14 bis 17 Uhr, Sonntag/Feiertage 10.30 bis 17 Uhr. Information: Schloss 16, 97980 Bad Mergentheim, Tel. (0 79 31) 52212, Fax (0 79 31) 52669; E-Mail: info@deutschordensmuseum.de/www.deutschordensmuseum.de
Begleitprogramm für Schulen oder für Kinder:
Workshop für Kinder von acht bis zwölf Jahren: „Gegen die Angst. Für die Freiheit – Martin Luther und die Reformation“ mit Renate Kunze und Tillmann Zeller. Zu vereinbaren unter Tel. (0 79 31) 5 22 12.
Führungen mit Björn Küppers: Samstag, 3. Juni, 14.30 Uhr; Dienstag, 31. Oktober, 14.30 Uhr; Samstag, 25. November, 14.30 Uhr.
Weitere Führungen sind nach Vereinbarung auch unter Tel. (0 79 31) 5 22 12 zu buchen.