Dass von Freitag bis Sonntag, 13./14./15. Mai, ausnahmsweise und erstmals seit 2016 wieder historische Autos über den Marktplatz in Bad Mergentheim fahren dürfen, hat sehr viel mit Nostalgie zu tun: Zum „8. Internationalen Oldtimer-Bustreffen“ haben sich Bus-Veteranen und Gäste aus ganz Europa angekündigt.
Die folgenden Informationen sind einer Pressemitteilung des Tourist-Information Bad Mergentheim entnommen: Zum „8. Internationalen Oldtimer-Bustreffen“ mit Preisverleihung und Gewinnspiel erwartet die Stadt bei Musik und regionaler Kulinarik etwa 3000 Besucher. Dafür versammeln sich die Oldtimerbusse am Sonntag, 15. Mai, in der Zeit von 9.30 bis 16 Uhr, in der Innenstadt (Marktplatz und umliegende Straßen).
Bus-Historie im Taubertal
Die Bus-Historie im Taubertal basiert auf der Gründung der „Kraftpostlinie“ im Jahre 1898. Die Fahrt von Bad Mergentheim über Dörzbach nach Künzelsau im Auftrag der Württembergischen Post gilt seinerzeit als technische Revolution. Die „Tour de Taubertal“ startet drei Jahre nachdem der weltweit erste mit einem Motor angetriebene Omnibus 1895 in Nordrhein-Westfalen zur Jungfernfahrt aufgebrochen war. Mit Briefen und Paketen sowie zehn Personen an Bord tuckert der Bus der Daimler-Morgen-Gesellschaft mit einem von Wilhelm Maybach konstruierten Phoenix Zwei-Zylinder mit zehn PS und Spritzdüsenvergaser durch die romantische Wein-Region. Für die etwa 30 Kilometer benötigt der Post-Express seinerzeit zwei Stunden und 15 Minuten.
Normalerweise findet das Ereignis alle vier Jahre statt
„Dass wir nach sechs Jahren wieder daran erinnern können, freut mich sehr“, sagt der Oberbürgermeister von Bad Mergentheim, Udo Glatthaar. Erstmals erinnerte die Stadt Bad Mergentheim, die an der Kreuzung von Romantischer Straße und Württemberger Weinstraße liegt, anno 1998 mit einer großen Feier an das historische Ereignis „100 Jahre Kraftpostlinie“ und führte fortan einen Gedenktag ein. Seither reisen Busse und Fahrer älteren Semesters alle vier Jahre mit Modellen bekannter Marken wie Neoplan, Borgward, Setra, Merdeces Benz oder Volvo zum Oldtimerbus-Bustreffen an. Die Busse kommen aus Österreich, der Schweiz und zuletzt sogar aus Schweden. Ein grüner „International Harvester“ aus dem Jahre 1923 ist in den Geschichtsbüchern als bislang ältestes Fahrzeug vermerkt, das in Bad Mergentheim vorfuhr.
„Lassen wir uns überraschen, welche Raritäten in diesem Jahr den Weg ins wunderschöne Taubertal nach Bad Mergentheim finden“, sagt der Verkehrsdirektor der Stadt Bad Mergentheim, Kersten Hahn. Infolge der Corona-Pandemie sind diesmal aus den sonst vier sechs Jahre geworden. Obwohl auch jetzt noch die Rahmenbedingungen schwierig sind, rechnet Hahn mit 60 Bussen. „40 Anmeldungen liegen bereits vor“, so Hahn.
Ein Bus-Pionier und zahlreiche Nostalgiker
Renommiertes Bindeglied zwischen der Stadt Bad Mergentheim und der Bus-Branche ist Konrad Auwärter. Der 81-jährige Pionier kennt die deutsche Szene aus dem Effeff, hat er sie doch quasi mit aus der Taufe gehoben. Konrad Auwärter machte die Marke „Neoplan“ zu dem, was sie heute ist. Ursprünglich war Neoplan der Markenname unter dem die 1935 gegründete Gottlob Auwärter GmbH & Co. KG ab 1953 selbsttragende Omnibusse herstellte. 2022 ist Neoplan eine Omnibus-Marke der MAN Truck & Bus AG. Im bayerischen Pilsting betreibt Konrad Auwärter einen Automobil-Park mit einem Oldtimer-Museum.
Bus-Oldie „Pia“ ist fast 100 Jahre alt
Beim Oldtimer-Bustreffen in Bad Mergentheim am zweiten Mai-Wochenende wird Bus-Pionier Konrad Auwärter auf zahlreiche Nostalgiker treffen. Einer davon ist Josef Albrecht. Der leidenschaftliche Sammler aus Aalen besitzt fünf Oldtimer-Busse aus verschiedenen Epochen – einen rot-weiß gestreiften Mercedes-Bus aus dem Jahre 1963 zum Beispiel. Der Bus mit Namen „Sonja“ hat 110 PS, 34 Sitzplätze und ist schon alleine wegen der großen Fenster ein Hingucker. Nach Bad Mergentheim reist Albrecht mit „Pia“, einem dunkelgrünen Renault aus dem Jahre 1926. Das Fahrzeug hat 67 PS und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit „von 40, vielleicht mal 42 Stundenkilometer“, so Albrecht.
Jeder Bus hat einen anderen Charakter
Pia ist der aktuellste Zugang in Albrechts historischer Sammlung und eine Besonderheit – die Stehplätze im hinteren Teil des Fahrzeugs sind sehr ungewöhnlich, aber offiziell zugelassen. „Jeder Bus hat einen anderen Charakter und seine eigene Geschichte, die ihn zu etwas Besonderem macht. Früher gab es wesentlich mehr Hersteller und deshalb auch ganz unterschiedliche Gestaltungen“, sagt Josef Albrecht.
Wer Josef Albrecht und seine Pia on tour sehen möchte, hat am Samstag, 14. Mai, die Gelegenheit. „Dieser Tag steht ganz im Zeichen der historischen Ausfahrten. Darüber hinaus bieten wir im Rahmen der Veranstaltung Stadtführungen und Weinproben für Gäste und Einheimische an“, sagt Stefanie Imhof, die bei der Stadt Bad Mergentheim für Tourismus und Kultur zuständig ist.