Hinter Micky und Donald, den Klassikern der Disney-Welt, standen gleich drei Künstler, die über Jahrzehnte die Figuren und ihre Geschichten schufen. Derzeit zeigt die Ausstellung „Micky Maus & Donald Duck. Gezeichnet von Barks, Gottfredson, Taliaferro“ den Kosmos von Entenhausen im Residenzschloss in Bad Mergentheim– und erlaubt einen Blick in seine Entstehung.
Hinter Kinderspaß und lustigen Geschichten verbirgt sich eine komplexe Welt, informieren die staatlichen Schösser und Gärten Baden-Württembergs in einer Pressemitteilung. Die pfiffigen Comicwesen Micky Maus und Donald Duck haben ihre eigenen Charaktere und führen ihr ganz eigenes Leben. Und hinter den Geschichten und Beziehungen, Abenteuern und Fantasien steht der schöpferische Erfindergeist großer Zeichner und Geschichtenerzähler. Ihnen ist die aktuelle Ausstellung im Residenzschloss gewidmet. Zu sehen sind rund 250 Stücke aus der Privatsammlung Reichelt und Brockmann.
Die Künstler hinter dem berühmten Firmennamen
„Es gibt nur wenige Bereiche, in denen künstlerische Kreativität zugleich so ernsthaft und so populär wirksam ist, nah an den Menschen und die Generationen übergreifend wie in den Bildern, die uns die Comics mit Micky und Donald liefern“, wird Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten in der Mitteilung zitiert. „Es ist ein tolles Erlebnis, dass wir nun – wenn auch mit Corona-Einschränkungen – mit dieser Ausstellung einen Blick auch in die Werkstatt bekommen und die Künstler sehen, die hinter den vertrauten Figuren stehen.“
Lange galt die Comicwelt von Micky und Donald als Werk von Walt Disney, der dem heutigen Medienkonzern den Namen gab. Die wahre Identität der Künstler hinter den Figuren wurde erst Jahre nach dem Tod Disneys bekannt. Was an den Zeichentischen der Comic-Zeichner Carl Barks, Floyd Gottfredson und Al Taliaferro entstand, wurde bis 1966 durchweg mit „Walt Disney“ signiert. Aber selbst dieser Schriftzug stammte von Floyd Gottfredson, informiert die Pressemitteilung. Die Anfänge liegen in den frühen 1930er-Jahren: Barks, Gottfredson und Taliaferro entwickelten und prägten das Genre der Comics im Disney-Konzern ganz entscheidend. Weit über die Trickfilme hinaus wurden die Figuren und Motive der Bildergeschichten zum wirtschaftlich erfolgreichen Lizenz-Produkt des Unternehmens.
Der Kosmos Entenhausen lebt weiter
Die Ausstellung zeigt Werke von Carl Barks, Floyd Gottfredson und Al Taliaferro in einer Schau vereint. Das ist der Sammelleidenschaft der drei Künstler selbst und den Menschen zu verdanken, die in Druckereien und Verlagen gearbeitet haben. Die Sammler Peter Reichelt und Ina Brockmann berichten: „Anfang der 1950er-Jahre vernichtete der Disney-Konzern die Originalzeichnungen, da sie nur als platzverbrauchender Grundstoff angesehen wurden. Nur Druckbögen oder Filme von erfolgreichen Serien wurden archiviert. Das gedruckte Produkt galt – wie im Prinzip auch heute noch – als das Original.“
Das Erbe der Comic-Zeichner Carl Barks, Floyd Gottfredson und Al Taliaferro traten die deutschen Künstler Jan Gulbransson und Ulrich Schröder an, so die Pressemitteilung. Als Zeichner und Autoren führen sie die Tradition rund um Familie Duck und Entenhausen bis heute weiter. Individuell im Strich und mit weltweiter Popularität lassen sie den Kosmos weiterleben, der bis heute als Teil des kollektiven Bildgedächtnisses funktioniert.
„In der Ausstellung in Mergentheim erlebt man die ganze Bandbreite des Genres“, wird Maike Trentin-Meyer zitiert, die Konservatorin der Staatlichen Schlösser und Gärten. Eindrucksvoll zeigen ganze historische Zeitungsseiten und Comic-Tagesstreifen, wofür das Medium eigentlich erfunden wurde. Den Schaffensprozess machen Vorzeichnungen sichtbar, Trickfilmzeichnungen, Zeichnungen aus Storyboards oder ein Aquarell. Dazu kommen einzelne Cartoons, Modelsheets, Kinderbücher und Serigraphien von Donald Duck und Micky Maus. Die Bandbreite ist groß, die Privatsammlung steckt voller Überraschungen. Zu den rund 250 Exponaten gehören auch zeitgenössische Fotos und ein Arbeitsvertrag, Briefe, Scribbles und Hefte, Gemälde und Skizzenbücher, einzelne Seiten aus Comic-Heften und Umschlagentwürfe. Ebenfalls zu sehen: ein Arbeitskittel des Zeichners Carl Barks.
Gesammelt von Peter Reichelt und Ina Brockmann
Die Stücke stammen aus einer der größten privaten Disney-Sammlungen, seit den frühen 90er-Jahren zusammengetragen von Peter Reichelt und Ina Brockmann. Reichelts Lieblingslektüre waren schon in frühen Kindertagen Carl-Barks-Comics. Das Sammler-Duo arbeitet für Museen im In- und Ausland und verschiedene Künstlerinnen und Künstler, so die Pressemitteilung. Die beiden besuchten Barks mehrfach. Bei einem der Besuche erlebten sie sogar ein schwaches Erdbeben im ehemaligen Atelier von Al Taliaferro mit.
Die Ausstellung feiert einen runden Anlass: Carl Barks wurde am 27. März 1901 geboren, vor 120 Jahren. Wegen der Einschränkungen der Corona-Pandemie konnte die Ausstellung im Residenzschloss in Mergentheim im März aber nicht zugänglich gemacht werden. Erst am 22. Mai öffneten die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württembergs die Tore der Säulenhalle. Führungen finden statt, sobald es die Corona-Situation erlaubt. Das Begleitprogramm der Schau wird entsprechend der Möglichkeiten der Corona-Verordnung durchgeführt. Veranstaltungen werden jeweils auf der Internetseite und in der Presse angekündigt.
Die Ausstellung „Micky Maus & Donald Duck. Gezeichnet von Barks, Gottfredson, Taliaferro“ im Residenzschloss Mergentheim ist bis Sonntag, 19. September, zu sehen. Geöffnet ist Mittwoch bis Sonntag sowie an Feiertagen von 10.30 bis 17 Uhr. Eintritt: Erwachsene 7 Euro (mit Kurkarte 6,30), ermäßigt 3,50 Euro, Familien 17,50 Euro.