Kreativität zahlt sich aus: Ein nordbadischer Müller hat rechtzeitig umgesattelt und aus einem kränkelnden einen florierenden Betrieb gemacht. Auch dank Müsli fürs Pferd.
Bernd Ebert hat aufs richtige Pferd gesetzt: Vor 25 Jahren machte er aus seiner Dorfmühle in Dielheim im Kraichgau (Rhein-Neckar-Kreis) eine Spezialmüllerei. Seine Zielgruppe: Internationale Pferdehalter. Zur ständig wachsenden Produktpalette von Vollwert- und Ergänzungsfutter gehören auch Müsli, Cornflakes und Malzbier für Pferde. Aus dem Zwei-Mann-Betrieb ist ein florierendes Wirtschaftsunternehmen mit 120 Mitarbeitern geworden.
Erfahrungen in der Schweiz
Schon sein Vater hatte angefangen, die beim Mahlen des Getreides als Nebenprodukt anfallende Kleie zu Tierfutter zu verarbeiten. Als Ende der 1960er Jahre das große Mühlensterben einsetzte, war Anton Ebert einer der wenigen, die durchhielten. Sohn Bernd studierte Futtermitteltechnologie in St. Gallen und blieb in der Schweiz, wo er in einer großen Mühle für die Produktion zuständig war.
Er sah in der Müllertradition der Familie keine Zukunft, doch als die Mühle daheim „den Bach runter ging“ und sein Vater krank wurde, kehrte er zurück. Er half zu Hause mit, lernte nebenbei das Müllerhandwerk und entwickelte Visionen, wie er den Betrieb zukunftssicher machen könnte.
Den Einstieg in die Spezialmüllerei fand Ebert über den Tee. Für einen großen Produzenten verdichtete er das verloren geglaubte Schnittmehl der Malvenblüten zu festen Pellets, um diese anschließend auf der Weizenmühle zu Grieß zu mahlen. Der Teeproduzent war begeistert, konnte er doch die Blüten in dieser Form in seine Teebeutel füllen. „Zum ersten Mal nach 15 Jahren wurde in der Mühle wieder Geld verdient“, sagt Ebert heute.
Kräutermischung ins Futter
Der Müller beobachtete, dass sich viele Pferde mit Problemen wie Koliken, Atemwegserkrankungen oder der Krankheit Hufrehe plagten. Die Kräuterverarbeitung für die Teeindustrie brachte ihn darauf, das Pferdefutter weiterzuentwickeln. Pfefferminz, Thymian, Fenchel, Salbei, Spitzwegerich und isländisches Moos tut Pferden gut – und es schmeckt ihnen, so Ebert. Dass er für manchen in der Branche zunächst als „Kräuterdepp“ galt, juckte ihn nicht. Wichtiger war ihm, dass die Pferdehalter seine Produkte schätzten.
Im nahen zu Ubstadt-Weiher gehörenden Zeutern (Kreis Karlsruhe) übernahm der Müller eine Mühle, die seit 1190 mit Wasserkraft arbeitet. Im Zuge des Dioxinskandals in den Neunzigern beschloss er, das Öl fürs Futter selbst herzustellen und baute eine Ölmühle. Hier produziert er unter anderem Rapsöl für sein Blockheizkraftwerk, mit dem er seit sieben Jahren die Dielheimer Mühle samt den Nachbarhäusern für seine Mitarbeiter mit Strom und Wärme versorgt.
Schließlich hat er seinem Unternehmen noch eine Brauerei in Meckesheim (Rhein-Neckar-Kreis) angegliedert, wo nach alter Handwerkstradition das Bier im Felsenkeller reift – und die wertvolle Bierhefe für seine Produkte gedeiht. Mit dem Braumeister hat Ebert ein Verfahren entwickelt, die Vergärung von Malzbier zu stoppen, damit die hohe Enzymaktivität erhalten bleibt und kein Alkohol entsteht. Herausgekommen ist ein energiereiches Getränk für Pferde.