
Es ist der kleinste Herzschrittmacher der Welt, kaum größer als eine Vitaminkapsel – aber er kann Menschen mit einem zu langsamen Herzschlag das Leben retten: Der Herzschrittmacher mit dem Namen Micra wird seit kurzem erfolgreich im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim implantiert.
„Herzschrittmacher werden in der Medizin seit mehr als 60 Jahren eingebaut, im Caritas seit 1974. Sie regen den natürlichen Herzrhythmus wieder an, wenn das Herz krankheitsbedingt zu langsam schlägt oder ganz aussetzt“, erläutert Privatdozent Dr. Mathias M. Borst, Kardiologe und Chefarzt der Medizinischen Klinik 1 im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim in einer Pressemitteilung. „Über die Jahre wurden die Geräte dabei immer kleiner und haben heute etwa die Größe eines Teebeutels. Das Prinzip ist seither im Wesentlichen gleich geblieben: Unterhalb des Schlüsselbeins wird ein kleiner Schnitt gesetzt und der Herzschrittmacher in eine kleine Hauttasche eingebettet. Von dort wird er mit einer Elektrode, einem dünnen beweglichen Draht, durch die Vene mit dem Herzen verbunden und kann nun Impulse direkt ins Herz senden und so den Herzschlag regulieren.“
Durch die Vene von der Leiste bis zum Herzen
Der neue Herzschrittmacher sei eine echte Revolution, heißt es in der Pressemitteilung aus dem Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim. „Mit dem Micra-System haben wir erstmals einen Schrittmacher, der direkt ins Herz platziert wird“, unterstreicht der leitende Oberarzt Dr. Hansmartin Jetter. „Im Herzkatheterlabor führen wir die kleine Kapsel mithilfe eines Katheters durch die Vene von der Leiste bis zum Herzen vor“, beschreibt der Facharzt für Kardiologie (Herzerkrankungen) und interventionelle Kardiologie den Eingriff. „Dort wird die Kardiokapsel mit kleinen Häkchen an der Herzwand verankert und der Katheter wieder zurückgezogen.“ Vorteile des neuen Verfahrens: Zum einen ist die Verbindung zwischen Schrittmacher und Herzkammer über eine Elektrode nicht mehr erforderlich. Zum anderen hinterlässt das minimalinvasiven Implantationsverfahren des Micra äußerlich keine Veränderungen, die auf ein medizinisches Gerät hinweisen.
Das neue Verfahren werde vor allem bei Patienten angewendet, bei denen die bisher übliche Implantation eines Herzschrittmachers nicht möglich ist. „Dazu gehören z.B. Dialyse-Patienten, bei denen der venöse Zugang durch einen Dialyse-Shunt belegt ist, oder Patienten, bei denen die venösen Zugänge krankheitsbedingt verengt sind“, erläutert Jetter. „Auch bei Patienten, die bereits mehrmals einen Herzschrittmacher-Eingriff hinter sich haben, kann es zu Problemen kommen, weil die Herzklappe nicht mehr komplett schließt.“ Das neue Verfahren ergänze damit das breite Spektrum der Behandlungen von Herzrhythmusstörungen.
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