Eine Hommage der Badischen Landesbühne an den 1995 verstorbenen Michael Ende ist die Theater-Inszenierung von "Rodrigo Raubein und Knirps, sein Knappe", die jetzt auf dem sommerlich-warmen Schlossplatz in Tauberbischofsheim Premiere feierte.
Michael Ende hinterließ nur ein Fragment mit den ersten drei Kapiteln über den mutigen Knirps, der davon überzeugt ist, dass ein echter Raubritter in ihm steckt. Deshalb will er Knappe des gefürchteten Rodrigo Raubein werden und bald treffen die beiden Abenteurer aufeinander. Das Manuskript blieb lange liegen, bis der Journalist und Kinderbuchautor Wieland Freund, der mit Büchern wie "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer", "Momo" und "Die unendliche Geschichte" aufgewachsen war, nach zwanzig Jahren die Romanvorlage von Michael Ende mit dreizehn weiteren Kapiteln vollendete.
Herzerwärmend und mit viel Humor und Sprachwitz erzählt Wieland ganz im Stil von Ende die spannenden Abenteuer des Knappen Knirps bis zum Happy End. Kein Wunder, dass auch dieses Buch zum Bestseller wurde. Was Wielands Roman und auch die Theateradaption der Badischen Landesbühne von Endes Werken unterscheidet, ist ein grenzenloser Optimismus, seinen eigenen Wünschen und Sehnsüchten rückhaltlos vertrauen zu können, wie es im Schreiben an die Presse heißt.
Turbulente Verfolgungsjagden und liebevolle Kakteenpflege
Um mutig zu werden, muss Knirps erst lernen, was es bedeutet, Angst zu haben. Doch selbst dieser Lernprozess wird spielerisch und heiter geschildert. Rodrigo Raubein eilt zwar der Ruf voraus, ein hinterlistiger Schurke zu sein, doch tatsächlich verblüfft er Knirps trotz seiner martialischen Ritterausrüstung als ein menschenscheuer Sonderling, dessen Zuwendung vor allem der liebevollen Pflege von Kakteen gilt. Als richtige Schufte hingegen führen der Zauberer Rabanus Rochus und der Drache Wak mit ihrer Jagd auf den königlichen Schatz nichts Gutes im Schilde. König Kilian ist des Regierens müde und kann nur flüsternd seine Anweisungen geben, die vom Papagei klirrend-laut verkündet werden. Nur um seine Thronfolgerin, die Prinzessin Flip, ist der König besorgt.
Die kesse Prinzessin findet Gefallen an der dem Knirps vom Raubritter auferlegten Mutprobe, um als Knappe in dessen Dienste eintreten zu können. Flip schägt kurzerhand vor, Kniprs möge sie entführen. Mit Witz und verschmitzter Logik nimmt eine Verfolgungsjagd ihren Lauf, denn auch der Drache und der Zauberer, der selbst den Thron besteigen möchte, sind hinter der Prinzessin her. Von ihr ist auch die Kernbotschaft des Märchens zu hören: "Wer lügt, sagt mit Absicht die Unwahrheit. Wer eine Geschichte erzählt, erfindet die Wirklichkeit für sich selbst; deshalb ist in einer erfundenen Geschichte alles wahr."
Zum ersten Mal Tauberbischofsheim als Premierenort
Das sechsköpfige Ensemble aus Hannah Ostermeier, Frederik Kienle, Kim Vanessa Földing, Magdalena Suckow, Alexander Chico-Bonet und Lukas Bendig verkörpert dank großer Spielfreude und origineller Kostüme von Kerstin Oelker mehr als zehn Märchenfiguren. Das Bühnenbild von Georg Burger besteht aus übergroßen, hellgelb bemalten Buchrücken, die an die Romanvorlage des Theaterstücks erinnern und in unterschiedlichen Arrangements die Ritterburg, ein Gefängnis oder den Thronsaal darstellen.
Für alle Mitwirkenden gab es kräftigen Applaus für das mit viel Sorgfalt von Joerg Bitterich unter Mitarbeit von Theresa Kost inszenierte Stück. Die Badische Landesbühne hatte zum ersten Mal nicht Bruchsal, sondern Tauberbischofsheim mit seinem idyllischen Schlosshof als Premierenort auserkoren, wie es abschließend heißt.
Weitere Termine und Spielorte von "Rodrigo Raubein und Knirps, sein Knappe" finden sich unter www.dieblb.de