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POPPENHAUSEN
Neuer Kirchenführer für Poppenhausen
Der neue Hochaltar entstand 1921 beim Umbau der St. Martins-Kirche in Poppenhausen und wurde von bedeutenden Künstlern der Region ausgestaltet.
Foto: MATTHIAS ERNST | Der neue Hochaltar entstand 1921 beim Umbau der St. Martins-Kirche in Poppenhausen und wurde von bedeutenden Künstlern der Region ausgestaltet.
Matthias Ernst
 |  aktualisiert: 11.11.2017 03:01 Uhr

Unverwechselbare Zeichen unserer Heimat sind die Kirchen, die als echte Unikate die Ortschaften verschönern und bereichern. Vor allem die weit ins Land grüßenden Kirchtürme und das Läuten der Glocken vermitteln ein Gefühl des Zuhauseseins.

Der Hobbyhistoriker Karl Endres aus Poppenhausen hat sich intensiv mit der Geschichte der örtlichen St. Martins-Kirche befasst und nach jahrelangen Recherchen in Archiven der Heimat ein sehr informatives Kirchenheft verfasst, das seit einigen Tagen zum Kauf angeboten wird.

In der Einführung erfährt der Leser, aus der Dorf- und Kirchengeschichte, dass das in der Merowingerzeit gegründete und 1184 erstmals erwähnte Dorf im Mittelalter ein Freidorf war. Das ehemals zum Erzbistum Mainz gehörende Poppenhausen hat, wie die meisten Urpfarreien im fränkischen Raum den heiligen Martin als Kirchenpatron und war die Mutterkirche von Ober- und Unterwittighausen.

Ausführlich beschäftigt sich Endres mit der Baugeschichte der romanischen St. Martinskirche, die als Wehrkirche in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut wurde. Der im Urzustand erhaltene Kirchturm weist als Besonderheit die wohl älteste Inschrift der Region aus. Der Autor nimmt den Leser mit in die Zeit des Baus, aber auch der großen Renovierungen von 1577 und 1817 und des Umbaus von 1921 und lässt auch ein wenig in die Seelen der Einwohner blicken.

In für heutige Verhältnisse unvorstellbarer Opferbereitschaft unterstützten sie ihre Kirche. Wo immer möglich, wurden zeitgenössische Zeitungsberichte eingefügt, um ein komplexes Bild vom baulichen Geschehen zu gewinnen.

Die Renovierung der Kirche zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts verdankt die Pfarrgemeinde vor allem dem aus Zimmern stammenden Pfarrer Elmar Landwehr. „Im Rentenalter übernahm er mit der Pfarrei Wittighausen auch die hiesige Pfarrei. Seine guten Beziehungen als ehemaliger Dekan zum Ordinariat Freiburg erreichten eine hohe Bezuschussung der überfälligen, dringend notwendigen Arbeiten“, zitiert Endres aus seinem Werk.

Im Heft werden die reichen Ausstattungen der Kirche ausführlich beschrieben. Das heute noch als ursprünglich romanische Bauwerk gilt mit der Sigismund-Kapelle in Oberwittighausen als bedeutender Sakralbau der Salierzeit. Auch das stimmige Bild nach dem Umbau 1921 im neuromanischen Stil zeugt von gelungener Architektur.

Der alte Hochaltar im Rokokostil, aus dem frühen 18.

Jahrhundert in der Seitenkapelle unter dem Kirchturm stammt von einem unbekannten Meister. Man vermutet, dass er aus der weitläufigen Familie Urlaub stammt. Für den neuen Hochaltar zeichnete die Werkstätte des aus Gamburg stammenden Bildhauers Thomas Buscher. Der Josefsaltar ist das Erstlingswerk in Holz des in Wittighausen geborenen Künstlers Fritz Zipf. Es ging ebenfalls auf Pläne von Buscher zurück.

Weitere Künstler wie Heinz Schiestl oder der aus Oberlauda stammende Ortspfarrer Stanislaus Sack oder der Kunstmaler Franz Schilling hinterließen ihre Spuren. Ein weiteres Kapitel befasst sich mit der teils tragischen Glocken- und Orgelgeschichte und auch besondere kirchliche Feste werden in Wort und Bild gewürdigt.

Das Kirchenheft umfasst 52 meist farbige Seiten und liegt zum Preis von fünf Euro in der Pfarrkirche St. Martin in Poppenhausen, der Bäckerei Bächtle, dem Frisiersalon „Nicole“ und bei der Gemeindeverwaltung in Unterwittighausen aus. Außerdem kann es in der Buchhandlung „schwarz auf weiß“ erworben werden. Karl Endres würde sich freuen, wenn die Resonanz auf das Heft genauso groß wäre, wie auf sein vor 25 Jahren erschienenes Buch über Poppenhausen. Ebenso froh wäre der Hobbyhistoriker, wenn sich „Nachahmer“ finden, die weitere Dorfkirchen, auch aus kleineren Gemeinden, historisch fundiert aufarbeiten und vorstellen würden.

 
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