Es ist wahrscheinlich auch für Schauspieler ein ungewöhnlicher Drehort: Floriane Daniel (45) steht mitten auf einem Steg zwischen zwei Pfahlbauten im Bodensee und versucht, sich auf die geplante Szene zu konzentrieren. Hinter ihr steht das Drehteam – und um sie herum, auf anderen Stegen und zwischen den historisch nachempfundenen Gebäuden, beobachten zahlreiche neugierige Touristen das Geschehen.
Daniel und das Team der Saxonia Media drehen an diesem Tag im Pfahlbaumuseum in Uhldingen-Mühlhofen (Bodenseekreis) eine neue Serie für die ARD; ausgestrahlt werden soll „WaPo Bodensee“ ab 2017 im Vorabendprogramm.
Die Region ist damit wieder Drehkulisse für eine Krimiserie – nachdem der „Bodensee“-Tatort in diesem Jahr mit einer letzten Folge ausläuft. Eva Mattes gibt als Kommissarin Klara Blum nach 14 Jahren in dieser Rolle ihre Abschiedsvorstellung. Ihre Serie habe damit aber nichts zu tun, sagt Produzentin Kerstin Lipownik. „Das ist reiner Zufall.“
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Kommissarin Nele Fehrenbach, gespielt von Floriane Daniel. Die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern – eines davon auch noch pubertierend – ist aus Hamburg zurück an den Bodensee gezogen, um in ihrer alten Heimat die Leitung der Wasserschutzpolizei zu übernehmen.
Im Job sieht sich Fehrenbach aber schnell den Eifersüchteleien ihres Kollegen Andreas Rambach (Ole Puppe) ausgesetzt, der als Einheimischer ihre Stelle gern selbst bekommen hätte. Und dann ist da noch der Schweizer Seepolizist Hauptmann Aubry (Martin Rapold), der heftige Verunsicherung in ihr auslöst – obwohl sie den Männern eigentlich abgeschworen hat. Nele Fehrenbach drohen also Komplikationen an mehreren Fronten...
Die Idee für die Geschichte um eine alleinerziehende, berufstätige Mutter sei „plötzlich da gewesen“, sagt Produzentin Lipownik. Sie habe zuvor die inzwischen eingestellte ZDF-Serie „Küstenwache“ gedreht und gern auf dem Wasser bleiben wollen. „Am Bodensee gibt es sogar Wasser und Berge – was gibt es Schöneres?“
Gemeinsam mit den vier Autoren der Serie habe sie die Figuren dann weiterentwickelt. Seit Mitte Juli wird am Bodensee gedreht, insgesamt acht Folgen sind für die erste Staffel geplant. „Wenn es gut läuft, geht es auch danach noch weiter.“
Damit die Serie möglichst authentisch wirkt, haben sich die Macher beim Polizeipräsidium in Göppingen, zu dem auch die Wasserschutzpolizei gehört, Rat und Informationen geholt. „Es ging zum Beispiel um Fragen zu den Dienstgraden oder wie die Polizeiuniformen aussehen“, sagt ein Sprecher der Behörde. „Wir haben sie fachlich beraten, damit man ein möglichst realistisches Bild von der Wasserschutzpolizei bekommt.“ Werden sich die „echten“ Kollegen denn den Start der Serie ansehen? „Klar“, sagt der Sprecher. „Da schaltet man ein, das interessiert uns. Aber wir sind uns natürlich auch bewusst, das es eine Unterhaltungsformat ist und mit der Realität nur partiell zu tun hat.“
Für das Pfahlbaumuseum ist der Besuch eines Filmteams nichts Neues – die Mitarbeiter leiten ihre Führungen routiniert um die Dreharbeiten herum. „Es ist schon das 24. Mal allein in diesem Jahr“, sagt der Leiter Gunther Schöbel. Unter anderem habe die BBC in dem Museum gedreht, das eine Pfahlbausiedlung aus der Stein- und Bronzezeit abbildet.
Als Filmkulisse ist der Bodensee beliebt
Der „Tatort“ mit Eva Mattes als Klara Blum wurde 14 Jahre lang am Bodensee gedreht.
1999 wurde es gruselig: Damals lief die RTL-Produktion „Das Biest im Bodensee“, in der sich unter anderem die Schauspielerin Barbara Rudnik auf die Jagd nach einem computeranimierten, amphibienartigen Ungeheuer machte.
2010 kam sogar James Bond in die Region: Der Thriller „Quantum of Solace“ (zu deutsch: „Ein Quantum Trost“) wurde auf der Seebühne und im Festspielhaus im österreichischen Bregenz gedreht.
2014 wurde ein deutsch-österreichischer Thriller ausgestrahlt, der unter anderem in Kressbronn gedreht wurde: In „Die Toten vom Bodensee“ ging es um einen Fischer, der auf seinem Boot verbrennt - bei den Überresten finden die Polizisten eine geheimnisvolle, alte keltische Maske. Der Film wurde 2015 mit „Die Toten vom Bodensee Familiengeheimnis“ und 2016 mit „Die Toten vom Bodensee Stille Wasser“ fortgesetzt.
Ab Februar 2016 drehte das ZDF den Zweiteiler „Landgericht“ unter anderem im bayrischen Lindau am Bodensee. Die Verfilmung des gleichnamigen, preisgekrönten Romans von Ursula Krechel erzählt nach Angaben des Senders die Geschichte einer jüdisch-christlichen Familie, die Exil und Verfolgung in der Nazizeit überlebt und nach Kriegsende versucht, ihr Leben in Westdeutschland wieder aufzubauen. In den Hauptrollen spielen demnach Johanna Wokalek und Ronald Zehrfeld. dpa/lsw