Ab dem Schuljahr 2016/17 soll es in Tauberbischofsheim mindestens eine Ganztagsgrundschule geben. Im Vorfeld fand bereits ein Informationsabend für die betroffenen Eltern und eine Umfrage statt. Am Mittwoch wurden die Ergebnisse der Umfrage dem Tauberbischofsheimer Gemeinderat vorgestellt und die weitere Vorgehensweise festgelegt.
Bereits im Juli wurden Eltern, deren Kinder eine Grundschule besuchen oder in Zukunft besuchen werden, über das neue Schulgesetz und die Bildung einer Ganztagesschule informiert. Weil man die Einrichtung einer Ganztagesschule an den Bedürfnissen der Eltern orientieren wolle, wurden gleichzeitig Fragebögen an die betroffenen in der gesamten Gemeinde verschickt, erklärte Hauptamtsleiter Michael Karle.
Karle stellte jetzt die Auswertung der Fragebögen vor. So kamen von den 437 verschickten Bögen 243 freiwillig ausgefüllt wieder zurück. Den Rücklauf von 55 Prozent bezeichnete er als sehr gut. Die detaillierte Auswertung der Bögen ergab, dass das bisherige Ganztagsangebot von 25,7 Prozent genutzt wird. Eine unverbindliche kostenpflichtige Ganztagsschule können sich 50,2 Prozent der Befragten vorstellen, 18,1 Prozent eine teilgebundene Ganztagsschule, 9,3 Prozent eine gebundene und 22,4 Prozent würden keine Betreuung benötigen.
Laut Karle geht aus den Bögen hervor, dass die Eltern mit dem bisherigen Angebot sehr zufrieden sind. Jedoch sehen etwa 80 Prozent einen Bedarf nach neuen und teilgebundenen Angeboten.
Bei den Inhalten für die Ganztagsschule rangiert mit 70 Prozent die Hausaufgabenbetreuung an erster Stelle, gefolgt vom Wunsch nach einem warmen Mittagessen und Lernförderzeit. Wenig Interesse bestehe an Randzeitenbetreuung. Insgesamt 62 Prozent der Befragten wünschen sich eine Ganztagsbetreuung im bisherigen Umfang, die flexibel wählbar ist. „Am liebsten kostenfrei“, wünschten sich 75 Prozent.
Die Umfrage an den einzelnen Schulstandorten ergab unterschiedliche Ergebnisse: An der Grundschule in Impfingen gibt es eine große Zufriedenheit, während in Distelhausen noch Betreuungsbedarf besteht.
Der weitere Fahrplan sieht vor, dass die Kommune für das Schuljahr 2016/17 einen Antrag für die Errichtung einer oder mehrerer Ganztagesgrundschulen stellen wird. Bis dahin sollen die Schulen gemeinsam mit dem Schulträger geeignete Konzepte erarbeiten. Familien, die bereits ab dem Schuljahr 2015/16 eine Ganztagsbetreuung nach dem geänderten Schulgesetz benötigen, sollen Unterstützung erhalten.
Für Johannes Benz (Bürgerliste) ist die Umfrage allein nicht aussagekräftig genug. Er sieht die Ganztagsschule als eine Möglichkeit an, der Ungleichheit der Bildungschancen entgegenzuwirken. „Wir haben hier 28 Prozent Alleinerziehende und denen müssen wir Unterstützung anbieten. Außerdem bekommen wir zunehmend Konkurrenz. Da könnte eine Ganztagesbetreuung ein wichtiger Faktor sein.“
Kurt Baumann (CDU) verwies auf die vorangegangenen Diskussionen um die Einführung zum Schuljahr 2015/16. „Aber wir wollen alle mit ins Boot holen und ein sinnvolles pädagogisches Konzept anbieten.“
Für Nina Warken (CDU) ist es wichtig, dass vor allem die Eltern „mitgenommen“ werden. „Es muss auf jeden Fall beide Möglichkeiten der Schulform geben“, forderte sie.
Auch Bernd Mayer (Bürgerliste) sieht das so: „Ich wehre mich gegen einen Zwang bei der Errichtung einer verbindlichen Ganztagesschule. Andere Möglichkeiten müssen auch weiter angeboten werden.“
Auch in der Bürgerfragestunde kam das Thema zur Sprache. „Ob eine offene oder gebundene Ganztagesschule – das werden die Konzepte ergeben. Es soll ein weiteres Angebot sein, aber es soll kein Zwang auf die Eltern ausgeübt werden“, beruhigte Bürgermeister Wolfgang Vockel die Bürger.
Welche Schule Ganztagsschule wird, könne er zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. So habe die Grundschule am Schloss wenig Außenfläche, die Christian-Morgenstern-Grundschule hingegen zwar ein schönes Areal aber zu wenig Platz.