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Tauberbischofsheim
Musikalischer Genuss der Extraklassen: Konzert des Jungen Kammerorchesters Tauber-Franken im Rathaussaal in Tauberbischofsheim
Das Junge Kammerorchester Tauber-Franken musizierte in Tauberbischofsheim: Kompositionen von der Klassik bis zur Moderne gab es von den Nachwuchstalenten zu hören.
Foto: Ulrich Feuerstein | Das Junge Kammerorchester Tauber-Franken musizierte in Tauberbischofsheim: Kompositionen von der Klassik bis zur Moderne gab es von den Nachwuchstalenten zu hören.
Ulrich Feuerstein
 |  aktualisiert: 16.09.2023 03:02 Uhr

„String meets Cello“: So lautete das Motto des Konzerts des Jungen Kammerorchesters Tauber-Franken unter der Leitung von Thomas Conrad im Rathaussaal. Die größten musikalischen Nachwuchstalente der Region präsentierten Kompositionen von der Klassik bis zur Moderne. Zu hören bekamen die zahlreichen Besucher einen musikalischen Genuss der Extraklasse.

Seit 2016 gibt es das Junge Kammerorchester Tauber-Franken. Es versammelt die hoffnungsvollsten musikalischen Nachwuchstalente der Landkreise Main-Tauber, Heilbronn und Ludwigsburg. Ziel ist es, jungen Musikern die Möglichkeit zu geben, mit Gleichaltrigen zusammenkommen, die dieselbe Leidenschaft teilen. Unterstützt wird dieses „Orchester auf Zeit“ von kompetenten Dozenten, die mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen jedes Jahr ein anspruchsvolles Programm einstudieren.

Pretiosen der Konzertliteratur

Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei nicht unbedingt die Stücke, die jeder kennt. Pretiosen der Konzertliteratur versprechen dabei auch dem Kenner noch Freuden des Entdeckens. Zum Beispiel bei William Herschels „Sinfonie Nr. 8 c-Moll“, mit der das Junge Kammerorchester mit Dirigent Thomas Conrad das Programm eröffnete. Das 1761 entstandene Werk im galanten musikalischen Stil überraschte durch interessante Kontraste. Die schlichte Harmonik stand im Gegensatz zu differenzierten Klangeffekten und der raffinierten Konstruktion motivischer Bezüge.

Giacomo Rossinis schwermütige musikalische Miniatur „Une Larme“ („Eine Träne“) bot Cellistin Zoe Josephin Münsberg Gelegenheit für virtuose Solovariationen. Die gebürtige Leipzigerin beendete im Juli in Backnang die Schule mit dem Abitur. Ihr bravouröser Auftritt begründete den Titel des Konzerts: „Streicher treffen auf Cello“. Diese Verbindung ergab ein außergewöhnliches Klangerlebnis.

Achterbahn der Gefühle mit Schostakowitsch

Auf eine Achterbahn der Gefühle nahm das JKO das Publikum mit bei Dmitiri Schostakowitschs 8. Streichquartett in c-moll in Rudolf Barshais Fassung als Kammersinfonie op. 110a. Das oftmals als „Stalingrad-Sinfonie“ bezeichnete Werk, das den Opfern der kriegsentscheidenden Schlacht im Zweiten Weltkrieg ein heroisches musikalisches Denkmal setze, ist eher das Gegenteil. In ständiger Angst, Stalins Säuberungen zum Opfer zu fallen, schuf Schostakowitsch ein düster-komplexes Werk, das persönliche Erinnerungen an Verfolgung, Gängelung und Krieg musikalisch reflektierte und dabei auf Motive früherer Werke zurückgriff. So gehört, wurde die implizit regimekritische Komposition vollkommen durchsichtig. Sie war die Reflexion der Verzweiflung eines gänzlich isolierten Menschen. Um dem Publikum diese Erkenntnis zu verschaffen, spornte Dirigent Thomas Conrad seine Schützlinge mit seiner ebenso resoluten wie präzisen Stabführung zu musikalischen Höchstleistungen an.

Barocke höfische Heiterkeit

Eher heiter ging es nach der Pause weiter. Ottorino Respighis dritte Suite aus den „Antiche Danze ed Arie per liuto“ war eine Trouvaille der Musikgeschichte. Leicht schwingend ließ das Orchester die Suite erklingen. Barocke höfische Heiterkeit verband sich mit philosophischen Zügen dieser Epoche. Das reichhaltige „moderne“ Instrumentarium, die fein austarierte Orchestrierung und die in ein modernes Gewand angepasste Harmonik verliehen der Musik einen neuen Anstrich, ohne ihr Fundament zu verleugnen.

Lebendigkeit, gepaart mit wohlklingenden Geigen-Melodien kennzeichneten Gustav Holsts „St. Paul’s Suite“. Beginnend mit einem Freudentanz im Sechsachteltakt, war der zweite Satz geprägt von flirrend-durchlaufenden Achtellinien. Nach der ungebärdigen Vitalität des dritten Satzes verschmolz der vierte Satz elegant unterschiedliche Tempi.

Ohne Zugabe ließ das begeisterte Publikum die jungen Akteure nicht von der Bühne. „Underground Tango“ von Goran Bregovic machte noch einmal die Schönheit und Leidenschaft deutlich, mit der die jungen Talente zu musizieren verstehen.  

Es wirkten mit: Sophia Endres, Anna Gehrig, Alice Ghidelli, Clara Gunesch, Leonie Hansel, Felix Herzog, Amelie Jerlitschka, Julius Knauff, Nelli Koppányi, Pauline Langer, Felix Nerger, Teresa Rinne, Peter Seyb, Sara Stütz, Sarah Trute, Sophia Waitz, Katharina Zwetzich (alle Violine). Elias Burkhardt, Evelin Schäfer, Lea Wiesner (alle Viola). Florin Braun, Frederika Finkbeiner, Kristian Koppányi, Zoe-Josephin Münsberg (alle Cello). Dozenten: Andreas Berge Kirsten-Imke Jensen-Conrad (beide Violine), Manja Huber (Viola) und Regine Friederich (Cello).

 
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