
Zum ersten Mal fand der Politische Aschermittwoch der CDU Main-Tauber in der Alten Füllerei in Distelhausen statt. Nach 50 Jahren wagte die Partei eine Veränderung und setzte auf das urige Brauerei-Ambiente – mit Erfolg. CDU-Kreisvorsitzender und Landtagsvizepräsident Prof. Dr. Wolfgang Reinhart zeigte sich begeistert von der neuen Location und sprach von einer gelungenen Premiere: "Gerade in bewegten Zeiten ist es wichtig, das zu stärken, was Verbindung und Freude schafft".
Reinhart nutzte die Gelegenheit, um die Erfolge der Union bei der vergangenen Bundestagswahl hervorzuheben. Besonders im Main-Tauber-Kreis habe die CDU ein Spitzenresultat erzielt. "Wir sind jetzt nicht nur stärkste Kraft, sondern auch die einzige demokratische Kraft der parlamentarischen Mitte, die noch als Volkspartei gilt", betonte er. Die bisherige Regierungskoalition kritisierte er scharf: "Die Ampel wurde massiv abgestraft – Lindner weg, Scholz weg, Habeck nur noch Zaungast!"
Ein zentrales Thema war die wirtschaftliche Lage Deutschlands. Stefan Wolf, Präsident von Gesamtmetall, hielt die Festrede und zeichnete ein kritisches Bild der aktuellen Wirtschaftspolitik. Deutschland befinde sich in der längsten Rezessionsphase seiner Geschichte. Wolf erinnerte an die Reformen der Agenda 2010, die dem Land einst Stabilität gebracht hätten, und forderte dringend einen wirtschaftspolitischen Kurswechsel. Hohe Lohnkosten, überbordende Bürokratie und explodierende Energiepreise würden den Wirtschaftsstandort zunehmend unattraktiv machen. "Wir haben eine Situation, in der sich Leistung nicht mehr lohnt", warnte er. Die aktuelle Politik setze falsche Anreize und belaste Unternehmen wie Arbeitnehmer gleichermaßen.
Sorge wegen der demografischen Entwicklung
Besonders kritisch sah Wolf die energiepolitischen Entscheidungen der Bundesregierung. Der Atomausstieg inmitten einer Energiekrise habe die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands erheblich geschwächt. "Statt ideologiegetriebener Entscheidungen brauchen wir eine wirtschaftsfreundliche, pragmatische Politik, die Investitionen und Wachstum ankurbelt", forderte er.
Auch die demografische Entwicklung bereite große Sorgen. Der Fachkräftemangel nehme dramatische Ausmaße an, während gleichzeitig Milliarden in Sozialsysteme flössen. "Es kann nicht sein, dass wir einerseits über fehlende Arbeitskräfte klagen, andererseits aber keine Anreize für Arbeit und Eigenverantwortung setzen", so Wolf. Migration sei notwendig, doch müsse sie gezielt in den Arbeitsmarkt gesteuert werden.
Geopolitische Herausforderungen
Neben der Wirtschaftspolitik ging Reinhart auf die geopolitischen Herausforderungen ein. Besonders die Entwicklungen in den USA unter Präsident Trump und der Krieg in der Ukraine seien für Europa alarmierend. "Wir stehen an einem Scheideweg: Wird die Welt bipolar mit den USA auf der einen und Russland und China auf der anderen Seite? Oder kann Europa als Global Player weiterhin mitreden?", fragte er in die Runde. Klar sei: Deutschland müsse mehr in Verteidigung und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit investieren. Eine CDU-geprägte Regierung müsse sich auf marktwirtschaftliche Prinzipien konzentrieren, statt sich in staatlicher Regulierung zu verlieren, so Wolf.
Zum Abschluss gab Wolf einen optimistischen Ausblick: "Deutschland hat sich in der Vergangenheit immer wieder neu erfunden. Mit einer klugen Wirtschaftspolitik und einer leistungsbereiten Gesellschaft können wir den Standort Deutschland wieder stärken." Die Worte fanden großen Anklang, und der Abend endete mit Applaus und angeregten Diskussionen.

