Jedes Jahr das Gleiche: An Silvester machen wir Deutschen Fondue oder Raclette, gießen Blei, trinken Sekt und feuern Böller ab. Da das auf Dauer etwas eintönig wird, habe ich mich mal nach Neujahrsbräuchen in anderen Ländern umgeguckt und sie auf ihre Brauchbarkeit hin überprüft.
In Italien trägt man an Silvester rote Unterwäsche. Dieser Brauch lässt sich hierzulande leicht nachmachen. Vorausgesetzt, man kombiniert ihn nicht mit dem brasilianischen Brauch, weiße Kleidung anzuziehen. Das Ergebnis wäre ein durchscheinendes Rosa, und so will bestimmt kaum einer das neue Jahr begrüßen.
Die Spanier verdrücken mit jedem Glockenschlag an Mitternacht eine Weintraube und wünschen sich was dazu. Wenn man sich beim Fondue zurückgehalten hat, ist dieser Brauch durchaus zur Nachahmung zu empfehlen.
Die Russen haben an Silvester kalendarisch einen ziemlichen Verhau beieinander. Die einen feiern am 31.12., die anderen 13 Tage später – je nachdem, ob sie dem gregorianischen oder dem orthodoxen Kalender folgen. Manche mischen auch noch das Weihnachtsfest dazu. So tarnte man das christliche Fest angeblich zu Zeiten des Kommunismus. So ein Durcheinander kann nur Geübten empfohlen werden.
Einen schwierigen Brauch pflegen die Schotten: Möglichst bald nach dem Jahreswechsel soll ein großer, gut aussehender dunkelhaariger Mann, der ein Rosinenbrot und ein Stück Kohle dabei hat, das Haus betreten. Vielleicht gibt es in Schottland ja Agenturen, die in der Silvesternacht Männer der genannten Kategorie vermitteln, – bei uns dürfte man darauf aber nicht vorbereitet sein.
Abzuraten ist von einem chinesischen Brauch: Man öffnet eine Stunde vor Mitternacht die Fenster, damit das Glück herein findet. Bei uns finden in Zweifel nur verirrte Raketen herein, die den neuen Teppich in Brand setzen. Also lieber doch nur Sekt trinken: Ein nasser Teppich ist besser als ein verkohlter. In diesem Sinne: Guten Rutsch. csc