Pop-Art-Künstler Niko Nikolaidis aus Köln schweigt. Das nicht nur für Minuten oder Stunden, sondern seit Mitte März und noch über mehrere Monate weiter. Bei der "Art & Eat"-Veranstaltung im Bad Mergentheimer "Delikat" tippt er deshalb auf die Frage, weshalb er das tut, in das Handy ein: "Es war ein Gefühl, das mir gesagt hat, das ist jetzt nötig, um den nächsten Schritt zu wagen, inneren Frieden zu finden und mein Wachstum exponentiell zu steigern, vor allem in der Qualität meiner Kunst."
Niko Nikolaidis spricht inzwischen durch seine Mimik und Gestik
Außerdem erreiche er durch das Schweigen "eine größere Masse. In den vergangenen Jahrhunderten haben wir viele Worte gehört, die nicht alle verstehen, aber ein Schweigen oder die Stille versteht jeder." Ob er noch das Bedürfnis habe, zu sprechen - "schwankend" deutet er durch die Wellenbewegung seines Arms an. Niko Nikolaidis schreibt weiter auf, welche Erfahrungen er mit dem selbst auferlegten Schweigegelübde bisher gemacht hat: "Wenn man mal auf seine Gedanken achtet, sind es, wenn man spricht, tausende. Durch das Schweigen erzeuge ich Gedanken, wenn ich will oder nicht. Es ist die innere Ruhe, die mich motiviert." Vor allem hätte er gelernt, wieder richtig zuzuhören, präsent zu sein und seine anderen Sinne seien geschärft worden. Niko Nikolaidis spricht inzwischen durch seine Mimik und Gestik, hat unter anderem erkannt, wie bedeutend ein Lächeln sein kann.
Was ihn besonders freut, sind die Rückmeldungen, die ihn erreichen: Er inspiriere damit Menschen zum Beispiel dazu, sich auch mal von einer schnelllebigen und hektischen Welt zurückzuziehen. Bei ihm sei das während Corona notwendig gewesen, er sei zeitweise "zerbrochen", hätte alles auf Null gefahren und seine Kunst sei durch Schmerz und Leid definiert gewesen. Inzwischen sei diese wieder von Lebensfreude geprägt: "Wie der Löwenzahn - bevor er die Sonnenstrahlen sieht, frisst er sich durch Beton."
Der Künstler kommt ganz ohne Pinsel und Werkzeug aus
Einen Eindruck, wie seine Werke entstehen, die schon rund um den Globus ausgestellt wurden, erhalten die Besucher während seiner Live Art Performance in Bad Mergentheim. Vorgestellt von seiner Managerin Anna Lanig, setzt sich Niko Nikolaidis vor die weiße Leinwand, um ihn herum die Gäste des "Art & Eat"-Events. Im Rhythmus der lauten Musik groovt der 31-Jährige sich ein und lässt sich spontan leiten. Intuitiv greift er nach den Farben. Es gibt keinen Plan, kein Konzept. Niko Nikolaidis setzt nur seine Arme, Hände und Nägel ein, keine Pinsel oder Werkzeuge: "Ich gebe beim Malen ab", beschreibt er diesen Schaffensprozess. Mit der Zeit kommt der Künstler ins Schwitzen, zieht das T-Shirt aus und ist nach den rund zwanzig Minuten seiner Darbietung ausgepowert - aber zufrieden. Er lächelt ins Publikum.
Während der Veranstaltung sind auch weitere Werke von ihm ausgestellt. Außerdem serviert das Team des "Delikat" den über 50 Gästen im Wechsel mit dem Kunstangebot besondere Speisen und Snacks. Den Erlös seines Werks an diesem Abend möchte er an gemeinnützige Organisationen spenden, heißt es. Er selbst ist Botschafter des gemeinnützigen Vereins MUTIGE KINDER e.V..