Seltenes Doppeljubiläum unter traurigen Vorzeichen: Demnächst begeht Witmar Metzger seinen 90. Geburtstag, vor 65 Jahren wurde er zum Priester geweiht. Nach Feiern ist dem aus Gerlachsheim stammenden Missionsbenediktiner freilich nicht zumute. Das Kloster im Norden Mosambiks, in dem er sich noch bis vor kurzem aufhielt, wurde Ziel eines Angriffs islamistischer Terroristen. Im Krankenhaus erholt er sich gegenwärtig von dem Überfall.
Die beunruhigenden Nachrichten haben Karin und Wolfgang Sommer aus Grünsfeld erhalten. Seit vielen Jahren engagieren sie sich mit ihrer Tansaniahilfe in Ostafrika. Ihr Einsatz wurde mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande honoriert. Abt Placidus Mtunguja von der Abtei in Ndanda hat sich an die beiden gewandt und ihnen die dramatischen Ereignisse geschildert.
Zwangspause für Pater Witmar
Pater Witmar muss eine Zwangspause einlegen. Der umtriebige Ordensmann ist das nicht gewohnt. Sein ganzes Leben schon ist er ständig in Bewegung. Geboren am 23. Juni 1930 in Gerlachsheim, studierte er in Sant Anselmo in Rom Theologie, um anschließend zu promovieren. 1953 legte er bei den Benediktinern in Münsterschwarzach die feierliche Profess ab, zwei Jahre später wurde er zum Priester geweiht. Seit 1959 ist Pater Witmar als Missionar in der Abtei Ndanda im Süden Tansanias tätig. Von 1961 bis 1968 Prior war er Prior der Ordensgemeinschaft und zuständig für die Finanzverwaltung des Schulwesens der Diözese. Ab 1975 fungierte er als Finanzverwalter der Diözese Mtwara.
Im Alter von 85 Jahren wollte er sich nicht aufs Altenteil begeben und stellte sich einer neuen Aufgabe. Ende September 2014 nahm er mit einigen Mitbrüdern von Tansania aus den beschwerlichen Weg in das von Bürgerkriegen heimgesuchte Mosambik, um den Wiederaufbau der 1964 völlig zerstörten Pfarrei Imbuho zu beginnen. Auf Bitten des Bischofs von Pemba sollten sie ein benediktinisches Zentrum mit Klinik, Handwerkerschule und anderen Sozialprojekten aufbauen.
Die Kirche wurde innerhalb von vier Jahren gebaut
Als ehemaliger Finanzchef und Baumeister brachte Metzger die nötige Erfahrung mit, zeichnete mit sicherer Hand die Pläne, suchte sich vor Ort die Handwerker. Mit diplomatischem Geschick erreichte er, dass die ansässigen Cashewbauern ein rund 100 Hektar großes Grundstück zur Verfügung stellten. Innerhalb von vier Jahren stand die Kirche, Kindergarten und Schwesterntrakt der dort lebenden Ndolo-Schwestern wurden errichtet.
Erst im vergangenen Jahr wurde das Kloster St. Pachomius eingeweiht. Angehörige einer islamistischen Terrormiliz haben es jetzt überfallen und teilweise zerstört. Der Überfall auf das Kloster ereignete sich während einer Regierungsoffensive gegen die Terroristen in unmittelbarer Nähe des Klosters.
„Die wollten alles niederbrennen, aber das hat nicht funktioniert“, berichtet Jeremias Schröder, Abtpräses der Benediktinerkongregation von St. Ottilien, zu der das Kloster in N’nango nahe der Stadt Mocimboa gehört. Die Angreifer haben seinen Angaben zufolge Diesel in das Klostergebäude geschüttet. Der habe sich aber nicht entflammen lassen. „Ein wichtiges Nebengebäude ist abgebrannt, das Hauptgebäude steht noch, wurde aber ausgeplündert – alles von Wert wurde mitgenommen, auch unser Fahrzeug.“
Rückschlag für den Aufbau der Region
Die Attacke ist ein Rückschlag in dem Bemühen, die Region wieder aufzubauen. Noch bei der Einweihung des Kloster-Neubaus hatte Pater Witmar davon gesprochen, dass er den Wiederaufbau auch als Heilung tiefer Wunden verstehen wollte. In den Kriegen zwischen 1964 und 1992 kamen rund 900 000 Menschen ums Leben. Der Norden des Landes wurde jahrzehntelang vernachlässigt, Fachkräfte wanderten ab, Naturkatastrophen mit Hungerepidemien besorgten den Rest. Das kirchliche Eigentum wurde verstaatlicht, Kirchen, Pfarr- und Schwesternhäuser, Schulen und Hospitäler wurden zerstört oder zweckentfremdet.
Trotz des „Rückschlages“ in Mosambik wollen die Benediktiner nicht aufgeben. „Die Bereitschaft weiterzumachen, auch wenn’s mal schwierig ist, gehört zu unserer Ordenstugend“, betont Schröder. Und auch Pater Witmar ist zuversichtlich. Sobald er sich erholt hat, will er wieder zurück. Leiten lässt er sich dabei von der Vision eines anderen Ordensgründers: des heiligen Franziskus von Assisi. Der vernahm im Jahre 1205 in der maroden Kirche San Damiano die Stimme des Herrn durch das Kruzifix: „Geh hin, stelle mein Haus wieder her, das zu zerfallen droht.“