Die malerische Gemeinde Gamburg birgt neben der Burg Gamburg noch ein weiteres architektonisches Juwel – die St. Martin Kirche. Die Wurzeln von St. Martin reichen auf zwei Vorgängerinnen zurück, die einst auf dem Schulplatz vor dem Rathaus standen, umgeben von einem Gemeindefriedhof bis zum Jahr 1823.
Eine Frühmessstiftungsurkunde von 1404, verfasst von den wohlhabenden Rittern und Brüdern Peter und Fritz von Stettenberg, erwähnt eine Pfarrkirche in Gamburg, was auf die lange Geschichte dieses heiligen Ortes hinweist.
Sandstein der Kirche stammt aus den Gamburger Steinbrüchen
Die heutige Kirche, im neugotischen Stil erbaut zwischen 1895 und 1897, verdankt ihre Existenz dem engagierten Pfarrer Krug und den architektonischen Plänen des Baurates Maier. Errichtet auf dem erworbenen Gelände eines Hofanwesens, fügt sich die Kirche harmonisch in die Landschaft ein. Sie besteht aus rotem und weißem Sandstein, welcher aus den örtlichen Steinbrüchen von Gamburg stammt.
Die Grundsteinlegung erfolgte am 4. August 1895, darauf folgte der feierliche Umzug von der alten zur neuen Kirche im Jahr 1898. Geweiht, so hat es Albin Behringer nach Studium mehrerer Akten jetzt herausgefunden, wurde St. Martin allerdings erst im Jahr 1899. Deshalb wird heuer das 125-jährige Jubiläum mit einem Festgottesdienst und einem Konzert des stellvertretenden Diözesanmusikdirektors der Diözese Passau, Christian Müller, feiern. Der Termin steht auch schon fest: Die Veranstaltung findet am 28. April um 10 Uhr statt.
Die Orgel besteht aus 1342 Pfeifen
In den letzten Jahren wurde die Fassade der Kirche grundlegend renoviert. Der letzte Schritt war die Renovierung der Vleugels-Orgel im vergangenen Jahr, die aus 1342 Pfeifen besteht. Zum Vergleich: Die Passauer Orgel besteht aus 20.000 Pfeifen. Christian Müller hat sich vorgenommen, alles aus dem Musikinstrument mit seinen zwei Manualen herauszuholen, was möglich ist.
Spezialisiert hat er sich bei den Gottesdiensten auf Improvisationen in alten Stilen, also auf den barocken oder auch den romantischen Stil. Das Nachspiel des Festgottesdienstes leitet bereits den konzertanten Teil der Feierlichkeiten, also das etwa halbstündige Orgelkonzert ein. In diesem wird Christian Müller unter anderem Johann Sebastian Bach, weitere französische Zeitgenossen sowie frühromantische Orgelmusik präsentieren.
Premiere hat an diesem Tag auch der neu gegründete, gemischte Projektchor, welcher mit seinem ersten Auftritt den Festgottesdienst mitgestaltet. Unter der Leitung von Freia Behringer-Hoffmann kommt zum Vortrag: "Regina caeli" von Antonio Lotti und "Gelobt sei Gott im höchsten Thron" von Melchor Vulpius.
Die Kunstwerke stammen vom Bildhauer Thomas Buscher
Die künstlerische Pracht von St. Martin wird durch die Werke des renommierten Bildhauers Professor Thomas Buscher bereichert, der aus Gamburg stammte und 1937 verstarb. Seine Skulpturen und Kunstwerke schmücken die Kirche und zeugen von seiner Hingabe zu seiner Heimatgemeinde. Besonders bemerkenswert ist der Muttergottesaltar mit einer spätgotischen Madonnen-Statue aus der berühmten Riemenschneider-Schule.
Aber auch die Kanzel und die Altäre, wie der Hochaltar, wurden von Buscher gestaltet. Der Hochaltar präsentiert Statuen der Heiligen Gertrud, Urban, Wendelinus und Theresia, der Chorbogen zeigt Bilder des Heiligen Herzen Jesu und des Kirchenpatrons Martinus, während der Flügelaltar Szenen aus dem Leben Marias und den musizierenden Engeln zeigt.
Die Kunstwerke können nach dem Konzert besichtigt werden, ebenso wie der reich verzierte Altarraum, dessen Muster sich bis zum zweiten vatikanischen Konzil durch die ganze Kirche zog. Und auch die Symbolfigur der Kirche, der heilige Martin, auf seinem Pferd – ebenfalls ein Werk von Buscher – steht dann für die Besichtigung bereit.