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Wertheim
"Paulus"-Oratorium in Tauberbischofsheim und Wertheim aufgeführt
Das Paulus Oratorium in Tauberbischofsheim. Im ersten Teil dirigierte Julia Kohler, im zweiten Carsten Wiedemann-Hohl.
Foto: Ulrich Feuerstein | Das Paulus Oratorium in Tauberbischofsheim. Im ersten Teil dirigierte Julia Kohler, im zweiten Carsten Wiedemann-Hohl.
Ulrich Feuerstein
 |  aktualisiert: 21.07.2024 02:34 Uhr

Seine Bekehrung ist sprichwörtlich geworden. Die Bibel beschreibt in eindrucksvollen Bildern die Wandlung des Saulus zum Paulus. Felix Mendelssohn Bartholdy hat ihm mit dem Oratorium "Paulus" ein musikalisches Denkmal gesetzt. Bei einem Doppelkonzert kam das großartige Werk in der Wertheimer Stiftskirche und der Stadtkirche St. Martin Tauberbischofsheim zur Aufführung.

Von einem "Stück mit überraschend aktuellen Bezügen" sprach Dekan Thomas Holler bei der Einführung. Das Oratorium zeichnet den Lebens- und Glaubensweg des Apostels Paulus nach und orientiert sich dabei an der biblischen Erzählung. Am Anfang steht die Steinigung des Stephanus, der Paulus von Tarsus beiwohnt. In ihrer Dramatik und Brutalität kommt sie der Passionsgeschichte Christi sehr nahe. Es folgt die Wandlung des Saulus zum Paulus im Damaskus-Erlebnis durch die Erscheinung des Jesus von Nazareth. Im zweiten Teil des Oratoriums wird die missionarische Tätigkeit des Paulus, die Wunderheilung eines Lahmen und die Verfolgung durch die Juden erzählt. Das Ende ist uneindeutig: Paulus entschwindet mit einem Schiff, und es wird sein Opfertod angedeutet.

Ein Oratorium mit aktuellem Bezug

Das Oratorium thematisiert Unrecht, Hass und Gewalt. Phänomene, die zu allen Zeiten vorkommen. Auch heute. Holler wies darauf hin, dass Mendelssohns Werk in dunklen Zeiten Zuversicht verströmt und damit versifizierte Theologie ist. "Trotz allem ist mit Gottes Hilfe eine Wendung zum Guten möglich", betonte Holler. Das Paulus-Oratorium mache deutlich, dass jeder seinen Teil dazu beitragen könne.

Für die musikalische Gestaltung zeichnete die "camerata vocale", der Kammerchor des Bezirkskantorats Tauberbischofsheim, in Kooperation mit dem Stiftschor Wertheim verantwortlich. Die Gesamtleitung hatten Julia Kohler und Carsten Wiedemann-Hohl inne. Als Solisten wirkten mit: Anna Feith (Sopran), Bianca Schütz (Alt), Philipp Nicklaus (Tenor), Jakob Mack (Bass, Paulus) sowie ein Adhoc-Orchester, welches Konzertmeister Martin Rothe aus Würzburg zusammengestellt hatte.

Die beiden Aufführungen in Tauberbischofsheim und Wertheim waren allein schon durch die Dauer von rund zweieinhalb Stunden ein Erlebnis. Chor, Orchester und Solisten – insgesamt rund 100 Akteure – beeindruckten durch ihr Durchhaltevermögen. Die zahlreichen Zuhörer waren berührt von der Erzählweise und der spirituellen Dimension. Kraftvolle Chöre, ergreifende Solostücke und eine reiche Orchesterbegleitung machten das Paulus-Oratorium zu einem Höhepunkt im Rahmen der "Musikkirche Tauberbischofsheim".

Zwei Chöre zu einer Einheit geformt

Musikalisch bot "Paulus" eine sorgfältig kalkulierte Mischung aus Rezitativen, Arien und Chören. Den Chor bildeten der Kammerchor des Bezirkskantorats Tauberbischofsheim und der Stiftschor Wertheim. Julia Kohler und Carsten Wiedemann-Hohl war es gelungen, aus beiden Ensembles eine harmonierende Einheit zu formen. Die Sängerinnen und Sänger ließen die großen Preischöre jeweils zu Beginn und Ende des ersten und zweiten Teils erklingen. Zur Vielfalt der Chöre zählten auch die kontemplativen Passagen oder die handlungsintegrierten Volkschöre, die an die Turba-Szenen bei Bach in den Passionen erinnerten.

Die Arien waren zumeist in einem distanziert-betrachtenden Ton gehalten, konnten sich aber bis zur Wut steigern wie in der Paulus-Arie "Vertilge sie, Herr Zebaoth". Lyrische Passagen enthielten die Duette von Paulus und Barnabas (Jakob Mack und Philipp Nicklaus). Die Rezitative erzählten die Handlung. Als Erzähler wechselten sich nicht nur Jakob Mack und Philipp Nicklaus ab. Ein Großteil der Erzählpassagen wurde vom Anna Feith dargestellt.

Das "Damaskus Erlebnis" als Höhepunkt der Aufführung

Ein Höhepunkt der Aufführung war zweifelsohne das berühmte "Damaskus-Erlebnis". Wilde Tremolos in den Streichern ließen die Zuhörer mit Saulus mitfühlen. Auch der Frauenchor überzeugte, genauso wie die hohen Bläser, mit einem entrücktem Klang.  

Am Sonntag, den 29. September, findet ein Doppelkonzert zum 35. Geburtstag der Winterhalter Orgel unter dem Motto "4 Hände, 4 Füße" statt. Das Konzert wird per Leinwandübertragung ins Kirchenschiffübertragen übertragen. Auch eine Photodokumentation über den Orgelaufbau im Jahre 1989 wird zu sehen sein. Das Konzert beginnt um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Spenden sind erbeten.

 
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