Für 69 Abiturienten des Matthias-Grünewald-Gymnasiums ist die Schulzeit vorbei. Mit einem Gesamtschnitt von 2,2 erzielten sie ein landesweit überdurchschnittliches Ergebnis. Bei einem Festakt in der Stadthalle erhielten sie ihr Reifezeugnis.
„Wir haben zusammen Höhen und Tiefen erlebt“, meinten Anna-Lena Rushiti und Felix Christel. Die beiden Abiturienten führten durch das Programm. Sie waren überzeugt: „Die gemeinsamen Jahre haben uns zu einer tollen Gemeinschaft geformt.“
Die Abiturienten sind nach Ansicht von Oberstudiendirektor Josef Münster keine Opfer der Bildungsreform. Im Gegenteil. „Sie können mit Stolz und Gelassenheit auf die Vorteile von G 8 blicken.“ Noch jung an Jahren, haben sie, so Münster, Freiräume für den weiteren Bildungsweg geschaffen. Für ein Studium, eine Ausbildung, für Erfahrungen in Projekten, ökologische, soziale und andere, für Auslandsaufenthalte oder Praktika.
Durch die Neuausrichtung der Bildungspläne in G8 haben die Abiturienten laut Münster Kompetenzen erworben, die in einer modernen Welt sehr nützlich sind. Münster verwies in diesem Zusammenhang an die kommunikative Kompetenz im Bereich der Sprachen sowie an die fundierten Kenntnisse der Grundlagen und praktischen, experimentellen Arbeitsweisen in den Naturwissenschaften. „Sehr hoch einzuschätzen mit Blick auf spätere berufliche Anforderungen sind aber auch personale und methodische Kompetenzen, wenn es darum geht, selbstständig Probleme zu analysieren und Lösungswege zu erarbeiten.“
Sein und Schein
Der Schulleiter appellierte an die Abiturienten, kritisch zu bleiben. „Nutzen Sie als mündige Bürger die nicht selbstverständlichen Rechte des Einzelnen unserer demokratisch-freiheitlichen Grundordnung, indem Sie auch politisch Ihre Verantwortung wahrnehmen und sich engagieren.“
Die Diskrepanz von Sein und Schein thematisierte Hannah Rettig in ihrer Scheffelpreisrede. Allzu oft, so ihr mulmiges Gefühl, könne das Unwesentliche tatsächlich bedeutend sein. Das Abitur, so ihre ernüchternde Erkenntnis, sei ein Beweis für Lern-, aber auch für Leidensfähigkeit. „Es gibt weniger Auskunft darüber, was wir wissen, als darüber, was wir wissen könnten.“ Statt sich an Formalitäten aufzuhalten, plädierte die Preisträgerin dafür, sich auf das Wesentliche zu besinnen. Konformität und vorauseilender Gehorsam seien ihrer Meinung nach der falsche Weg.
„Das heißt nicht, dass wir jeden Tag eine Rebellion anzetteln müssen“, betonte Rettig. Besser ist es in ihren Augen, unterscheiden zu können: „Aus Respekt vor uns selbst, dürfen wir nicht das, was wir der Form halber tun, zum Lebensinhalt erheben.“ Bürgermeister Wolfgang Vockel übermittelte die Glückwünsche der Kommune. Das Stadtoberhaupt bescheinigte dem Matthias-Grünewald-Gymnasium Bildungsqualität auf hohem Niveau zu vermitteln. Und das seit 325 Jahren. Angesichts der Kapriolen in der Bildungspolitik sei das immer noch die beste Basis für eine gute Zukunft.
Den Abiturienten empfahl er, Tatkraft, Zuversicht und Vertrauen in die eigene Stärke an den Tag zu legen. Vockel äußerte den Wunsch, dass die jungen Menschen auch weiterhin der Region verbunden bleiben. „Haben Sie den Mut, nach erfolgreichem Studium oder Ausbildung wieder hierher zurückzukehren.“
Appell an die Eltern
Peter Flux gratulierte den Abiturienten im Namen des Vereins der Freunde. Für sie gelte es jetzt, so der Vorsitzende, Abschied zu nehmen. Für alle, die von Heimweh geplagt werden, hatte er ein Patentrezept. „Die Abiturienten sollen sich auch künftig für die Belange ihrer ehemaligen Schule einsetzen.“
Als Mitglied des Vereins der Freunde könne man seine Verbundenheit mit dem Matthias-Grünewald-Gymnasium unter Beweis stellen und zu dessen positiver Entwicklung beitragen. Auch die Eltern sind froh und glücklich, dass die Prüfungen vorbei sind. Das gestand Burkhard Peterle. „Carpe diem“, rief der Elternbeiratsvorsitzende den Abiturienten zu. Sie sollen ihre Chancen nutzen. Veränderungsbereitschaft und Mut zur Individualität seien dabei besonders gefragt. Er ermunterte die jungen Leute, Risiken einzugehen. Sie sollen seiner Meinung nach Wege wählen, die weniger betreten scheinen. Auch die Eltern seien weiterhin gefragt. Ihre Aufgabe sei es, sich bereitzuhalten, wenn der Nachwuchs Hilfe brauche.
Schulleiter Josef Münster und die Tutoren überreichten die Abiturzeugnisse. Für herausragende Leistungen gab es überdies Fach- und Sonderpreise.
Dann hieß es: Film ab. Der Abi-Film hatte Premiere. Die kurzweilige Actionkomödie unter der Regie von Max Richter warf einen Blick hinter die Abiturprüfung. Der mit zahlreichen Anspielungen auf Kino- und Fernsehhits gespickte Film sorgte für große Begeisterung beim Publikum.
Verschiedene musikalische Darbietungen rundeten die Feier ab. Dorothee Stühlinger (Klavier) und Birte Thoma (Violine) aus dem Neigungskurs Musik spielten beispielsweise Vittorio Montis schwungvollen „Czardas“.