Im Landratsamt wurde erstmals der Preis für Zivilcourage verliehen, den der Förderverein Aktionskreis Sucht- und Gewaltprävention, Sicherheit und Gesundheitsförderung im Main-Tauber-Kreis (Förderverein AkS) ausgelobt hatte. Mit dem Zivilcouragepreis wurden verdiente Bürger des Kreises geehrt, die durch ihr mutiges Handeln positiv hervorgetreten sind.
Preisträger Karlheinz Sack aus Lauda-Königshofen stellte Räumlichkeiten für Flüchtlinge und Einsatzkräfte der Polizei zur Verfügung, als das Wetter die notwendige Durchsuchung und zeitweise Räumung einer Asylunterkunft stark erschwerte.
Winfried Kniza aus Wertheim unterstützte Polizeibeamte bei der Festnahme einer verdächtigen Frau nach einem Ladendiebstahl. Die Frau hatte heftigen Widerstand geleistet. Gerade vor dem Hintergrund, dass Mitarbeiter der Polizei, der Feuerwehr oder des Rettungsdienstes von Passanten bei ihrer Arbeit teils gehindert oder gar attackiert werden, hob der Förderverein AkS das Handeln dieser Bürger hervor.
Zudem wurden Leonardo Maglia aus Wertheim, Ansgar Timm aus Lauda-Königshofen sowie ein weiterer Bürger ausgezeichnet. Sie haben auf einen nächtlichen Brand aufmerksam gemacht und anschließend die Bewohner des Hauses gerettet, indem sie mit einem Holzstamm die Eingangstür aufbrachen. So wurde niemand verletzt.
Schließlich wurde der 75-jährige Eugen Frank aus Niederstetten bedacht. Er kam einer Frau, die von einem Mann mit einem Messer bedroht und verletzt wurde, zu Hilfe und wendete die Gefahr ab.
Werte des Grundgesetzes
Landrat Reinhard Frank lobte zu Beginn der Feier den Vorschlag von Polizeivizepräsident Hans Becker, der die Schaffung des Zivilcourage-Preises angeregt hatte. „Das Kostbarste in unserer Gesellschaft sind die Werte des Grundgesetzes. Sie stellen die Würde des Menschen an erste Stelle.“
Der Vorsitzende des Fördervereins AkS, Bundestagsabgeordneter Alois Gerig (CDU), erläuterte, dass es sich beim Förderverein AkS um ein Gremium mit Vertretern der Prävention, Wirtschaft und Politik handelt, das die Aufgaben rund um Sucht- und Gewaltprävention, Sicherheit und Gesundheitsförderung des Aktionskreises (AkS) sowohl ideell als auch finanziell unterstützt. „Hier wird von allen Beteiligten wirklich gute Arbeit geleistet, damit die Menschen sich im Main-Tauber-Kreis sicher fühlen können und Ansprechpartner für alle Fragen rund um Sucht haben.“
Polizeivizepräsident Hans Becker machte deutlich, dass der Main-Tauber-Kreis einer der sichersten Kreise in Baden-Württemberg ist. Das Kriminalitätsniveau sei niedrig, die Aufklärungsquote bei Straftaten erreiche mit 60 Prozent einen sehr guten Wert. Jedoch habe das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung nachgelassen. „Darum muss man sich kümmern.“
Der Zivilcourage maß er einen hohen Stellenwert bei: „Viele schauen leider weg, auch wenn die Hilfe sogar gesetzlich vorgeschrieben ist. Natürlich muss sich dabei niemand selbst in Not bringen. Aber oftmals reichen kleine Aktivitäten bereits aus.“ Die Preisträger hätten jedoch weder Aufwand noch Kosten gescheut und zum Teil sogar die eigene Gesundheit riskiert.
Sechs Regeln
Zu couragiertem Verhalten gebe es sechs Regeln, erklärte der Polizeivizepräsident: Man solle helfen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Dabei soll man andere aktiv und direkt zur Mithilfe auffordern. Wichtig sei auch, genau zu beobachten und sich Täter-Merkmale einzuprägen. Professionelle Hilfe organisiert man unter der Notrufnummer 110. Sich um die Opfer zu kümmern und sich als Zeuge zur Verfügung zu stellen, sollte ebenfalls selbstverständlich sein.
Die Preisträger erhielten von Landrat Reinhard Frank sowie von den Vorstandsmitgliedern des AkS, Alois Gerig, Hans Becker und Bürgermeister Joachim Döffinger (Assamstadt) eine Urkunde, den Bildband des Main-Tauber-Kreises sowie verschiedene Gutscheine für Veranstaltungen oder Geschäfte vor Ort.
Kreis-Sozialdezernentin Elisabeth Krug, ebenfalls Vorstandsmitglied im Förderverein, moderierte die Preisverleihung. Sie übersetzte den Begriff Zivilvourage mit „Bürgermut“.
Schließlich spielten Schüler der Theater-AG des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums Wertheim eine Adaption von „Romeo und Julia“ als kurzes Stück zum Thema. Dabei ging es um die Frage, was geschehen wäre, wenn Romeos Cousin Benvolio eingeschritten wäre? Hätte es dann ein Happy End für das Paar aus den verfeindeten Familien gegeben? Dies rundete die Veranstaltung ab.
Vorschläge machen
Die positive Resonanz der Preisträger und Gäste ermutigte die Verantwortlichen weiterzumachen. Mögliche Preisträger für die Verleihung des Zivilcouragepreises im Jahr 2018 können daher bei folgenden Stellen vorgeschlagen werden: Bernhard Haag, Leiter der Präventionsaußenstelle der Polizei in Tauberbischofsheim, bernhard.haag@polizei.bwl.de; Tel. (0 93 41) 81 11 20 und bei Sigrid Mündlein, Kommunale Suchtbeauftragte, Gesundheitsamt des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis, sigrid.muendlein@main-tauber-kreis.de, Tel. (0 93 41) 82-55 73.