Nach und nach werden die Corona-Restriktionen aufgehoben. Damit erwachen die Vereine aus ihrem Dornröschenschlaf. Das gilt auch für den Naturschutzverein Grünsfeld. Die Jahreshauptversammlung im Gasthaus "Krone" machte deutlich, dass die Aktivitäten zunehmen.
Von einer "Pandemiebremse" sprach Alois Reinhart. Der Vereinsvorsitzende berichtete von wenigen Versammlungen und fast einem "Totalausfall" bei den naturkundlichen Wanderungen im vergangenen Jahr. Die sich ständig ändernden Corona-Bestimmungen hätten zudem Zusammenkünfte bei den wöchentlichen Werkabenden erheblich erschwert.
Stattdessen habe man sich auf die praktische Naturschutzarbeit konzentriert. Sehr hilfreich sei dabei der neue Hochgrasmäher gewesen. Mit dessen Unterstützung konnten massiv sich ausbreitende Neophyten wie die Zackenschote erfolgreich bekämpft werden.
Engagement für den Wiedehopf
Artenschutz nannte Reinhart als weiteren Aufgabenschwerpunkt. So engagiere man sich für den Wiedehopf. Erste Brutkästen hätten die Mitglieder bereits angefertigt. Im Winter seien die zudem mehrfach unterwegs gewesen, um Vögel zu füttern. "Wegen des Insektenmangels ist das wieder aktuell geworden", betonte Reinhart. Gefreut hat er sich über den Bienenfresser. Der Vogel mit dem exotischen Federkleid ist im Gebiet Krensheim/Paimar beobachtet worden. Sonst hält er sich meist in warmen Regionen in Rheinland-Pfalz, am Kaiserstuhl in Baden-Württemberg und in Sachsen-Anhalt auf.
Auf weitere Problem- und Handlungsfelder ging Armin Härtig ein. Der stellvertretende Vorsitzende informierte über ein Bauvorhaben im Stadtkern, bei dem Nistplätze von Mauerseglern betroffen sind. Nach einer artenschutzrechtlichen Prüfung sei klar, dass ein adäquater Ersatz gefunden werden muss. Härtig berichtete auch von enormen Schäden, die Schwarzwild auf acht Flurstücken am Besselberg angerichtet haben und die jetzt beseitigt werden müssen. Kritische Worte fand er für allzu heftige Eingriffe in die Natur. Das ist in seinen Augen dann der Fall, wenn Bäume nicht fachgerecht beschnitten, Hecken und Sträucher entfernt oder Wegränder kilometerlang gemulcht werden. „Weniger ist oft mehr“, lautete seine Devise.
Wenige, aber gut besuchte Aktivitäten
Einen Überblick über das, was stattfinden konnte, gab Doris Maag. "Es war leider sehr ruhig", räumte die Schriftführerin ein. Einer der wenigen Höhepunkte sei der 14. Taubertäler Wandertag gewesen. In einer Phase geringerer Einschränkungen nahmen 152 Besucher aus nah und fern teil. "Ein Rekordbeteiligung", schwärmte Maag.
Nach dem Defizit im vergangenen Jahr konnte Thomas Hofmann einen Überschuss an Einnahmen vermelden. Das hängt, so der Kassierer, damit zusammen, dass mittlerweile die Fördergelder für den Hochgrasmäher eingegangen sind. Weil das Gerät schon bezahlt worden ist, ist die Kasse damit quasi ausgeglichen. Die Versammlung zögerte deshalb nicht, Thomas Hofmann wie den gesamten Vorstand einstimmig zu entlasten.
Bürgermeister Joachim Markert freute sich über das Engagement der Mitglieder. "Der Verein arbeitet an vielen Projekten", lobte das Stadtoberhaupt. Zwei neue stellte er in der Jahreshautversammlung vor. Zusammen mit Wittighausen und Lauda-Königshofen nimmt die Kommune seinen Angaben zufolge an einem Pilotprojekt des Landes teil. Eine Fachfirma soll dabei Biotope kartieren und ein Kataster erstellen. Die Stadt verspricht sich dadurch, so Markert, wertvolle Informationen beispielsweise für die Ausweisung von Baugebieten.
Grünflächen in der Stadt müssen gestaltet werden
Der Bürgermeister wies auch darauf hin, dass es gelungen sei, Grünflächen in die Stadtsanierung aufzunehmen. Fördergelder in Höhe von 60 Prozent der Kosten seien damit verbunden. Damit sei es möglich, unter anderem den Bereich zwischen Steinmetzwerkstatt und Zehntgebäude zu gestalten. Bei beiden Projekten will Markert mit dem Naturschutzverein ins Gespräch kommen.
Langjährige Treue im Zeichen des Naturschutzes zeichnete Alois Reinhart im Anschluss aus. Seit 15 Jahren gehören Maria und Monika Haun, Marita Keller-Rieck, Karin Lotter, Francisca Michel-Parijs, Christel Schies sowie Franka und Thomas Wenz dem Verein an. Sie erhielten eine silberne Vereinsurkunde. Auszeichnungen in Gold gingen an Rita Appel und Harald Brünner für 30 Jahre. Schon 50 Jahre halten Fritz Bentz, Gerhard Kuhn und Hubert Schenk dem Verein die Treue. Als Anerkennung erhielten sie die Auszeichnung in Platin.
"Wir legen wieder los", erklärte Alois Reinhart und gab am Ende der Versammlung noch einen Ausblick auf das, was geplant ist. Regelmäßig sollen naturkundliche Wanderungen stattfinden. Im Sommer steht ein mehrtägiger Ausflug nach Schleswig-Holstein auf dem Programm.