Ende Juli stellte die Initiative "Pro Tauberbahn" in Bad Mergentheim ein Zukunftskonzept vor. Was steht hinter diesem Konzept? Marc Müller und Thomas Tuschhoff, die Verantwortlichen der Initiative, antworten auf die wichtigsten Fragen.
Weshalb gibt es die Initiative "Pro Tauberbahn" überhaupt?
Die Tauberbahn zwischen Wertheim und Crailsheim sei das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs in der Region, betonen Müller und Tuschhoff. Mit Anschlüssen in Miltenberg, Lauda und Crailsheim stelle sie die Verbindung zum gesamten Bahnnetz her. "Damit ist sie unverzichtbar für die Mobilität der Menschen in Nordwürttemberg." In den vergangenen Jahren würden die Verspätungen und Zugausfälle allerdings immer drastischere Formen annehmen und das Bahnfahren unattraktiv oder sogar unmöglich machen. Die Initiative "Pro Tauberbahn" vertrete etwa seit dem Jahr 2000 die Interessen der Fahrgäste und setze sich für einen verlässlichen und pünktlichen Zugverkehr ein.
Was läuft nach Ansicht der Initiative schief bei der Bahn?
Jahrzehntelang sei zu wenig in die Streckeninfrastruktur investiert worden: "Sie ist veraltet und benötigt zum Betrieb viel Personal, das immer weniger zur Verfügung steht. Die aktuellen Investitionspläne führen zwar dazu, dass künftig weniger Personal benötigt wird, erschließen das volle Potential der Strecke aber nicht. Schlimmer noch, es werden damit Möglichkeiten verbaut, das Zugangebot zu verbessern."
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen der Initiative und dem Landratsamt?
"Die Landkreise sind zuständig für den ÖPNV auf der Straße", so Tuschhoff. "Sie müssen ihre Busfahrpläne auf die Ankunfts- und Abfahrtszeiten der Züge abstimmen, um ihre Gemeinden ans Schienennetz anzubinden." Die Initiative Pro Tauberbahn sehe ihre Aufgabe darin, die Landkreise dabei zu unterstützen. "Sie hat auf die Probleme für den Busverkehr aufmerksam gemacht, die vom Fahrplankonzept 2.0 der Westfrankenbahn verursacht worden wären. Insbesondere an den Schulstandorten wäre eine große Schere zwischen den Ankunftszeiten aus beiden Fahrtrichtungen aufgegangen. Zudem wären in Lauda die Anschlüsse zum RE 8 nach Würzburg und in Crailsheim die bisherigen Anschlüsse nicht mehr erreicht, sowie die Madonnenlandbahn isoliert worden." Diese Argumente hätten die Landkreise überzeugt und dazu geführt, dass das Fahrplankonzept 2.0 der WFB abgelehnt wurde.
Welche Vorschläge beinhaltet das in Bad Mergentheim vorgestellte Zukunftskonzept?
"Als Alternative zum Fahrplankonzept 2.0 der WFB haben wir als ersten Schritt einen Übergangsfahrplan vorgeschlagen, der sofort auf der vorhandenen Infrastruktur gefahren werden kann und jeden Haltepunkt einmal pro Stunde bedient", meint Müller. Er würde den Zugbetrieb stabilisieren. In einem zweiten Schritt baue ein Zukunftsfahrplan auf Investitionen in die Infrastruktur. Dadurch solle das volle Potential der Tauberbahn erschlossen werden. "Zeitpuffer fangen Verspätungen auf, ermöglichen zusätzliche Haltepunkte, zum Beispiel in Vorbachzimmern oder am Solymar in Bad Mergentheim. Taktverdichtungen sind nach Bedarf möglich. Dazu sind Streckenabschnitte, in denen Zugkreuzungen stattfinden, zweigleisig auszubauen", erläutert der Sprecher der Initiative. "Die Kreuzungen finden dann flexibel innerhalb des zweigleisigen Abschnitts statt und nicht nur statisch in einem Bahnhof. Dadurch werden die Gegenzüge von Verspätungen nicht mehr beeinflusst und Güterverkehre werden ermöglicht."
Wie sehen die Chancen aus, dass das Konzept umgesetzt wird?
Das Zukunftskonzept umfasse Investitionen, die gut doppelt so viel Geld kosten würden, als gegenwärtig dafür geplant sei. Die Tauberbahn werde dadurch aber zukunftsfähig und verkehrswendetauglich, sagen die Verantwortlichen. Man hoffe, dass die Ideen trotz höherer Kosten aufgegriffen und umgesetzt werden.